erschien nennen menschenähnlichen
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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 21.07.2013 storischen Versuche. In den Volkstümlern steckte ein gutes Stück Herrentum. Die neue Abart der Intelligenz, die berufen ist, an die Stelle der Volkstümler zu treten, kann den Menschen der physischen Arbeit gegenüber schon auf Grund jener Überzeugung nicht den Herrenstandpunkt einnehmen, daß die historische Aufgabe dieser Menschen nur ihr eigenes Werk sein kann. Sie sieht in ihnen nicht erziehungsbedürftige Kinder, nicht Unglückliche, denen man Wohltaten erweisen muß, sondern Kameraden, mit denen man Seite an Seite marschieren muß, Freude und Leid, Niederlagen und Sieg teilend, mit denen man die große Schule der historischen Vorwärtsbewegung zu dem einen gemeinsamen Ziel gemeinsam wird durchmachen müssen. Nun, und wer wüßte nicht, daß Kameradschaft etwas Ernsteres und Wertvolleres ist als Teilnahme, genauer gesagt: Mitgefühl, Mitleid des Wohltäters für die Person, der er Wohltaten erweisen will? Und so verschwindet die Kluft, die zwischen den Menschen des Geistes und den Menschen der physischen Arbeit von jeher bestanden hatte, weil diese Menschen selbst zu denken beginnen; sie werden selbst zu Menschen der Intelligenz, und das seinerzeit unvermeid-[692]liche, aber äußerst unerfreuliche Monopol des Geistes hört auf. Es hört auf, weil der Zusammenbruch der alten, den Volkstümlern so teuren „Stützen“ unsere nach Oblomowscher Art dahinlebenden Menschen aus ihrem jahrhundertelangen Schlaf aufgerüttelt hat. Der Bauer der guten alten Zeit durfte nichts „ergründen“, wollte er nicht verrückt werden. Der werktätige Mensch unserer Tage muß die Dinge einfach auf Grund seiner ökonomischen Lage „ergründen“, wäre es auch nur, um seine Existenz im Kampfe gegen die ungünstigen, aber zugleich ewig fließenden, ewig veränderlichen ökonomischen Bedingungen zu verteidigen; er braucht, wie Figaro, mehr Verstand, als nötig war, „um alle Teile des spanischen Reiches zu regieren“. Das ist ein gewaltiger Unterschied, der den ganzen Charakter der werktätigen Masse und damit auch alle Aussichten unserer weiteren historischen Entwicklung wesentlich verändert. Die Volkstümler sehen diesen Unterschied nicht und wollen von ihm nichts wissen. Aber... ignorantia non est argumentum [Unwissenheit ist noch kein Argument]. 17
OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 21.07.2013 [693] T. Schewtschenko* „Dichtungen T. Gr. Schewtschenkos, die in Rußland verboten sind“ Genève, H. Georg, libraire Prag Eduard Voleska, 1890 Über das dichterische Talent Schewtschenkos kann es nur eine Meinung geben: der dahingeschiedene Taras Grigorjewitsch gehört zu den größten Volksdichtern, die die Geschichte der Weltliteratur überhaupt kennt. Und deshalb wird jeder Russe, wenn er nur der Literatur nicht ganz interesselos gegenübersteht, jenen dankbar sein, die in Genf die in Rußland verbotenen oder nur mit großen Zensurlücken zugelassenen Gedichte Schewtschenkos herausgegeben haben. Es ist ein kleiner Band in einer sehr sauberen und eleganten Ausgabe, aber der Preis (3 frs.) ist etwas hoch. * Anmerkungen zu: T. G. Schewtschenko (S. 693) Die Rezension des Buches „Die in Rußland verbotenen Gedichte T. G. Schewtschenkows“ (Genf 1890) wurde erstmals gedruckt in dem Sammelband „Sozialdemokrat“ (1890, Heft 3, Dezember). Hier gelangt der Text der Gesamtausgabe der Werke (Bd. IV, S. 313) zum Abdruck. 1
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storischen Versuche. In den Volkstümlern steckte ein gutes Stück Herrentum. Die neue Abart<br />
der Intelligenz, die berufen ist, an die Stelle der Volkstümler zu treten, kann den Menschen<br />
der physischen Arbeit gegenüber schon auf Grund jener Überzeugung nicht den Herrenstandpunkt<br />
einnehmen, daß die historische Aufgabe dieser Menschen nur ihr eigenes Werk sein<br />
kann. Sie sieht in ihnen nicht erziehungsbedürftige Kinder, nicht Unglückliche, denen man<br />
Wohltaten erweisen muß, sondern Kameraden, mit denen man Seite an Seite marschieren<br />
muß, Freude und Leid, Niederlagen und Sieg teilend, mit denen man die große Schule der<br />
historischen Vorwärtsbewegung zu dem einen gemeinsamen Ziel gemeinsam wird durchmachen<br />
müssen. Nun, und wer wüßte nicht, daß Kameradschaft etwas Ernsteres und Wertvolleres<br />
ist als Teilnahme, genauer gesagt: Mitgefühl, Mitleid des Wohltäters für die Person, der er<br />
Wohltaten erweisen will? Und so verschwindet die Kluft, die zwischen den Menschen des<br />
Geistes und den Menschen der physischen Arbeit von jeher bestanden hatte, weil diese Menschen<br />
selbst zu denken beginnen; sie werden selbst zu Menschen der Intelligenz, und das<br />
seinerzeit unvermeid-[692]liche, aber äußerst unerfreuliche Monopol des Geistes hört auf. Es<br />
hört auf, weil der Zusammenbruch der alten, den Volkstümlern so teuren „Stützen“ unsere<br />
nach Oblomowscher Art dahinlebenden Menschen aus ihrem jahrhundertelangen Schlaf aufgerüttelt<br />
hat. Der Bauer der guten alten Zeit durfte nichts „ergründen“, wollte er nicht verrückt<br />
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ökonomischen Lage „ergründen“, wäre es auch nur, um seine Existenz im Kampfe gegen die<br />
ungünstigen, aber zugleich ewig fließenden, ewig veränderlichen ökonomischen Bedingungen<br />
zu verteidigen; er braucht, wie Figaro, mehr Verstand, als nötig war, „um alle Teile des<br />
spanischen Reiches zu regieren“. Das ist ein gewaltiger Unterschied, der den ganzen Charakter<br />
der werktätigen Masse und damit auch alle Aussichten unserer weiteren historischen Entwicklung<br />
wesentlich verändert. Die Volkstümler sehen diesen Unterschied nicht und wollen<br />
von ihm nichts wissen. Aber... ignorantia non est argumentum [Unwissenheit ist noch kein<br />
Argument].<br />
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