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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 22.07.2013<br />

ter des Proletariats, die aus eigener Erfahrung wissen, wieviel sittliche Kraft dazu gehört, um<br />

unter den Proletariern das Klassenbewußtsein zu wecken, Tell natürlich alle gebührende Achtung<br />

entgegenbringen, aber sie werden für Stauffacher sicherlich mehr Sympathie empfinden.<br />

Vorausgesetzt natürlich, daß sie nicht in die damit unverträgliche Lage von Leuten wie Chalturin<br />

geraten.<br />

Mit einem Wort, hier wird sich der Unterschied der Anschauungen zeigen, der durch den<br />

Unterschied der sozialen Klassenlage bestimmt wird. Und diesen unvermeidlichen Unterschied<br />

hat Gorki sehr schön hervorgehoben. Die Arbeiter, die er in dem Stück „Die Feinde“<br />

auftreten läßt, erfüllt höchste Opferbereitschaft. Denken Sie nur an die folgende Szene, in der<br />

Lewschin und Jagodin dem jungen Arbeiter Rjabzow vorschlagen, die Schuld an der Tötung<br />

des Kapitalisten Michail Skrobotow auf sich zu nehmen:<br />

Rjabzow: Ich habe mich entschlossen.<br />

Jagodin: Warte ab und überleg dir’s.<br />

Rjabzow: Was gibt’s da zu überlegen? Ein Mensch ist umgebracht, und einer muß es auf sich nehmen.<br />

Lewschin: Das ist wahr! Es muß sein. Als ehrliche Menschen stehen wir für unsere Tat auch ein. Und wenn nicht<br />

einer die Sache auf sich nimmt, so wird man viele zur Rechenschaft ziehen. Dann wird man die Besten dafür büßen<br />

lassen, die für die gemeinsame Sache wertvoller sind als du, Paschok.<br />

Rjabzow: Ich sage ja gar nichts. Ich bin zwar noch jung, aber ich verstehe, wir müssen sein wie die Glieder einer<br />

Kette... Fest zusammenhalten...<br />

Jagodin (lächelnd): Alle zusammen los, umzingelt und draufgedrückt – und die Sache ist erledigt!<br />

Rjabzow: Nun gut. Ich habe mich schon fest entschlossen. Was gibt’s da noch lange zu reden? Ich habe niemand,<br />

ich muß die Sache machen! Es widerstrebt einem nur, daß man für die Tötung eines solchen...<br />

Lewschin: Für die Genossen, und nicht für die Tötung.<br />

Rjabzow: Nein, ich meine, daß er ein hassenswerter Mensch war... ein ganz schlechter...<br />

Lewschin: Schlechte Menschen muß man umbringen. Ein guter Mensch kann allein sterben, der stellt sich andern<br />

nicht in den Weg.<br />

Rjabzow: Nun, alles klar?<br />

[846]<br />

Jagodin: Ja, Paschok. Also morgen früh sagst du es?<br />

Rjabzow: Warum soll ich bis morgen warten? Ich sage – ich gehe gleich.<br />

Lewschin: Nein, sag es lieber erst morgen! Guter Rat kommt über Nacht...<br />

Rjabzow: Nun gut... Soll ich jetzt gehen?<br />

Lewschin: Mit Gott!<br />

Jagodin: Geh, mein Lieber, Kopf hoch.<br />

(Rjabzow entfernt sich langsam. Jagodin dreht den Stock in den Händen und betrachtet ihn sinnend. Lewschin<br />

blickt zum Himmel.)<br />

Lewschin (leise): Ein wackeres Volk wächst jetzt heran, Timofej!<br />

Jagodin: Wie das Wetter, so der Knoblauch...<br />

Lewschin: Also er nimmt die Sache auf sich, und wir werden uns behaupten...<br />

Kann es etwas Erhabeneres geben als die Selbstaufopferung des jungen Rjabzow? Und wie<br />

erhaben sind die Motive seiner gereifteren Genossen, die ihm den Weg zum heldenhaften<br />

Handeln zeigen! Bei ihnen zielt alles darauf ab, daß das Volk „sich behauptet“. Es gibt keinen<br />

Zweifel: das sind wahre Helden. Aber es sind Helden besonderer Art, von besonderem<br />

Schlag, es sind Helden aus dem proletarischen Milieu. Und sehen Sie, welchen Eindruck ihre<br />

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