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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 20.07.2013<br />

Wir sehen, daß das vorwiegende gesellschaftliche Interesse der gegenwärtigen Zeit unsere<br />

volkstümlerischen Belletristen zwar dazu geführt hat, das bäuerliche Leben darzustellen, daß<br />

sich aber der Charakter dieses Lebens auf den Charakter ihres künstlerischen Schaffens unvorteilhaft<br />

auswirken mußte.<br />

Das darf man bedauern, doch müßte man sich damit abfinden, hätten die genannten Schriftsteller<br />

schließlich die Frage wirklich gelöst – was können und müssen die russischen Intellektuellen,<br />

die ihre Heimat selbstlos lieben, für das Volk tun?<br />

Laßt uns zusehen, ob es Gl. Uspenski geglückt ist, diese Aufgabe zu lösen. Gegen Ende einer<br />

der oben zitierten Skizzen sagt unser Autor: „Aus all dem kann man ersehen, daß die Arbeit<br />

für das Volk ganz bestimmte und reale Formen annehmen kann und muß und daß man dafür<br />

eine große Zahl von Arbeitern benötigt.“<br />

Um so besser: da bleibt also keiner von uns arbeitslos!<br />

Jedoch, um was für Formen handelt es sich eigentlich?<br />

Soll unsere Intelligenz vielleicht versuchen, Iwan Jermolajewitsch zu überreden, nicht aus der<br />

Dorfgemeinschaft auszutreten? Soll sie vielleicht die „neuen Ansichten über die Bedeutung<br />

der geschlossenen Artelarbeit zu gemeinsamem Nutzen“ einimpfen? Nun, die bittere Erfahrung<br />

hat unseren Autor schon überzeugt, daß ähnliche Gespräche zu keinem praktisch<br />

brauchbaren Ergebnis führen und bei den Zuhörern nur „gähnende Langeweile“ hervorrufen<br />

können. Wir glauben auch nicht, daß andere „intellektuelle Arbeiter“ hierin mehr Glück haben<br />

werden als Gl. Uspenski. Die tiefste Ursache des Mißerfolges liegt in den „Bedingungen<br />

der [587] landwirtschaftlichen Arbeit“, gegen die man mit Worten oder, wie sich unser Autor<br />

ausdrückt, mit „Gerede“ nichts auszurichten vermag. Denken Sie sich zum Beispiel in folgendes<br />

Gespräch des „neuen Menschen“ mit Iwan Jermolajewitsch hinein:<br />

„‚Sagen Sie bitte, kann man denn solche Arbeiten nicht gemeinsam ausführen, die ein einzelner<br />

nicht bewältigen kann? Es ist doch so, daß der Soldat, euer Arbeiter und die anderen –<br />

daß jeder sich plagt und schindet, lügt und schwindelt und daß zu guter Letzt niemand etwas<br />

hat... Wenn sie nun ihre Kräfte, ihre Pferde, Arbeiter usw. zusammentun, wären sie dann<br />

nicht stärker als die stärkste Familie? Dann wäre es doch auch nicht nötig, minderjährige<br />

Kinder auf Arbeit zu schicken usw.‘<br />

‚Da soll man also zusammen arbeiten?<br />

‚Ja.‘<br />

Iwan Jermolajewitsch dachte eine Weile nach, dann sagte er:<br />

‚Nein! Daraus wird nichts.‘<br />

Dann überlegte er weiter und sagte:<br />

‚Nein! Das taugt nichts! Das kann man gar nicht machen! Wenn da zehn Mann beisammen<br />

sind, dann bringen sie so einen Balken nicht in die Höhe, wenn ich aber allein bin, trag’ ich<br />

ihn spielend weg, dann ist er federleicht, wenn ich’s machen muß... Nein, das geht nicht! Da<br />

sagt dann der eine: »Laßt es doch sein! Wir gehen jetzt essen!« Ich aber will arbeiten! Was ist<br />

denn dann? – Er geht weg, und ich kann für ihn arbeiten. Ich sage nein, ja, das geht nicht! ...<br />

Wie soll es auch! Der eine hat den Charakter, der andere wieder einen anderen! ... Das ist<br />

doch genauso, wie wenn man für das ganze Dorf einen einzigen Brief schreibt.‘“<br />

Ähnliche Antworten bekommt der Autor auch von anderen Bauern zu hören, denen er die Vorteile<br />

der gemeinsamen Bodenbearbeitung zu beweisen versucht. Der Bauer Iwan Bossych in<br />

der Skizze „Die Macht der Erde“ legt energisch und leidenschaftlich, „mit funkelnden Augen“,<br />

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