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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 22.07.2013<br />

stehen konnte, daß nämlich der von ihm gemachte – und in seinen Augen äußerst wichtige –<br />

Unterschied zwischen den beiden Arten von Eigentum 1 ihn keineswegs gehindert hat, jene<br />

Hilfe für die Menschen zu verurteilen, die mittels der „Teilung des Überflusses“ geschieht.<br />

Ich will auf das Testament des Grafen Tolstoi nicht noch einmal zurückkommen und wiederholen,<br />

daß es eine (mehr oder weniger bewußte) Verleugnung seiner Lehre bedeutet; daß darin<br />

mehr enthalten ist, als gesagt wird, denn Graf Tolstoi, der im Testament den Rückkauf des<br />

Gutes Jasnaja Poljana bestimmte, hat eben damit seinen Verehrern das Vermächtnis hinterlassen,<br />

seine Anschauung vom Eigentum und von der Verfügung über den eigenen „Überfluß“<br />

zu verwerfen.<br />

Ich will annehmen, dieses Testament existiere gar nicht, und sehen, wie ich mich zu verhalten<br />

habe, falls ich die Ansicht Tolstois vom Eigentum auch weiterhin für richtig halte.<br />

[779]<br />

IV<br />

Das Eigentum, das auf fremder Arbeit beruht und mit Gewalt beschützt wird, ist ein Übel, ein<br />

unreines Mittel, eine Fiktion, ein Phantasieding, das nur für die existiert, die an Mammon<br />

glauben.<br />

Daran zweifle ich nicht. Immerhin kann es nicht schaden, wenn man sich in diese Definition<br />

des Eigentums etwas mehr vertieft.<br />

Was heißt das: Eigentum ist eine Fiktion, ein Phantasieding?<br />

Gehörte Jasnaja Poljana dem Grafen Tolstoi etwa nur in seiner Einbildung?<br />

Durchaus nicht! Jasnaja Poljana hat ihm wirklich gehört.<br />

Und natürlich wußte er das selbst sehr gut.<br />

Seine Definition des Eigentums als „Übel“ muß man so verstehen, daß die Menschen es nur<br />

eingebildetermaßen für ernsthaft bedeutend hielten. In Wirklichkeit hat es keine solche Bedeutung<br />

und kann es keine haben. Und darum können die Menschen es „aufgeben“, ohne<br />

ihrer wahren Natur auch nur im geringsten Gewalt anzutun. Ja, da der Mensch, der sein Eigentum<br />

„als Übel“ aufrechterhält, selbst an diesem Übel teilhaben muß, kann man es nicht<br />

nur, sondern muß man es sogar „aufgeben“. Um das Gute zu schaffen, muß man auf das Böse<br />

verzichten.<br />

Woraus ist nun ersichtlich, daß das auf Gewalt gegründete Eigentum für die Menschen nur<br />

eingebildete Bedeutung hat?<br />

Das ist daraus ersichtlich, daß den Menschen in der Tat nur eines wichtig ist: den Willen dessen<br />

zu vollziehen, der sie gesandt hat. Und der Wille dessen, der sie gesandt hat, ist, daß die<br />

Menschen sich gegenseitig lieben und unterstützen und nicht von anderen Dienste verlangen,<br />

wie sie der Besitzer des Eigentums fordert. 2<br />

1 In Wirklichkeit ist er nicht so groß, weil das „durch Arbeit erworbene“ Eigentum in einem bestimmten Stadium<br />

der gesellschaftlichen Entwicklung durch die unüberwindliche Dialektik der gesellschaftlichen Verhältnisse in sein<br />

direktes Gegenteil verwandelt wird: Eigentum erzeugt, nach dem bekannten Ausspruch Lassalles, Fremdentum.<br />

Tolstoi konnte diese Dialektik jedoch nicht verstehen. In seinem Denken fehlte das dialektische Element gänzlich.<br />

Er war immer typischer Metaphysiker.<br />

2 Wir bringen die Variante zu dieser Stelle:<br />

„Woraus ist nun ersichtlich, daß das Eigentum für die Menschen nur eingebildete Bedeutung hat?<br />

5

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