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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 22.07.2013<br />

würden die klassenbewußten Proletarier durch solche Handlungen, die ihr als der revolutionären<br />

Leidenschaft entbehrend und als „opportunistisch“ erscheinen würden, ihren Unmut erregen.<br />

Und sie würde mit ihren neuen Genossen streiten, sie würde bemüht sein, sie davon zu<br />

überzeugen, warum sie „Helden sein müssen“. Würde sie damit wohl Erfolg haben? Ich weiß<br />

es nicht. Es käme auf die Umstände an. Möglicherweise würde es ihr gelingen, wenn zusammen<br />

[848] mit ihr eine beträchtliche Zahl anderer Intellektueller zu den Arbeitern übergegangen<br />

wäre. Die Geschichte zeigt, daß die ersten Schritte der Arbeiterbewegung nicht selten<br />

unter dem entschlossenen Einfluß der Intelligenz getan werden. Allerdings geht es dabei<br />

nicht ohne innere Kämpfe ab. Hier stehen innerhalb der Bewegung wieder die „zwei Taktiken“<br />

miteinander im Kampf. Wenn die Arbeiterbewegung aber erstarkt, wenn das Proletariat<br />

nicht mehr am Gängelband der Intelligenz zu gehen braucht, dann wird sich die proletarische<br />

Taktik endgültig durchsetzen... Und dann wird sich die Intelligenz allmählich von ihr abkehren.<br />

In dem Gespräch Lewschins und Jagodins mit Rjabzow kommt noch eine Stelle vor, auf die<br />

man bei der Erklärung der psychologischen Bedingungen der proletarischen Taktik nützlicherweise<br />

hinzuweisen hat. Hier ist sie.<br />

Lewschin: Man darf nichts blindlings unternehmen, man muß verstehen... Du bist noch jung, und das bedeutet für<br />

dich Zwangsarbeit.<br />

Rjabzow: Das macht nichts, ich fliehe.<br />

Jagodin: Vielleicht kommst du ohne Zwangsarbeit davon! Für die Zwangsarbeit, Paschok, bist du noch zu jung.<br />

Lewschin: Sagen wir, du wirst zur Zwangsarbeit verurteilt. In dieser Sache ist das Schlimmere das Beste. Wenn ein<br />

Mensch die Verschickung nicht fürchtet, so ist er fest entschlossen!<br />

Das ist wahr! Der alte Lewschin, seinen eigenen Worten zufolge sehr lebenserfahren und<br />

einsichtig, versteht das sehr wohl. Hätte er aber Gelegenheit, mit Tatjana Lugowaja über revolutionären<br />

„Heroismus“ zu disputieren, so würde er seine zutiefst wahre Bemerkung vielleicht<br />

gar nicht recht zur Geltung zu bringen verstehen. „In dieser Sache ist das Schlimmere<br />

das Beste.“ Sehr richtig! Aber etwa nur in der Sache, von der bei Lewschin und Rjabzow die<br />

Rede ist? O nein! Es gibt auf der Welt viele, viele Dinge, bei denen „das Schlimmere das<br />

Beste ist“. Und dazu gehört auch der Befreiungskampf des Proletariats. Gerade hier muß man<br />

ständig daran denken, daß „das Schlimmere das Beste ist“, denn wenn sich die Menschen, die<br />

für die Befreiung des Proletariats kämpfen, auch vor dem Schlimmen nicht fürchten, so sind<br />

sie fest entschlossen. Und was ist in diesem Kampfe das Schlimmste? Der Untergang, der<br />

denen droht, die daran teilnehmen? Nein, mit dem Untergang sind sie nicht so leicht zu<br />

schrecken. Versucht doch mal den jungen Rjabzow mit dem Untergang zu schrecken, Rjabzow,<br />

der ruhig und einfach, ja, wie es scheint, mit einem gewissen Ärger jene, die es für nötig<br />

halten, ihm Mut zu machen, zurechtweist: „Ich habe mich schon fest entschlossen. Was soll<br />

man da noch lange reden?“ Um diesen Menschen aus der Fassung zu bringen, muß man<br />

schon etwas Schrecklicheres ausdenken als den Untergang. Was [849] kann es nun für ihn<br />

Schrecklicheres geben als den Untergang? Für ihn kann nur eines schrecklicher sein als der<br />

Untergang: das Mißlingen einer Sache, der er sich mit seinem ganzen Herzen und mit seinem<br />

ganzen Sinnen und Trachten hingegeben hat. Und nicht einmal das gänzliche Mißlingen, die<br />

endgültige Zerschlagung der Hoffnungen, die mit dieser Sache verknüpft sind, sondern schon<br />

die bloße Erkenntnis, daß der Sieg der Sache, der so nahe zu sein schien, auf unbestimmte<br />

Zeit hinausgeschoben ist. In einer gewissen Stimmung ist diese Erkenntnis zweifellos<br />

schlimmer als der Tod. Und wenn das Leben einen Menschen zu dieser Erkenntnis zwingt –<br />

d. h. wenn das Leben die allzu optimistischen Hoffnungen auf den nahe bevorstehenden Sieg<br />

zerschlägt –‚ dann kann sich auch eines sehr charakterfesten Menschen die Verzweiflung<br />

bemächtigen. Darum dürfen sich die Teilnehmer am Befreiungskampf des Proletariats nicht<br />

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