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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 20.07.2013<br />

bezüglich der Arbeitsteilung und ihrer Rolle in der menschlichen Gesellschaft gewaltig irrt.<br />

Alles, was er über ihre schädlichen Folgen sagt, kann in keiner Weise zu der Schlußfolgerung<br />

führen, daß man sie beseitigen müsse. Nein, die Entwicklung der Maschinen, die die Rolle des<br />

Produzenten im Produktionsprozeß vereinfacht, schafft die materielle Möglichkeit des Übergangs<br />

von einer Beschäftigung zur anderen und folglich auch der allseitigen Entwicklung. 1 Die<br />

von Gl. Uspenski angeführten Beispiele wie auch die der Mattenfabrikation beziehen sich auf<br />

die Manufakturproduktion und nicht auf die maschinelle Produktion. Dabei hat die maschinelle<br />

Produktion den durch nichts zu ersetzenden Vorteil, daß sie den Menschen zum erstenmal von<br />

der „Macht der Erde“ und der Natur und von allen mit dieser Macht verbundenen religiösen<br />

und politischen Vorurteilen befreit, indem sie die Erde und die Natur seinem Willen und seiner<br />

Vernunft unter-[600]wirft. Erst mit der Entwicklung und richtigen Organisation der maschinellen<br />

Produktion kann die wirklich menschenwürdige Geschichte beginnen. Gl. Uspenski jedoch<br />

treibt uns zurück zu den primitiven, „schweren“ und „unhandlichen“ Werkzeugen des Iwan<br />

Jermolajewitsch, der tausend Jahre lang „einen Sumpf nicht trockenlegen kann“. Nein, meine<br />

Herren, unsere gegenwärtigen Verhältnisse sind schlecht, wir wollen das gar nicht bestreiten;<br />

um aber mit ihnen fertigzuwerden, darf man nicht unsere Vergangenheit idealisieren, sondern<br />

muß mit Energie und Verständnis für eine bessere Zukunft arbeiten.<br />

Noch ein weiteres Beispiel erstaunlichen Mangels an „Logik“ in den praktischen Vorschlägen<br />

unseres Autors. Er empört sich mit Recht über viele Mißstände des Fabriklebens. Allein,<br />

während das westeuropäische Proletariat aus dem Hinweis auf diese Mißstände den vernünftigen<br />

Schluß zieht, daß man die Gesellschaft sozialistisch organisieren muß, schlägt Gl.<br />

Uspenski – nun, was meinen Sie wohl, vor? Nicht mehr und nichtweniger, als daß bei uns<br />

überall die in den Annalen der Wirtschaftsgeschichte berühmte hausindustrielle Arbeit (die<br />

Hausindustrie‚ wie die Deutschen das <strong>nennen</strong>) eingeführt werden solle.<br />

„Die deutschen Kolonisten ... ließen sich nicht ködern durch den Ruf des Kupons, der neu<br />

aufgekommen war ... sie gaben diesem Herrn unseres Zeitalters ihre Frauen und Töchter nicht<br />

zum Fraße hin“, sagt er in dem Artikel „Lebendige Zahlen“ (Ges. Werke, Bd. II, S. 1216).<br />

„Da sie indes durchaus nicht das Geld verschmähten, das ihnen die Fabrikarbeit bot, lieferten<br />

sie Fabrikarbeit als Heimarbeit, und an Stelle der Werkbänke in der Fabrik wurden Werkbänke<br />

zu Hause eingerichtet... Der Kattun aus Saratow war besser, fester und billiger als der aus-<br />

1 „Als Adam Smith seine unsterbliche Arbeit über die Grundlagen der politischen Ökonomie schrieb“, so sagt<br />

Andrew Ure, „war das automatische, industrielle System fast unbekannt. Die Arbeitsteilung <strong>erschien</strong> ihm natürlicherweise<br />

als das große Prinzip der Vervollkommnung in der Manufaktur; er zeigte ihre Vorteile am Beispiel der<br />

Stecknadelproduktion. Aber was zur Zeit des Doktor Smith als passendes Beispiel dienen konnte, könnte jetzt das<br />

Publikum bezüglich der wahren Prinzipien der Manufakturindustrie nur irreführen... Das Prinzip des automatischen<br />

Systems (d. h. der maschinellen Industrie) besteht darin, daß an die Stelle der ‚Arbeitsteilung unter den Arbeitern<br />

die Zerlegung des Produktionsvorganges in seine elementaren Bestandteile‘ tritt... Infolgedessen erfordert die<br />

industrielle Arbeit keine große Spezialausbildung mehr, und die Arbeiter können im Notfall nach dem Willen des<br />

Direktors von einer Maschine zur anderen überwechseln“ (was Ure als Notfall betrachtet, wird in der sozialistischen<br />

Gesellschaft die Regel sein. Es handelt sich hier nur darum, daß die maschinelle Arbeit einen solchen Wechsel<br />

ermöglicht). „Solche Übergänge stehen in offenkundigem Widerspruch zu der alten Routine, welche die Arbeit<br />

teilt [600] und für das ganze Leben den einen Arbeiter zu der langweiligen und einseitigen Funktion der Herstellung<br />

des Stecknadelkopfes, den anderen zum Zuspitzen der Stecknadelspitze verurteilt...“ usw. (Andrew Ure, „Philosophie<br />

des Manufactures“, Bruxelles 1836, t. I, pp. 27-32). „Da die Gesamtbewegung der Fabrik nicht vom Arbeiter<br />

ausgeht, sondern von der Maschine, kann fortwährender Personenwechsel stattfinden ohne Unterbrechung<br />

des Arbeitsprozesses“ (Karl Marx, „Das Kapital“, S. 373 der russischen Übersetzung [Dietz Verlag, Berlin 1953, I.<br />

Band, S. 442]). Den Worten Ures zufolge hebt die moderne automatische Industrie den berühmten Urteilsspruch:<br />

„Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen“, auf. Natürlich bleibt dieses Urteil in der bürgerlichen<br />

Gesellschaft völlig in Kraft. Wahr aber ist, daß in den Händen des revolutionären Proletariats die Maschine wirklich<br />

zu seiner Aufhebung, d. h. zur Befreiung des Menschen von der Macht der Erde und der Natur dienen kann.<br />

Und nur die Aufhebung dieses Urteils kann die Möglichkeit zu einer wirklichen, nicht bloß erdachten Entwicklung<br />

aller physischen und geistigen Kräfte des Menschen bringen.<br />

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