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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 22.07.2013<br />

zingelt und draufgedrückt – und die Sache ist erledigt.“ Freilich, [841] „erledigt“ ist die Sache<br />

in Wirklichkeit nicht so schnell, wie Jagodin meint; aber daraus folgt nur, daß man sich<br />

um so mehr und um so enger zusammenschließen muß, damit die Sache dann schließlich<br />

doch „erledigt“ ist.<br />

In dieser Richtung der Vereinigung und Organisation der proletarischen Kräfte bewegt sich<br />

natürlicherweise fast instinktiv die Tätigkeit der führenden Vertreter der Arbeiterklasse. Die<br />

Vereinigung und die Organisation erscheinen ihnen natürlicherweise als das wirksamste,<br />

fruchtbarste taktische Mittel des Kampfes um eine bessere Zukunft. Und im Vergleich zu<br />

diesem fruchtbaren und wirksamen taktischen Mittel erscheinen ihnen alle anderen Mittel als<br />

von untergeordneter Bedeutung, als unwesentlich, und manche – die zuweilen, unter anderen<br />

gesellschaftlichen Bedingungen, nicht ohne Erfolg angewandt werden – mitunter als geradezu<br />

unzweckmäßig. In dem neuen Stück Gorkis bemerkt der Arbeiter Lewschin anläßlich der<br />

Tötung eines der Fabrikbesitzer, des grausamen Michail Skrobotow, durch seinen Genossen<br />

Jakimow: „Ach, Andrej hätte nicht schießen sollen! Was hat es denn für einen Sinn, einen<br />

Menschen umzubringen? Es hat gar keinen Sinn! Den einen Hund schlägt man tot – und der<br />

Besitzer kauft einen andern, das ist die ganze Geschichte.“ Der sogenannte Terrorismus ist<br />

keine proletarische Kampfmethode. Ein wirklicher Terrorist ist Individualist dem Charakter<br />

nach oder infolge von „Umständen, die nicht in seiner Gewalt stehen“. Schiller hat das mit<br />

seinem Instinkt eines genialen Künstlers begriffen. Sein Wilhelm Tell ist Individualist im<br />

vollen Sinne des Wortes. Als Stauffacher zu ihm sagt: „Wir könnten viel, wenn wir zusammenstünden“,<br />

antwortet er: „Beim Schiffbruch hilft der einzelne sich leichter.“ Und als Stauffacher<br />

ihm vorwirft, daß er die gemeinsame Sache schnöde verlasse, erwidert er, daß ein jeder<br />

nur sicher auf sich selbst zähle. Das sind zwei einander diametral entgegengesetzte Ansichten.<br />

Stauffacher legt dar, daß „verbunden auch die Schwachen mächtig werden“, aber<br />

Wilhelm Tell behauptet hartnäckig, daß „der Starke am mächtigsten allein“ sei.<br />

Dieser Überzeugung bleibt Tell bis zum Ende unverändert treu. Er rechnet „allein“ mit Geßler<br />

ab. Stauffacher hingegen ist bei Schiller als der typische Agitator, Organisator und Führer<br />

der Massenbewegung geschildert. Wie Tell schreckt auch dieser energische Mann nicht vor<br />

den extremsten Mitteln zurück. Bei der Zusammenkunft auf dem Rütli spricht er die berühmten<br />

Worte: auch die Tyrannenmacht habe eine Grenze und der Gedrückte, der nirgends Recht<br />

finden kann, dem die Last unerträglich wird, appelliere dann eben an seine ewigen, unveräußerlichen<br />

Rechte und greife zum Schwert. Aber die Hauptgewähr des Erfolgs erblickt er im<br />

Zusammenschluß; er verlangt, daß am Befreiungskampf alle Waldkantone teilnehmen und<br />

daß sie alle geschlossen handeln: [842]<br />

Wenn Uri ruft, wenn Unterwalden hilft,<br />

Der Schwytzer wird die alten Bünde ehren...<br />

Und anders kann man gar nicht vorgehen. Stauffacher fürchtet die Unternehmungen einzelner<br />

geradezu, weil sie für den Erfolg der gemeinsamen Sache hinderlich sein können. Er rät den<br />

auf dem Rütli Versammelten eindringlich:<br />

Jetzt gehe jeder seines Weges still<br />

Zu seiner Freundschaft und Genossame.<br />

Wer Hirt ist, wintre ruhig seine Herde<br />

Und werb’ im stillen Freunde für den Bund,<br />

Was noch bis dahin muß erduldet werden,<br />

Erduldet’s! Laßt die Rechnung der Tyrannen<br />

Anwachsen, bis ein Tag...<br />

usw.<br />

3

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