18.09.2015 Views

erschien nennen menschenähnlichen

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

SHOW MORE
SHOW LESS
  • No tags were found...

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 20.07.2013<br />

Die Barbarei wird fortbestehn,<br />

Wo hier Geschlechter auf Geschlecht<br />

So spurlos leben wie sie untergehn,<br />

Und ihre Kinder schirmt kein Recht. 1<br />

X<br />

Übrigens, was reden wir denn von der ausweglosen Lage unseres Volkstümlers! Es gibt<br />

Auswege, und die volkstümlerischen Schriftsteller weisen selbst auf sie hin. Einigen Werken<br />

von Slatowratski zufolge kann man annehmen, daß er diesen Ausweg in der bekannten Theorie<br />

des Grafen L. Tolstoi sieht. Nun, warum sollten sich unsere Volkstümler diese Lehre nicht<br />

zu eigen machen? Aber seltsamer- und unerwarteterweise läuft sie auf die Folgerung hinaus,<br />

daß „der Bauer genau drei Arschin Land braucht, damit man ihn begraben kann“, und ein<br />

solcher Ausweg ist die direkte Negation der Volkstümlerrichtung. Gl. Uspenski sieht den<br />

Ausweg darin, daß man heilig und still „von seiner Hände Arbeit“ lebt. Im „Adelsnest“ sagt<br />

Lawretzki zu Panschin, daß er „das Land pflügen und sich bemühen werde, es möglichst gut<br />

zu pflügen“. Das gleiche rät auch Gl. Uspenski unseren „neuen Menschen“. Ist das aber ein<br />

Ausweg, und [594] wenn ja, für wen ist es ein Ausweg? Keinesfalls für das „Volk“‚ das auch<br />

jetzt schon das Land pflügt und sich bemüht, es möglichst gut zu pflügen, natürlich soweit<br />

ihm das mit seinen primitiven landwirtschaftlichen Geräten möglich ist. Durch diesen schmalen<br />

Ausweg gelangt der russische Bauer auf keinen Fall zu seiner Befreiung. Da können sich<br />

höchstens einige Leute aus dem „sich langweilenden Publikum“ durchzwängen, und auch die<br />

würden wahrscheinlich zu keinerlei Freiheit gelangen, selbst wenn sie nicht unverzüglich<br />

vom Landgendarmen aufgegriffen und an ihre frühere Wohnstätte zurückgebracht würden.<br />

Und unter den heutigen Verhältnissen kann die Sache aber leicht so ausgehen. Die bereits<br />

angeführten „Briefe aus dem Dorfe“ von Engelhardt können in dieser Hinsicht selbst dem<br />

größten Optimisten jede Illusion rauben.<br />

Die Angaben Engelhardts verdienen im vorliegenden Falle große Beachtung. Er ist überzeugt:<br />

wenn unsere Intelligenz sich endlich entschließen könnte, „aufs Land zu gehen“, würden<br />

wir „bald Ergebnisse erzielen, welche die Welt in Erstaunen setzen“; daher ruft er der<br />

Intelligenz wiederum zu, aufs Land zu gehen. „Und warum denn zaudern!“ ruft er aus. „Geht<br />

aufs Land, zum Bauern! Der Bauer braucht den Intellektuellen... Rußland muß Dörfer mit<br />

intelligenten Menschen haben. Jene Intellektuellen, die aufs Land gehen, werden dort Glück<br />

und Ruhe finden! Hart ist die Arbeit des Bauern, aber leicht ist das Brot, das man mit seiner<br />

Hände Arbeit geschaffen hat. Dieses Brot bleibt einem nicht in der Kehle stecken. Leichten<br />

Herzens wird es jeder essen. Und ist das nicht das Glück?<br />

Wenn die Nekrassowschen Bauern, die auf der russischen Erde nach dem glücklichen Menschen<br />

suchen, auf den Intellektuellen stoßen, der auf dem Lande sitzt, und auf das Dorf mit<br />

den intelligenten Menschen, dann werden sie den Ruf vernehmen : Wir sind glücklich, uns<br />

geht es gut in Rußland“ („Briefe aus dem Dorfe“, S. 482). Das ist das Ideal. Sehen wir aber,<br />

wie die Wirklichkeit aussieht!<br />

Wir haben schon daran erinnert, daß es in der heutigen russischen Wirklichkeit nicht nur „Intellektuelle“<br />

gibt, die danach trachten, „sich auf dem Lande niederzulassen“, sondern auch<br />

verschiedene Polizeibeamte, die dieses Bestreben sehr mißbilligen. Und der arme „Intellektuelle“<br />

hat von diesen Beamten nichts Gutes zu erwarten! „Der auf dem Lande sitzende“ und<br />

anscheinend „glückliche“ Herr Engelhardt „... konnte sich durchaus nicht an die Glöckchen<br />

gewöhnen, besonders am Abend, wo man nicht unterscheiden kann, wer da kommt. Sowie<br />

ich ein Glöckchen höre“, gesteht er, „fahre ich erschreckt zusammen, ich bekomme Herz-<br />

1 [Verse aus dem Gedicht „An der Wolga“ (1860) von Nekrassow.]<br />

26

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!