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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 22.07.2013<br />

man sie überhaupt als Revolutionäre bezeichnen kann, was ich nicht glaube –‚ so ergibt sich,<br />

daß die Behauptung Tolstois unrichtig ist. Unrichtig ist auch, daß die heutigen Revolutionäre<br />

„das Eigentum zertrümmern“ wollen.<br />

Ich möchte noch mehr sagen. Wer klar und exakt zu denken gewohnt ist, der kann gar nicht<br />

verstehen, was das Zeitwort „zertrümmern“ in bezug auf eine solche gesellschaftliche Einrichtung<br />

wie das Eigentum bedeuten soll, und es besteht kein Zweifel, daß unsere heutigen<br />

Revolutionäre in ihrer überwiegenden Mehrheit – d. h. wiederum mit Ausnahme der Anarchisten,<br />

die äußerst zweifelhafte Revolutionäre sind – das Eigentum nicht „zertrümmern“, sondern<br />

ihm einen neuen Charakter geben – an die Stelle des Privateigentums an den Produktionsmitteln<br />

das gesellschaftliche Eigentum setzen wollen. Die „Zertrümmerung des Eigentums“<br />

– wenn man darunter die gewaltsame Zerstörung oder Beschädigung der Gegenstände<br />

versteht – wurde von ihnen stets und wird von ihnen auch jetzt noch als eine schädliche<br />

Handlung verurteilt, die von dem mangelnden Bewußtsein derer zeugt, die sie begehen.<br />

Graf L. Tolstoi kannte den modernen Sozialismus leider sehr wenig. Das hat ihn zu manchen<br />

Irrtümern verleitet. Aber das ist hier nicht das Wesentliche. So beschränkt auch seine Kenntnisse<br />

auf dem genannten Gebiete waren, er hat doch mit dem Instinkt eines großen Künstlers die<br />

völlig unbestreitbare Wahrheit entdeckt, daß es keine Menschen gegeben hat und auch nicht<br />

geben konnte, die ihm ferner gestanden hätten als die heutigen Sozialisten... richtiger gesagt,<br />

als die unter den heutigen Sozialisten, die ihre eigenen theoretischen Ansichten und ihre eigenen<br />

prak-[775]tischen Bestrebungen zu Ende gedacht haben. Sein Instinkt hat ihn nur in einem<br />

getäuscht: er hat ihn zu einem recht ungenauen Vergleich verleitet. Hat er doch selbst gesagt:<br />

„diese Menschen stehen uns ganz fern“, und als er dann sein Beispiel mit dem nicht geschlossenen<br />

Ring brachte, lief es bei ihm darauf hinaus, daß die Enden dieses Ringes nicht weiter<br />

entf[ernt sind voneinander als alle anderen Teile des Ringes] ... 1 ... haben ganz den gewaltigen<br />

Unterschied vergessen, der zwischen ihren Ansichten und der Lehre des Grafen L. Tolstoi besteht.<br />

Und Sie können auch noch sagen, daß dies nicht nur in Rußland so gewesen ist, sondern<br />

fast in der gesamten Kulturwelt. Dagegen habe ich nicht das geringste einzuwenden: es ist so.<br />

Aber Sie sollten nicht so schnell triumphieren. Sie sollten zuerst versuchen, sich klarzumachen,<br />

warum es so gewesen ist. Und dabei möchte ich Ihnen gern behilflich sein.<br />

II<br />

„Für den Christen gibt es kein Eigentum“, sagt [Tolstoi, „sie aber wollen das Eigentum zertrümmern]<br />

... 2<br />

Wenn man die Bedeutung des Eigentums für sich selbst nicht anerkennt, kann man, um konsequent<br />

zu bleiben, seine Bedeutung auch für andere nicht anerkennen. Das ist völlig richtig.<br />

Und daraus ergibt sich, daß sich der Christ vom Eigentum nicht befreien kann durch<br />

irg[endeine „Handlung“] ... 3<br />

Wenn das so ist, so frage ich Sie: Was haben wir von denen zu denken – und vielleicht gehör-<br />

1 Wir bringen die Variante zu dieser Stelle:<br />

„... haben ganz den gewaltigen Unterschied vergessen, der zwischen ihren Ansichten und der Lehre L. N. Tolstois<br />

besteht. Und Sie können darüber hinaus sagen, daß es nicht nur in Rußland so war, sondern fast in der gesamten<br />

Kulturwelt, fast überall, wo man von seinem Fortgehen von Jasnaja Poljana und von seinem Tode sprach: und wo<br />

hätte man nicht davon gesprochen? Aber was folgt hieraus? Auf keinen Fall, daß die Wahrheit, wenn sie aus irgendeinem<br />

Grunde für mehr oder weniger lange Zeit vergessen worden ist, deshalb aufhört, Wahrheit zu sein.“<br />

Red. L. N. Hier ist im Manuskript eine Lücke; es fehlt Seite 10. Die Red.<br />

2 Im Manuskript ist eine Lücke, es fehlt Seite 8. Die Red.<br />

3 Im Manuskript ist wieder eine Lücke; die Worte, mit denen der Satz schließt, wurden von der Redaktion dem<br />

Text des früher gedruckten Artikels entnommen. Die Red.<br />

2

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