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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 20.07.2013<br />

gewesen ist, der Sohn aber gearbeitet hat; die Frau hat es erhalten und nicht der Mann, weil<br />

der Mann ein Narr im Herrn und ein Faulenzer ist, usw. Die Erklärungen für die höhere staatliche<br />

Ordnung werden ebenfalls aus der Erfahrung gewonnen, und zwar mühelos, sie werden<br />

von dem Bauern nur auf dem Gebiete der landwirtschaftlichen Arbeit und Ideale gewonnen.<br />

Auf der Grundlage dieser Erfahrung läßt sich die höherstehende Macht erklären: ‚Ohne<br />

Oberhaupt geht es nicht, da braucht man nur unsereinen zu nehmen.‘ Aus eben dieser Erfahrung<br />

läßt sich auch das Bestehen der Steuern erklären: ‚Zahlen muß man, der Zar braucht<br />

auch Geld ... Da braucht man bloß unsereinen zu nehmen: wenn man einen Hirten dingt, dann<br />

muß man auch dafür zahlen, und der Zar gibt einem das Land.‘“<br />

[572] Mit einem Wort, wie die Zufälligkeiten der Natur sich für den Bauern in Gott konzentrieren,<br />

so konzentrieren sich für ihn die Zufälligkeiten der Politik im Zaren.<br />

„Der Zar hat Krieg geführt, der Zar hat uns die Freiheit gegeben, der Zar gibt uns das Land,<br />

der Zar verteilt das Getreide – was der Zar sagt, das geschieht.“<br />

Die landwirtschaftliche Arbeit nimmt die ganze Aufmerksamkeit des Bauern in Anspruch<br />

und bildet den ganzen Inhalt seiner geistigen Betätigung. „In keiner anderen Sphäre außer der<br />

Sphäre der landwirtschaftlichen Arbeit, und zwar wiederum in zahllosen Verzweigungen und<br />

Komplikationen, ist sein Denken so wenig frei, so wenig kühn, so wenig konzentriert, wie<br />

gerade hier, wo der Pflug, die Egge, die Schafe, die Hühner, Enten, Kühe usw. sind. Er weiß<br />

fast nichts bezüglich seiner ‚Rechte‘, er weiß nichts über die Entstehung und die Bedeutung<br />

der Obrigkeit, er weiß nicht, weshalb es zum Kriege gekommen ist und wo sich das feindliche<br />

Land befindet usw., weil er sich nur für seine eigene Sache interessiert, weil er keine Zeit<br />

hat, all dies zu wissen und sich dafür zu interessieren, genau wie ich und Sie, die wir uns für<br />

all dies interessieren, weder Lust noch die Möglichkeit haben, drei Abende hintereinander an<br />

eine Ente zu denken oder uns innerlich zu grämen, weil der Hafer so schlecht steht... Aber auf<br />

seinem eigenen Gebiet entgeht ihm nicht die geringste Kleinigkeit, bei ihm hat jedes Schaf<br />

seinen Namen je nach dem Charakter, er kann nachts einer Ente wegen nicht schlafen, denkt<br />

über einen Stein nach usw.“<br />

VI<br />

So erklärt Gl. Uspenski alle Seiten des bäuerlichen Lebens und alle Besonderheiten des bäuerlichen<br />

Denkens. Seine Erklärungen ergeben sich folgerecht aus einem einzigen Grundprinzip.<br />

Was für ein Prinzip ist das, was sind die „Bedingungen der landwirtschaftlichen Arbeit“?<br />

Unser Autor druckt sich da etwas unbestimmt aus, und das wirkt sich auf die von ihm ausgearbeitete<br />

Theorie der „Macht der Erde“ recht ungünstig aus. Allgemein gesprochen, kann<br />

man unter den „Bedingungen der landwirtschaftlichen Arbeit“ jene sozialen Bedingungen<br />

verstehen, unter denen der Bauer eines bestimmten Landes zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

lebt, d. h. das Rechtsverhältnis des Bauern zu seinen Arbeitsbrüdern, den anderen Bauern,<br />

seine Beziehungen zur übergeordneten Macht, zu anderen Ständen u. a. Aber Gl. Uspenski<br />

gibt sich mit einer so oberflächlichen Auffassung von den Bedingungen der landwirtschaftlichen<br />

Arbeit nicht zufrieden. Er geht in seiner Analyse viel weiter, er will, wie wir bereits<br />

gesehen haben, alle [573] gesellschaftlichen Verhältnisse eines Agrarlandes durch gewisse<br />

andere „Bedingungen“ erklären, aus denen sich diese Verhältnisse als etwas Abgeleitetes<br />

ergeben. Von welchen „Bedingungen“ spricht Uspenski? Abgesehen von allen jenen Verhältnissen,<br />

die die Menschen im Produktionsprozeß zueinander eingehen, d. h., im vorliegenden<br />

Fall, abgesehen von allen gesellschaftlichen Bedingungen der landwirtschaftlichen Arbeit,<br />

haben wir es nur mit den Verhältnissen des Menschen zur Natur zu tun. Und gerade dieses<br />

Verhältnis des Menschen zur Natur hat Gl. Uspenski im Sinn. Er sagt direkt, er halte die<br />

Natur für die „Wurzel“ aller „Einflüsse“ der landwirtschaftlichen Arbeit auf den Bauern und<br />

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