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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 21.07.2013<br />

schon seit langem bedrückt; aber es beunruhigte ihn nicht sehr. Jetzt aber sah er die schreckliche<br />

Gefahr deutlich vor Augen. Der Gedanke an die ihm bevorstehende Auspeitschung versetzte<br />

ihn in einen Zustand der Hemmungslosigkeit, und man begreift, daß er sehr finster<br />

dreinschaute, als er vor den Gutsbesitzer hintrat.“<br />

„‚Was soll denn das heißen?‘ sagte er erregt, als er im Vorzimmer vor dem Gutsherrn stand,<br />

der ebenfalls wütend war.<br />

Wie gewöhnlich stand Jegor Pankratow vorn, und Ilja Maly hielt sich hinter ihm versteckt.<br />

‚Wie oft hat man euch schon fortgejagt und gesagt, daß ich keine Zeit habe!‘ wütete der<br />

Gutsherr, als wollte ihm sogleich der Schädel zerplatzen.<br />

[658] ‚Wir können nicht länger warten, gnädiger Herr. Wegen der Pfändung! Unser Geld<br />

steht uns zu, und wir müssen es haben!‘ antwortete Jegor Pankratow in wachsender Erregung.<br />

‚Fort mit euch! Ihr könnt einem ja wegen drei Rubel das Herz aus dem Leibe reißen.‘<br />

‚Wir können nicht länger warten, gnädiger Herr...‘<br />

‚Ich sage euch, macht, daß ihr fortkommt! Da werde ich jetzt vielleicht in den Büchern herumwühlen?!‘<br />

schrie der Gutsherr außer sich.<br />

Und Jegor Pankratow stand bleich vor ihm und blickte finster zu Boden. ‚Ach, gnädiger Herr!<br />

Sie sollten sich doch schämen, uns so zu kränken...‘ sagte er.<br />

‚Willst du wohl verschwinden?! He, Jakow! Schmeiß ihn raus!‘<br />

Auf den Lärm hin waren fast alle Gäste herausgekommen... auch der Landpolizeivorsteher.<br />

Als der erfahren hatte, was vorging, befahl er Jegor Pankratow, sich zu entfernen. Aber Jegor<br />

Pankratow entfernte sich nicht; er schaute verzweifelt bald diesen, bald jenen Gast an und<br />

sagte schließlich mit gebrochener Stimme:<br />

‚Misch’ du dich da nur nicht ein, euer Gnaden.‘“<br />

Diese Geschichte nahm für unseren Anhänger der Gesetzlichkeit ein böses Ende. Er wäre<br />

beinahe verdroschen worden, und nur auf den Rat des Ortsvorstehers, der befürchtete, „Jegorka“<br />

könnte eine „Unbesonnenheit“ begehen, ersetzte man diese schimpfliche Strafe durch<br />

„Dunkelarrest“ bei Wasser und Brot!<br />

Der Dorfälteste fürchtete schon, daß er sich widersetzen werde, und bat ihn kniefällig, er<br />

möchte sich doch „fügen“. Und Pankratow fügte sich. Schweigend und finster ging er in den<br />

„Karzer“, schweigend und finster kam er wieder heraus, und als er zu Hause war, legte er<br />

sich auf die Pritsche, trank viel Kwaß und... bekam heftiges Fieber. Alle Nachbarn und selbst<br />

alle Amtspersonen des Dorfes zeigten ihm gegenüber größtes Mitgefühl, und nur das eine<br />

konnten sie nicht verstehen: was den seltsamen Mushik eigentlich so kränkte. „Fast den ganzen<br />

Winter hindurch kränkelte er; er trieb sich ein wenig draußen umher, arbeitete ein bißchen,<br />

und dann mußte er sich wieder legen. Ilja Maly gab sich Mühe, ihm in allem behilflich<br />

zu sein, aber in seiner Wirtschaft ging es bereits drunter und drüber, und er selber war auch<br />

nicht mehr der gleiche. Eines Tages, bei Beginn des Frühjahrs, war er auf den Damm vor das<br />

Haus hinausgegangen, um sich dort ein bißchen in die Sonne zu setzen; aber wer an ihm vorbeiging,<br />

erkannte Jegor Pankratow nicht wieder. Ein bleiches Gesicht, trübe Augen, schlaffe<br />

Bewegungen und ein seltsames, krankhaftes Lächeln – das war Jegor Pankratow. Da setzte<br />

sich Ilja Maly zu ihm, und nachdem er ihm von seinen Plänen für den kommenden Sommer<br />

[659] erzählt hatte, kam er unvorsichtigerweise auf jenen Vorfall zu sprechen und machte<br />

Jegor Pankratow Vorwürfe, daß er sich damals wegen solcher Kleinigkeiten so erregt habe.<br />

Jegor Pankratow wurde ganz verwirrt und antwortete lange nichts; er lächelte nur seltsam...<br />

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