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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 22.07.2013<br />

men“. 1*<br />

[836]<br />

M[eine] H[erren]!<br />

Zweite Stunde<br />

Ich behaupte, daß die Ideen T[olstois] über die Gerichte und über den Krieg – über die internationalen<br />

Beziehungen – eine eigentümliche Widerspiegelung mancher sozialistischer Ideen<br />

in seinem Kopfe darstellen, und ich versprach zu erläutern, worin ihre Eigentümlichkeit besteht.<br />

Das will ich jetzt tun. Hier muß ich an die Vernunftgründe erinnern, die die Sozialisten<br />

zur Rechtfertigung ihrer Ablehnung der Gerichte angeführt haben. H[erzen] hat sich nicht<br />

ohne Grund auf den Materialisten Owen berufen. Der Owenschen Lehre lag die materialistische<br />

Lehre zugrunde, derzufolge der Mensch nicht als gut oder schlecht geboren wird.<br />

Tscher[nyschewski]. Er wird nicht als Tischler oder Schuster geboren, sondern er wird es<br />

unter dem Einfluß der ihn umgebenden – hauptsächlich gesellschaftlichen – Umstände. Helvétius.<br />

Marx hat gezeigt, wie dieser Gedanke die Grundlage des Sozialismus des 19. Jahrhunderts<br />

bildete. Schlußfolgerung aus dieser These. Das Verbrechertum – ein gesellschaftliches<br />

Produkt. Notwendigkeit der sozialen Reform. So verhält sich H[erzen]. 2 In dem Disput<br />

mit Samarin appelliert er wegen der Auspeitschung an die soziale Reform. Und T[olstoi]?<br />

Die ganze Eigentümlichkeit seiner Lehre besteht darin, daß er diese Schlußfolgerung nicht<br />

zieht. Warum? Weil sie ihm nicht als notwendig erscheint. Und warum erscheint sie ihm so?<br />

Weil ihm die materialistische Auffassung vom Menschen zuwider ist. Er spottet über den<br />

Materialismus mit seiner erstaunlich begeisterten Behauptung, der Mensch sei ein Prozeß und<br />

weiter nichts („Mein Glaube“ [das heißt: „Worin besteht mein Glaube?“], S. 110). Seiner<br />

Meinung nach ist der Materialismus das legitime Kind der christlichen Kirchenlehre, derzufolge<br />

das Leben auf Erden das Leben nach dem Sündenfall ist („Mein Glaube“, S. 110). Er<br />

schreibt. Siehe Auszug Nr. 0. 3 Dementsprechend betrachtet er auch die menschliche Geistesgeschichte<br />

als etwas von der tatsächlichen Geschichte der Menschheit, d. h. unter anderem<br />

auch von der Geschichte der gesellschaftlichen Verhältnisse, Unabhängiges. „Reifejahren“,<br />

S. 95. Was Diderot über die Willensfreiheit sagt. 4* Der Mensch als Ursache; aber vorher war<br />

er Folge, bei T[olstoi] ist er nur Ursache. Schlußfolgerungen [837] hieraus. Wieviel Land<br />

braucht der Mensch? Drei Arschin. Haltung gegenüber Eroberern. Gegenüber Ausbeutern.<br />

Der „Zulu“. „R[eife] Äh[ren]“, S. 220. 5 Sein Aufruf an die Arbeiter. 1* Schreckliche Naivität<br />

dann wird der Tod anklopfen.“ („Briefe an einen Gegner. Erster Brief“; Sämtl. Werke, Bd. XVII, S. 372. [A. I.<br />

Herzen, Ausgewählte philosophische Schriften, Moskau 1949, S. 571, deutsch.]) Red. L. N.<br />

An einer anderen Stelle:<br />

„Unsere zehn Gebote, unser bürgerlicher Katechismus sind im Sozialismus enthalten ... der Sozialismus, wie<br />

das Mädchen im Evangelium, ist nicht tot, sondern er schläft.“ (Ebenda, S. 561, im zweiten Brief an einen Reisenden,<br />

Frühjahr 1865.) Sämtl. Werke, Bd. XVIII, S. 114/115. Red. L. N.<br />

1* Über diese Frage findet man nähere Einzelheiten im Text des Vortrags; S. 822 bis 832.<br />

2 Am Rande steht noch, zweimal unterstrichen: „Nr. 3. Eher seinen Materialismus.“ Red. L. N.<br />

3 In diesen Auszug, „Die Materie“, hat Plechanow folgende Stelle aus dem Sammelband „Reife Ähren“ aufgenommen:<br />

„Die Materie ist die Grenze des Geistes. Das wahre Leben aber ist die Aufhebung dieser Grenze. Hat<br />

man das begriffen, dann versteht man zugleich auch das wahre Wesen der Wahrheit. Jenes Wesen, das dem<br />

Menschen das Bewußtsein des ewigen Lebens gibt. Die Materialisten halten die Grenze für das wahre Leben“<br />

(S. 95). Red. L. N.<br />

4* Gemeint sind die Worte Diderots über die Willensfreiheit, die von Plechanow bereits im Jahre 1896 in dem<br />

Aufsatz „Zur Verteidigung des ökonomischen Materialismus“ erläutert wurden: „die Illusion eines Wesens, das<br />

sich als Ursache, nicht aber als Folge erkennt“. Diese schöne Definition Diderots ist anwendbar auf den Einzelmenschen<br />

wie auch auf den Gesellschaftsmenschen, wie Marx sich ausdrückt.<br />

5 [Das Zitat über den Zulu aus dem Sammelband „Reife Ähren“ hat Plechanow in seinem Aufsatz „Verwirrung<br />

der Begriffe“ angeführt; siehe S. 752/753.]<br />

3

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