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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 11.07.2013<br />

ben, als ihnen der Gebrauch des Feuers und der Waffe noch unbekannt war. Zuerst die Tatsachen<br />

und dann die Hypothese.<br />

Bücher beruft sich auf die Buschmänner und auf die Weddas auf Ceylon. Es ergibt sich die<br />

Frage, ob man sagen kann, die Lebensweise dieser Stämme, die zweifellos zu den niedrigsten<br />

Jägerstämmen gehören, sei aller Kennzeichen einer Wirtschaft bar, und das Individuum sei bei<br />

ihnen ganz und gar auf seine eigenen Kräfte angewiesen. Ich behaupte, man kann das nicht.<br />

Nehmen wir zunächst die Buschmänner. Bekanntlich schließen sie sich nicht selten zu Parteien<br />

von 200 bis 300 Menschen zusammen, um gemeinsam zu jagen. Eine solche Jagd, die<br />

ganz unzweifelhaft ein Zusammenschluß von Menschen zu produktiven Zwecken ist, „setzt“<br />

gleichzeitig sowohl Arbeit als auch zweckmäßige Zeiteinteilung „voraus“, da die Buschmänner<br />

in diesen Fällen Zäune bauen müssen, die sich manchmal über mehrere Meilen hinziehen,<br />

tiefe Gräben ausheben und deren Sohle mit zugespitzten Pfählen besetzen usw. 1 Selbstverständlich<br />

geschieht das alles nicht nur, um den Anforderungen der gegebenen Zeit zu genügen,<br />

sondern auch im Interesse der Zukunft.<br />

„Man hat diesen Wilden jeden ökonomischen Sinn abgesprochen“, sagt Theophil Hahn, „und<br />

wo von ihnen in Büchern die Rede ist, schreibt der eine ohne Kritik die Irrtümer des anderen<br />

ab. Freilich verstehen sie sich auf keine Nationalökonomie und Staatswirtschaft, doch sind sie<br />

darauf bedacht, für ungünstigere Zeiten Vorsorge zu treffen.“ 2<br />

Und in der Tat: aus dem Fleisch der getöteten Tiere legen sie Vorräte an und verbergen sie in<br />

Höhlen oder überlassen sie in gut überdeckten Schluchten der Aufsicht von Greisen, die nicht<br />

mehr fähig sind, an der Jagd unmittelbar teilzunehmen. 3 Auch von den Zwiebelwurzeln mancher<br />

Pflanzen werden Vorräte angelegt. Diese Zwiebeln, in ungeheurer Menge [82] gesammelt,<br />

bewahren die Buschmänner in Vogelnestern auf. 4 Schließlich sind auch die von den<br />

Buschmännern angelegten Vorräte an Heuschrecken bekannt, für deren Fang sie ebenfalls<br />

tiefe und lange Gräben ausheben. 5<br />

Das zeigt, wie sehr sich Bücher, zusammen mit Lippert, irrt, wenn er behauptet, bei den niederen<br />

Jägerstämmen denke niemand an das Sammeln von Vorräten. 6<br />

Nach Beendigung der gemeinsamen Jagd lösen sich die großen Jägergruppen der Buschmänner<br />

allerdings in kleine Gruppen auf. Aber erstens ist es eine Sache, Mitglied einer kleinen<br />

Gruppe, und eine andere Sache, auf seine eigenen Kräfte angewiesen zu sein. Zweitens lösen<br />

die Buschmänner die gegenseitige Verbindung auch dann nicht auf, wenn sie nach verschiedenen<br />

Seiten auseinandergehen. Die Betschuaner erzählten Lichtenstein, daß die Buschmänner<br />

einander beständig Feuersignale geben und auf diese Weise alles erfahren, was im weitesten<br />

Umkreise geschieht, viel besser als alle anderen ihnen benachbarten Stämme, die in<br />

kultureller Beziehung viel höher stehen als sie. 7 Ich meine, daß ähnliche Gewohnheiten nicht<br />

hätten entstehen können, wenn die einzelnen Individuen bei den Buschmännern auf ihre eigenen<br />

Kräfte angewiesen gewesen wären und wenn unter ihnen die „individuelle Nahrungssuche“<br />

vorgeherrscht hätte.<br />

1 Vgl. „Die Buschmänner“. Ein Beitrag zur südafrikanischen Völkerkunde von Theophil Hahn; „Globus“, 1870,<br />

Nr. 7, S. 105.<br />

2 Ebenda, Nr. 8, S. 120.<br />

3 Ebenda, S. 120.<br />

4 Vgl. „Die Buschmänner“. Ein Beitrag zur südafrikanischen Völkerkunde von Theophil Hahn. „Globus“, 1870,<br />

Nr. 8, S. 120.<br />

5 G. Lichtenstein, „Reise im südlichen Afrika in den Jahren 1803, 1804, 1805 und 1806“, Zweiter Teil, S. 74.<br />

6 [Karl Bücher,] „Vier Skizzen“, S. 75, Anmerkung.<br />

7 [G. Lichtenstein,] genanntes Werk, Bd. II, S. 472. Bekanntlich stehen die Feuerländer ebenfalls mittels Feuersignalen<br />

miteinander in Verbindung. Siehe Darwin, „Journal of Researches“ etc., London 1839, p. 238.<br />

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