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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 20.07.2013<br />

entstanden fast ausschließlich in gebirgigen oder überhaupt von der Natur geschützten Ländern.<br />

Hingegen kam es bei den Ackerbauvölkern, die die weiten Flächen der Ebenen und die<br />

Niederungen der großen Flüsse besiedelten, zur Bildung von Despotien. 1 Als Beispiele können<br />

China, Ägypten und leider unser Rußland dienen. Daher ist alles, was Gl. Uspenski über<br />

das Verhältnis des russischen Bauern zur Staatsgewalt gesagt hat, völlig richtig. Das feste<br />

Gefüge des russischen Absolutismus lockert sich nur in dem [575] Maße, wie sich die von<br />

unserem Autor beschriebenen Bedingungen der landwirtschaftlichen Arbeit verändern.<br />

Ein weiteres Beispiel. Gl. Uspenski ist offensichtlich der Meinung, daß die „Bedingungen der<br />

landwirtschaftlichen Arbeit“ notwendigerweise zur Existenz der Dorfgemeinschaften mit den<br />

Neuverteilungen führen. Aber auch in diesem Falle wird der unbedingten Bedeutung seiner<br />

Folgerungen durch Geschichte und Völkerkunde in starkem Maße Abbruch getan. Sie liefern<br />

uns viele Beispiele einer anderen Art landwirtschaftlicher Gemeinschaften, angefangen von<br />

den kommunistischen Gemeinschaften bis hin zu den Gemeinschaften mit erblichem Grundbesitz<br />

der Einzelhofwirtschaften. Bauerngemeinschaften von dieser letzteren Art kommen<br />

gerade auch in Rußland vor. Es ist klar, daß sich die Entstehung all dieser Arten und Abarten<br />

von Dorfgemeinschaften wiederum nicht durch den einfachen Hinweis auf die „Bedingungen<br />

der landwirtschaftlichen Arbeit“ erklären lassen. Man muß zeigen, auf welche Weise der Unterschied<br />

dieser Bedingungen zu dem Unterschied in der inneren Organisation der Gemeinschaften<br />

geführt hat. Wir wollen uns hier nicht auf die Klärung dieses Prozesses einlassen,<br />

der zur Auflösung der kommunistischen Urgemeinschaften führt. In Herrn Siebers ausgezeichnetem<br />

Buch „Skizzen zur primitiven Wirtschaftskultur“ ist der Zusammenhang dieses<br />

Prozesses mit der Entwicklung der Produktivkräfte beschrieben. Wir verweisen den Leser auf<br />

dieses Buch und wollen in den Werken Gl. Uspenskis die Angabe jenes Weges suchen, der<br />

zur Auflösung der Dorfgemeinschaft mit den Neuverteilungen führt.<br />

Nach den Worten Uspenskis „schimpft“ der erwähnte Iwan Jermolajewitsch „auf das Volk,<br />

auf seine Dorfgenossen: das Volk, sehen Sie, ist ganz anders geworden, es ist schlecht und<br />

verdorben“. Mit anderen Worten, Iwan Jermolajewitsch ist bereits unzufrieden mit den bestehenden<br />

Einrichtungen der Dorfgemeinschaft. Gewiß, meint er, unter der Leibeigenschaft war<br />

es schlecht: „Was wäre denn damals gut gewesen?“ Und trotzdem war mehr Gleichheit unter<br />

den Bauern. „Damals, das muß man sagen, ist es allen gleich schlecht gegangen, aber jetzt ist<br />

es so: Man will, daß es einem gut gehe, aber die Nachbarn sind nur darauf aus, daß es einem<br />

schlecht gehe.“ Diese auf den ersten Blick unverständliche Erscheinung erläutert er folgendermaßen:<br />

„Urteilen Sie selbst, ich will Ihnen was erzählen. Die Stellen im Wald, aus denen<br />

man Ackerland machen will, werden in einzelne Einschläge geteilt; jeder schlägt die Bäume<br />

auf seinem Waldstück. Da hab ich nun mein Teil abgeholzt, habe die Stümpfe gerodet, habe<br />

alles sauber gemacht, und dann hatte ich meinen Acker. Sobald mein Acker aber nur gewachsen<br />

war: – neu verteilen! Du hast doch, haben sie gesagt. mehr Land als ein anderer mit [576]<br />

ebensoviel Familie. Der Dorfgemeinschaftsacker ist gewachsen: – neu verteilen!<br />

Kann denn nicht jeder sein Waldstück roden?“ fragt der Autor.<br />

„Es will bloß nicht jeder. Das ist es. Der eine hat nicht mehr die Kraft, der andere ist zu arm<br />

und der dritte zu faul; es gibt Faulpelze, das ist wahr. Unsereiner steht in aller Frühe auf,<br />

schindet und plagt sich in seinem Schweiß – und hat mehr Getreide; und dann nehmen sie es<br />

einem weg, worauf Sie sich verlassen können! Und was bleibt einem da übrig! Nun, ein winziges<br />

Fleckchen. So haben sie mir schon zweimal das Land weggenommen, und immer nach<br />

Recht und Gesetz –: du hast jetzt mehr Land; du darfst nicht als einziger mehr haben, alle<br />

1 Obwohl die despotische Gewalt auch bei ihnen durchaus nicht auf den ersten Stufen der Geschichte entstanden<br />

war. Eine solche Gewalt setzt eine im Vergleich zur Urperiode bereits ziemlich bedeutende Entwicklung der Produktivkräfte<br />

voraus.<br />

13

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