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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 21.07.2013<br />

gibt, muß man diese Erzeugnisse für ein Spottgeld verschleudern. Und so erzielen die Geldmenschen,<br />

die den ganzen Handel mit Erzeugnissen der Landwirtschaft an sich reißen, ungeheure<br />

Profite, die sie in materieller Beziehung außerordentlich hoch über die bäuerliche Masse<br />

erheben.<br />

Damit nicht genug. Da der Besitzer der „allgemeinen Ware“ Herr ist über den Absatz der<br />

natürlichen Erzeugnisse, wird er zugleich auch Herr über den Erzeuger selbst. Der Erzeuger<br />

wird zum Knecht des Aufkäufers, und diese Sklaverei ist um so grausamer und roher, je weniger<br />

sich die Geldwirtschaft über ihre ersten Ansätze hinaus weiterentwickelt hat. Der Aufkäufer<br />

will nicht nur über die Produkte der Bauernarbeit verfügen und verfügt tatsächlich<br />

nicht nur darüber, sondern über das ganze Herz, das ganze Denken des Bauern. „In diesem<br />

armen, unterdrückten Leben“, sagt Naumow, „spielt das Kapital eine noch größere Rolle als<br />

irgendwo sonst, indem es jedes wirkliche Denken unterdrückt, wenn es schon im Geiste dieses<br />

armen Teufels mit dem zerrissenen Halbpelz und den abgelaufenen Überschuhen aufkommen<br />

sollte“ (Bd. I, S. 344).<br />

Die Volkstümler meinten, die Kulaken wachsen infolge ungünstiger äußerer Einflüsse auf die<br />

Bauernschaft aus dieser selbst hervor. Sie hielten das Kulakentum für ein Element des volkswirtschaftlichen<br />

Lebens, das man leicht beseitigen könne, wenn man die Grundlagen dieses<br />

Lebens nicht nur nicht verändere, sondern mit allen Kräften festige. Wir haben gesehen, daß<br />

der Kulak als Aufkäufer ein unvermeidliches Produkt einer bestimmten Phase der gesellschaftlich-ökonomischen<br />

Entwicklung ist. Wenn infolge eines gesellschaftlichen Zusammenbruchs<br />

alle Aufkäufer beseitigt würden – in allerkürzester Zeit tauchten sie von neuem auf,<br />

aus dem einfachen Grunde, weil der angenommene Zusammenbruch nicht die ökonomische<br />

Ursache ihres Entstehens beseitigt hätte.<br />

Die Volkstümler neigten immer dazu, die bäuerliche Naturalwirtschaft zu idealisieren. Sie<br />

freuten sich von ganzem Herzen über all die Erschei-[682]nungen und all die Maßnahmen<br />

der Regierung, die, wie sie meinten, diese Wirtschaft festigen könnten. Da es nun in Wirklichkeit<br />

bei uns keine solchen Gegenden mehr gibt, wo der Übergang der Naturalwirtschaft in<br />

die Warenwirtschaft nicht begonnen oder in mehr oder weniger bedeutendem Grade sich bereits<br />

vollzogen hätte, bedeutet die angebliche Festigung der Naturalwirtschaft tatsächlich<br />

nichts als die Festigung der primitivsten, rohesten und grausamsten Formen der Ausbeutung<br />

des Erzeugers.<br />

Die Volkstümler wollten aufrichtig das Beste für unsere werktätige Masse; da sie sich über<br />

den Sinn des russischen Wirtschaftslebens ihrer Zeit nicht klargeworden waren, sind sie, nach<br />

einem bekannten Ausdruck Gribojedows, jedoch in ein falsches Zimmer geraten.<br />

So hatte die Bevölkerung der von Naumow beschriebenen Gegenden unter der Entwicklung<br />

der Warenproduktion nicht weniger zu leiden als unter ihrer mangelhaften Entwicklung.<br />

Welche gesellschaftlichen Verhältnisse entstehen auf einer derartigen ökonomischen Grundlage?<br />

Unter der Naturalwirtschaft befriedigt jede ökonomische Zelle fast alle ihre Bedürfnisse mit<br />

den Produkten ihrer eigenen Wirtschaft. Eine Arbeitsteilung zwischen diesen Zellen ist nicht<br />

vorhanden: jede von ihnen erzeugt das gleiche wie alle übrigen. Unseren Volkstümlern <strong>erschien</strong><br />

eine solche Wirtschaftsordnung wie das Goldene Zeitalter, wo es kein Jammern und<br />

Wehklagen, sondern eine allseitige, harmonische Entwicklung aller Schaffenden gegeben<br />

habe. Alle unter den Volkstümlern beliebten Formeln des Fortschritts gaben der zivilisierten<br />

Menschheit so oder so den Rat, direkt bis zur Naturalwirtschaft zurückzugehen. Und auch<br />

jetzt sind bei uns noch sehr viele überzeugt, daß der Bauer, der imstande ist, den größten Teil<br />

seiner Bedürfnisse mit seinen eigenen Produkten zu befriedigen, unbedingt „entwickelter“ sei<br />

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