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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 21.07.2013<br />

zu machen. Er hatte davon gehört, „daß man in den Gouvernements wegen unserer Dörfer<br />

Schritte unternehme“. Er hätte sehr gern gehört, „was denn eigentlich und in welchem Sinne“<br />

– und da beschloß er denn, sich mit dem Lehrer Sinizyn darüber zu unterhalten. Leider ist aus<br />

ihrer Unterhaltung nicht mehr herausgesprungen als aus dem Gespräch Gawrilos mit dem<br />

Geistlichen.<br />

„‚Welche Schritte werden eigentlich bei der Regierung des Gouvernements unternommen‘,<br />

wollte Gorelow vom Lehrer erfahren. ‚Welche Bedeutung hat das für uns Dorfbewohner? Ich<br />

habe gehört, wir sollen Bürgerrechte bekommen... oder bleiben wir, was wir früher gewesen<br />

sind?‘<br />

‚Man unternimmt Schritte, damit es ihm besser geht‘, erwiderte der Lehrer. ‚Du kannst ja<br />

nicht, aber ich habe die Zeitung gelesen. Direkt so steht es drin: man muß dem Bauern so<br />

etwas wie eine Atempause gewähren!‘<br />

‚Eine Erleichterung?‘<br />

‚Eine Erleichterung. Zum mindesten, daß die Ernährung anständig wird.‘<br />

‚Und wegen des übrigen?‘ fragte Gorelow traurig.<br />

‚Nun, was das übrige betrifft, so kann ich dir jetzt noch nichts sagen. Ich habe noch nichts<br />

darüber gelesen. Aber wenn ich was gelesen habe – komm’ zu mir, dann kann ich es dir genau<br />

sagen!‘<br />

‚Ich meine halt so, der nimmt noch ein schlimmes Ende!‘ sagte Gorelow.<br />

‚Wer soll ein schlimmes Ende nehmen?‘ fragte der Lehrer erstaunt.<br />

‚Na, der Dorfbewohner.‘<br />

‚Wie meinst du denn das?‘<br />

‚Ich meine so... der nimmt ein schlimmes Ende. Denk’ an meine Worte – dem steht ein<br />

schreckliches Ende bevor! Kann man ihm denn überhaupt noch helfen, wo er schon halb verrückt<br />

ist? Du sagst: man unternimmt Schritte; ja, du lieber Himmel, wozu denn? Da ist es ja<br />

doch aus mit ihm, wenn alles von ihm gleichsam an die Öffentlichkeit kommt. Dann kann er<br />

gar nichts mehr machen, und keiner darf ihm helfen. Ich weiß nicht... ich weiß nicht, wie es<br />

mit unseren Kindern ist... für die müßte etwas getan werden; wir anderen Dorfbewohner, wir<br />

brauchen nichts mehr! Für uns alte Leute im Dorf gibt’s nur einen einzigen Weg – dahin, wo<br />

man sich einen antrinken kann...‘<br />

‚Ins Wirtshaus?‘<br />

‚Direkt ins Wirtshaus! Weil uns niemand eine andere Freude machen darf als diese!‘<br />

‚Du bist Trinker? Das habe ich noch gar nicht gewußt.‘<br />

Gorelow schüttelte den Kopf.“<br />

[656] Bald nach dieser Unterhaltung verließ er seinen Heimatort für immer.<br />

Ist es denn aber für einen Bauern, dem eine bestimmte „Ordnung“ vorschwebt, so schwer,<br />

sich an das heutige Dorf zu gewöhnen? wird der Leser vielleicht fragen. Statt einer Antwort<br />

wollen wir ihn auf zwei weitere Erzählungen des Herrn Karonin verweisen: „Der freie<br />

Mensch“ und „Der Gelehrte“.<br />

In dem uns schon vertrauten Paraschkino lebten, bereits lange Zeit, wie es scheint, vor der<br />

Massenflucht seiner Bewohner, zwei Bauern: Ilja Maly und Jegor Pankratow.<br />

Sie ähnelten einander so wenig wie nur denkbar. „Ilja Maly war offenherzig; Jegor<br />

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