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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 21.07.2013<br />

‚Früher ist er ein ganz armer Teufel gewesen‘, bemerkte Pjotr. ‚Das heißt, der hat keinen<br />

Dreck im Hirn, das heißt, der weiß, wie man’s machen muß. Weißt du auch, wie er es gemacht<br />

hat? Die von Semenowka haben sich zum Beispiel wie wir eine Wiese dazukaufen<br />

wollen. Schön. Sie haben sich eine ausgesucht. Und den Vorstand haben sie geschickt, den<br />

Kaufbrief holen. Und der, nicht dumm, hat das Geld eingesteckt und das Stück Wiese dazu.<br />

Dorthin und dahin, und schon hat er den Kaufbrief in der Tasche. Der hat lachen können!<br />

Freilich, wie soll man denn nicht lachen über solche Schafsköpfe. Die haben’s ihm ja direkt<br />

hingeworfen.‘<br />

‚Das ist doch eine bloße Gemeinheit!‘ rief Iwan entrüstet.<br />

‚Schon. Im übrigen aber, wie man’s eben beurteilt. Die Sache muß man einfach beurteilen. Es<br />

kommt am Ende eben doch so heraus, daß er die Sache schlau angepackt hat; ein gescheiter<br />

Kerl ist er! Der versteht es.‘<br />

‚Die Gaunerei, meinst du?‘<br />

[647] ‚Ach was, Gaunerei! Alles ganz gesetzmäßig. Heutzutage, mein Lieber, ist alles Gesetz,<br />

Papiere muß man haben.‘<br />

‚Und die Sünde?‘<br />

‚Sündig sind wir allzumal.‘ Iwan schwieg eine Weile.<br />

‚Und der liebe Gott?‘ fragte er dann.<br />

‚Der liebe Gott ist gnädig, er wird schon wissen, was jedem zukommt. Man muß doch leben.‘<br />

‚Von der Gaunerei? Der ist doch nichts anderes als ein Dieb!‘<br />

‚Nu ja!‘ ... sagte Pjotr dumpf und gedehnt. Und: ‚Das Gewissen, mein Lieber, das ist so eine<br />

dunkle Sache‘, meinte er, nachdem er eine Weile geschwiegen hatte.<br />

‚Und der Mir?‘ fragte Iwan.<br />

‚Ach was, der Mir!‘ bemerkte Pjotr verächtlich.<br />

‚Und die Leute in Semenowka, was sagen denn die?‘<br />

‚Jeder ist doch nur auf seinen eigenen Nutzen aus, wenn’s auch im Mir ist. Hat dich vielleicht<br />

der Mir großgezogen?‘<br />

‚Wieso?...‘<br />

‚Gibt dir der Mir was zu trinken und zu essen?‘<br />

‚Red’ nicht davon...‘<br />

‚Doch, gerade... Jeder verfolgt nur seine eigene Linie. So ist’s, du bist Mensch und weiter<br />

nichts. Und einen Mir gibt’s nicht... Na, ich meine, jetzt hören wir auf mit dem leeren Geschwätz.‘<br />

‚Ach ja!‘ gab Iwan nachdenklich zurück.<br />

‚Zieh’ die Zügel straff!‘ sagte Pjotr energisch.“<br />

Das Thema war erschöpft, und man sprach nicht mehr. Aber Pjotr hatte dieses Gespräch nicht<br />

von ungefähr angefangen. Die Sache mit dem Vorstand, der ein so „gescheiter Kerl“ war,<br />

ging ihm nicht aus dem Kopf. Als nach langem Hin und Her und bürokratischen Plackereien<br />

das Stück Land, das die Bewohner von Beresowka haben wollten, erworben war, da stellte<br />

sich heraus, daß der Kaufbrief auf den Namen Pjotr Sisows ausgestellt war.<br />

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