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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 22.07.2013<br />

[773]<br />

Verwirrung der Begriffe*<br />

(Anläßlich eines wenig bekannten Buches)<br />

I<br />

Es gibt ein sehr lehrreiches, obschon, wenn ich mich nicht irre, wenig bekanntes Buch, das<br />

den Titel trägt: „Reife Ähren“. Eine Sammlung von Artikeln, Gedanken und Aphorismen aus<br />

dem Briefwechsel L. N. Tolstois. Zusammengestellt mit Genehmigung des Verfassers von D.<br />

R. Kudrjawzew. Dieses Buch ist so lehrreich, weil es uns viele Gedanken L. N. Tolstois in<br />

statu nascendi [im Entstehungszustand] erkennen läßt. Manche sehr ernste Mißverständnisse<br />

oder – wie L. N. Tolstoi sich ausdrückt – Verwirrungen der Begriffe werden dort aufgeklärt.<br />

Ich kann dem Leser nur dringend raten, dieses lehrreiche Buch recht genau zu studieren.<br />

L. N. Tolstoi will darin unter anderem folgende „Verwirrung der Begriff e“ beseitigen.<br />

„Wir täuschen uns häufig“, sagt er, „wenn wir bei der Begegnung mit Revolutionären meinen,<br />

ihnen doch ganz nahe zu stehen.<br />

‚Es gibt keinen Staat.‘<br />

‚Es gibt keinen Staat!‘<br />

‚Es gibt kein Eigentum.‘<br />

‚Es gibt kein Eigentum!‘<br />

‚Es gibt keine Ungleichheit.‘<br />

‚Es gibt keine Ungleichheit!‘ und anderes mehr. Es scheint, als sei alles dasselbe.<br />

Und doch ist ein ziemlich großer Unterschied da; ja, es kann nicht Menschen geben, die uns<br />

ferner ständen.<br />

Für den Christen gibt es keinen Staat; sie aber wollen den Staat vernichten.<br />

Für den Christen gibt es kein Eigentum; sie aber wollen das Eigentum zertrümmern.<br />

Für den Christen sind alle gleich; sie aber wollen die Ungleichheit abschaffen.<br />

Das sind gleichsam zwei Enden eines nicht geschlossenen Ringes. Die [774] Enden stehen<br />

sich gegenüber, nicht weiter voneinander entfernt als alle anderen Teile des Ringes. 1<br />

Man muß den ganzen Ring durchlaufen, um miteinander zu verbinden, was an seinen Enden ist.“ 2<br />

Hier ist Wahres mit Falschem vermischt. Aber das, was daran wahr ist, ist äußerst wichtig zur<br />

Lösung der vom Gr[afen] Tolstoi gestellten Frage, und das Falsche ist nicht von wesentlicher<br />

Bedeutung.<br />

So ist zum Beispiel Graf Tolstoi der Meinung, daß die Revolutionäre danach streben, „den<br />

Staat zu vernichten“. Das ist nur in bezug auf die Anarchisten richtig. Und da die Anarchisten<br />

in den Reihen der Revolutionäre unserer Zeit eine verschwindende Minderheit bilden – wenn<br />

* Hinweis zu: Verwirrung der Begriffe (S. 773-785) am Ende des Kapitels.<br />

1 In dem bereits bekannten früheren Artikel Plechanows „Verwirrung der Begriffe“ (veröffentlicht in der Gesamtausgabe<br />

seiner Werke, Bd. XXIV, S. 213, und in der vorliegenden Ausgabe, siehe oben S. 771) ist in diesem Satz<br />

die Negation „nicht“ ersetzt durch die Konjunktion „aber“. In der Sammlung „Reife Ähren“ heißt es in diesem Satz<br />

ebenso wie hier „nicht weiter“. Die Red.<br />

2 „Reife Ähren“, S. 69/70.<br />

1

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