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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 21.07.2013<br />

ordneten, der ihre Nöte an Ort und Stelle kennenlernen sollte. Der Abgeordnete ließ die Bewohner<br />

von Paraschkino beim Gemeindehaus zusammenkommen und wollte mit ihnen in<br />

eine Aussprache eintreten. „Die Bewohner von Paraschkino sagten jedoch nichts, man mußte<br />

ihnen jedes Wort aus der Nase ziehen.“<br />

„‚Seid ihr alle da?‘ fragte der Abgeordnete zunächst. Die Bewohner von Paraschkino blickten<br />

einander an, traten von einem Bein aufs andere und – schwiegen.<br />

‚Seid ihr alle, die noch da sind?‘<br />

‚Allerdings, viele sind es nicht mehr!‘ gab Iwan Iwanow grob zurück. ‚Und die übrigen sind<br />

wohl irgendwo auf Arbeit, was?‘ fragte der Abgeordnete ärgerlich.<br />

‚Die übrigen? Die kommen nicht mehr zurück... nein! Wir hier sind alle.‘<br />

‚Nun, wie steht’s denn mit euch? Hunger?‘<br />

‚Und wie, das kann man wirklich sagen... Wie es jetzt ist... so kann’s nicht mehr weitergehen...‘,<br />

antworteten einige mit matter und apathischer Stimme...<br />

‚Ist es schon lange so?‘<br />

Auf diese Frage antwortete Jegor Pankratow im Namen aller.<br />

[634] ‚Wie soll es denn nicht schon lange so sein?‘ sagte er. ‚Das dauert nun schon so lange,<br />

aber wir haben uns immer durchgeschlagen, haben immer gedacht, mit Gottes Hilfe wird es<br />

vielleicht schon werden... Das ist es eben, unsere Blindheit!‘<br />

‚Das ist doch seltsam, warum habt ihr denn nichts gesagt?‘<br />

‚Das ist es ja eben, unsere Blindheit!‘“ usw.<br />

Übrigens ergab sich aus der weiteren Unterhaltung der Bewohner von Paraschkino mit dem<br />

Abgeordneten, daß sich an ihrer Lage nicht das geringste geändert haben würde, selbst wenn<br />

sie nicht geschwiegen hätten.<br />

„Und, wenn wir Euer Gnaden fragen dürfen“, sagten sie zu ihm, „wie wäre es denn, wir wollen<br />

ganz offen reden, mit einem Darlehen?... Bekommen wir ein Darlehen oder nicht?“ –<br />

„Nichts bekommt ihr“, antwortete er mit finsterer Miene und fuhr davon.<br />

Seine abschlägige Antwort kränkte die Bewohner von Paraschkino nicht sonderlich. Sie erwarteten<br />

schon gar keine Hilfe mehr. Offenbar blieb ihnen nichts anderes übrig als „zu sterben“;<br />

da brachte der Bauer Jerschow plötzlich und unerwartet die Rede darauf, daß man in<br />

eine andere Gegend übersiedeln könnte. Er sagte, er kenne so eine reiche Gegend, und wenn<br />

die Bauern von Paraschkino da hinkämen, brauchten sie beileibe nicht mehr „zu sterben“.<br />

„Vor allen Dingen – Wald, so dicht, daß kein Lichtstrahl durchdringt...“, sagte er nach einer<br />

Dorfversammlung, „und Land, soviel man sich nur wünschen mag, und Humus, Schwarzerde,<br />

eine Klafter in die Tiefe, so ists da!“ Bei diesen Worten machte das abgestumpfte Herz<br />

der Bauern von Paraschkino einen Freudensprung. Das verlockende Bild jener Gegend, wo es<br />

„Land gibt, soviel man sich nur wünschen mag“‚ gab ihnen neuen Lebensmut, „von der<br />

früheren Apathie und Gleichgültigkeit war auf keinem Gesicht auch nur eine Spur geblieben“.<br />

Von allen Seiten drängten sie auf Jerschow ein und bestürmten ihn mit Fragen.<br />

Die wichtigste Frage, die sofort in den Köpfen dieser angeblich „freien“ Bauern auftauchte, war<br />

die, ob sie denn von den Behörden überhaupt die Erlaubnis bekommen würden, fortzuziehen.<br />

„‚Du Schlaumeier! Fortziehen! Wie kommst du denn fort, was stellst du denn an, damit du<br />

von hier wegkannst?‘ schrien sie Jerschow zu.<br />

‚Wie man da herauskommen soll? Ich sage – wir nehmen einfach Pässe und gehen, wir kön-<br />

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