18.09.2015 Views

erschien nennen menschenähnlichen

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

SHOW MORE
SHOW LESS
  • No tags were found...

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 20.07.2013<br />

[554]<br />

Der „Russki Westnik“ in der Rolle eines Verteidigers der Revolutionäre*<br />

Was sind die russischen Revolutionäre? Woher kam diese Kategorie von Menschen, die den<br />

übrigen Bewohnern des heiligen Rußlands so wenig gleichen? Diese Fragen werden von unseren<br />

verschiedenen Presseorganen verschieden beantwortet. Der „Russki Westnik“ hat sich<br />

bemüht, dem Leserpublikum zu versichern, daß unsere Revolutionäre oder, wie er sich auszudrücken<br />

beliebte, Anarchisten, nichts anderes sind als<br />

Eine Bande von Räubern und Diebesleuten,<br />

Die ihren Eltern nur Schande bereiten.<br />

Während die reaktionäre Publizistik aufrief, die Revolutionäre rücksichtslos, mit allen strafrechtlichen<br />

und behördlichen Maßnahmen, zu verfolgen, wollten die Herren Belletristen des „Russki<br />

Westnik“ ihnen mit Hilfe der „Kunst“ den Garaus machen. Es ist allgemein bekannt, welche<br />

Unmenschen in den „Kunstwerken“ der Schriftsteller dieses Schlages gewöhnlich die Rolle der<br />

Nihilisten spielen. Der ungebildete und überhaupt in geistiger Beziehung gänzlich minderwertige<br />

„Nihilist“, wie er in den Spalten des „Russki Westnik“ auftritt, ist außerdem ein Ausbund<br />

aller möglichen Laster. Zu den abstoßenden Zügen der geistigen Physiognomie kommt auch<br />

noch die physische Mißgestalt, die durch äußerst unsaubere Kleidung noch besonders hervorgehoben<br />

wird. Mit einem Wort, unser Nihilist ist ungebildet, dumm, gemein, faul, feig, sittlich<br />

verkommen, häßlich und schmutzig. So sagte der verstorbene M. N. Katkow, so sagten die literarischen<br />

„Jünglinge“, die von ihm im belletristischen „Sektor“ eingesetzt waren. Nach dem<br />

Tode Katkows gelobte Herr Berg, der die Redaktion des „Russki Westnik“ übernahm, dem Programm<br />

seines Vorgängers in allem treu zu bleiben. Die Leser konnten also damit rechnen, daß<br />

die ihnen so vertraute und so interessante Gestalt des Nihilisten aus den Spalten des „Russki<br />

Westnik“ nicht verbannt würde. Obwohl nun [555] Herr Berg sich nicht das Vergnügen versagt,<br />

unseren Revolutionär in den Schmutz zu ziehen, sehen wir doch mit Bedauern, daß in dem von<br />

ihm redigierten Organ nicht mehr die frühere einheitliche Richtung besteht. Das wird besonders<br />

deutlich im Sektor der „schönen“ Literatur. Die Belletristen des „Westnik“ zeigen ein verdächtiges<br />

Schwanken, und Herr A. W. Stern fängt geradezu an, sich zu allen literarischen Traditionen<br />

des Organs, das ihn bei sich aufgenommen hat, in Widerspruch zu setzen.<br />

Besagter Schriftsteller hat sich gewissermaßen das Ziel gesteckt, zu zeigen, daß unsere Reaktionäre<br />

in ihrer Beurteilung der russischen revolutionären Bewegung nicht das Richtige treffen<br />

und daß nicht lasterhafte Neigungen, sondern, im Gegenteil, die besten Motive unsere<br />

Jugend auf den Weg der „Verneinung“ und des Kampfes gegen die Regierung treiben. Das<br />

wenigstens ist die Moral seiner Erzählung „Aus dem Nest“, die in den Februar-, März- und<br />

Aprilheften des Russki Westnik“ gedruckt wurde.<br />

Das Eintreten für die Revolutionäre in den Spalten dieses Organs ist eine dermaßen unerwartete<br />

und zugleich bedeutsame Erscheinung, daß wir es für überaus nützlich halten, den Leser<br />

darauf aufmerksam zu machen.<br />

Der Inhalt der Erzählung ist sehr einfach. In irgendeinem Kreis irgendeines Gouvernements<br />

lebte einst ein Gutsbesitzer, Stepan Alexejewitsch Wolkow. Lange war dieser ehrenwerte<br />

Vertreter des russischen Adelsstandes Junggeselle geblieben, aber schließlich fiel ihm ein,<br />

daß es für den Menschen nicht gut ist, allein zu sein, und er schloß die Ehe mit der bereits<br />

*Anmerkungen zu: Der „Russki Westnik“ in der Rolle eines Verteidigers der Revolutionäre (S. 554-556)<br />

Dies ist die ursprüngliche Fassung des Aufsatzes „Die reaktionären Priester der Kunst und Herr A. W. Stern“.<br />

Wir drucken hier den Text der ursprünglichen Fassung nach Bd. VI des „Literarischen Nachlasses G. W.<br />

Plechanows“, S. 285-287.<br />

1

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!