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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 20.07.2013<br />

ländische und der Moskauer. Und ich versichere Ihnen, als ich mich hierüber mit einem Manufakturwarenhändler<br />

unterhielt, der mir von dieser neuen [601] Produktionserfahrung erzählte,<br />

da war er, ein einfacher Mensch, der vielleicht nie darüber nachgedacht hatte, wie<br />

dieser Zitz und Kattun hergestellt wird, und der nur damit zu handeln verstand, selbst offensichtlich<br />

erstaunt über diese glänzende Leistung, und er kam selbst darauf zu sprechen, welches<br />

Unmaß von Abscheulichkeit und Unwahrheit, wie sie mit dem Fabrikbetrieb verbunden<br />

ist, durch diese häusliche Art der Herstellung vermieden wird. Nicht nur von der Billigkeit<br />

sprach er, sondern auch davon – und das wog weit schwerer als das, was er über die Billigkeit<br />

sagte –‚ was das alles für eine schöne und richtige Arbeit war, die dabei herauskam; es kam<br />

eine billige Ware heraus, und von einer solchen Sittenlosigkeit und Unmoral wie bei der Fabrikarbeit<br />

war nicht die geringste Spur zu sehen!“ (Wie sollte ein Kaufmann von der Hausindustrie<br />

nicht gerührt sprechen: gerade sie liefert doch die Produzenten den Aufkäufern aus!)<br />

„Nicht der Mensch ist aus seinem Hause zur Werkbank gegangen, sondern die Werkbank ist<br />

zu ihm ins Haus gekommen.“ (Wir wissen schon, wie die Werkbänke zu den Kleinproduzenten<br />

„ins Haus kommen“!)<br />

„Und gibt es vielleicht in unserer bäuerlichen Familie auch nur das geringste Anzeichen dafür,<br />

daß man keine Lust hat, sich die häusliche Arbeit dadurch zu erschweren, daß man zusätzlich<br />

noch andere Arbeiten übernimmt? Keine Werkbank und keine Maschine, die nur als<br />

Wohltäterin (!) in das Bauernhaus gekommen sind, kann diesem Hause etwas anderes bringen<br />

als die Freude über einen Verdienst. Die bäuerliche Familie liebt die Arbeit und versteht<br />

es, selbst die schwierigsten und schwersten Dinge durch ein Lied zu erleichtern.“<br />

Es geht nicht um die Lieder, sondern darum, daß sich der deutsche Kolonist und der russische<br />

Bauer in einer völlig verschiedenen Lage befinden. Der erstere ist durchschnittlich mindestens<br />

fünfmal reicher als der letztere. Wo der Kolonist seine wirtschaftliche Selbständigkeit<br />

noch verteidigen kann, gerät der russische Bauer sicherlich in Knechtschaft. Wie konnte<br />

Uspenski diese einfache Wahrheit vergessen?<br />

Der Sieg des Kapitalismus in Rußland ist so unvermeidlich, daß sogar die Pläne der „neuen“<br />

Menschen bezüglich des „allgemeinen Wohlstandes“ in der überwältigenden Mehrzahl der<br />

Fälle sein Gepräge tragen. Diese Pläne zeichnen sich dadurch aus, daß sie zwar das Großkapital<br />

ausschließen, der Kleinbourgeoisie die Tür aber offen lassen. Das ist die „bezaubernde<br />

Dialektik“ des russischen Rasnotschinzen.<br />

Wenn Ihnen die Pläne der Volkstümler phantastisch, reaktionär und daher undurchführbar<br />

erscheinen – wird mancher Leser sagen –‚ so zeigen Sie uns doch, wo es bessere gibt; sollen<br />

wir den russischen Kapitalisten [602] denn tatsächlich dienstbar werden? Sollen wir uns über<br />

das Erscheinen der Kupons denn freuen?<br />

Halten wir in den Werken der volkstümlerischen Belletristen selbst Umschau nach diesem<br />

Besseren.<br />

XII<br />

Vor uns liegen zwei Werke von Karonin: die Skizze „Jugend in Jama“ (Name eines Dorfes –<br />

1883) und die Novelle „Von unten nach oben“ (1886). Sowohl in diesem Werk wie in jenem<br />

tritt als Hauptperson der junge Bauer Michail Lunin auf, der die Ansichten Iwan Jermolajewitschs<br />

bezüglich dessen, was man kann und was man „nicht darf“, in vielem nicht teilt. Das<br />

rührt zu einem guten Teil daher, daß man den Hof, zu dem Michailo gehört, keinesfalls einen<br />

„schönen“, wohlhabenden Bauernhof <strong>nennen</strong> kann. Er ist, wie fast alle Höfe des Dorfes Jama,<br />

dem völligen Zusammenbruch nahe. Die Unmöglichkeit, die landwirtschaftliche Arbeit<br />

ruhig fortzusetzen, läßt die junge Generation des Dorfes sich auf ihre Lage besinnen. Hinzu<br />

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