18.09.2015 Views

erschien nennen menschenähnlichen

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

SHOW MORE
SHOW LESS
  • No tags were found...

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 18.07.2013<br />

Folgerungen<br />

Kant: Uneigennützigkeit; zutreffend für das Individuum. Aber Nutzen für die Gesellschaft.<br />

Die Kunst ist ein Mittel des Verkehrs der Menschen untereinander, aber auch ein Mittel des<br />

Kampfes zwischen ihnen. In der in Klassen geteilten Gesellschaft bringt die Kunst das zum<br />

Ausdruck, was in der einen oder der anderen Klasse als gut und wichtig gilt, und überhaupt<br />

alles, was eine Klasse in der gegenwärtigen Zeit am meisten interessiert (ihre Ideen, Neigungen,<br />

Illusionen, wie sich Marx ausdrückt). Im Frankreich des 17. und 18. Jahrhunderts war<br />

das Bewußtsein dessen, was wichtig ist, kein religiöses (und im 18. Jahrhundert war es sogar<br />

ein antireligiöses Bewußt-[390]sein). Dieses Bewußtsein in der in Klassen geteilten Gesellschaft<br />

wird meist nicht unmittelbar durch die Ökonomik bestimmt, sondern durch jene gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse und Bedürfnisse, die sich auf dem Boden der bestehenden ökonomischen<br />

Verhältnisse entwickelt haben. Wenn die Kunst die Tendenzen der im Aufstieg befindlichen<br />

und daher revolutionären Klasse zum Ausdruck bringt, ist sie ein wichtiges Mittel<br />

im Kampfe dieser Klasse um ihre Existenz, ein wichtiges Instrument des Fortschritts (die<br />

Schule Davids vor der Revolution). Wenn sie die Tendenzen der im Verfall befindlichen<br />

Klasse zum Ausdruck bringt, erleichtert sie nicht deren Kampf ums Dasein, sondern ist ihr<br />

nur ein Mittel der Zerstreuung in ihrem müßigen Leben. Sie kommt zur höchsten Blüte im<br />

goldenen Zeitalter.<br />

Die Frage – ist die Kunst für die Kunst da? Wir wollen das untersuchen.<br />

Anmerkungen<br />

Der Zyklus von sechs Vorträgen, erstmals veröffentlicht in Bd. III des „Literarischen Nachlasses<br />

G. W. Plechanows“ (S. 84-100), wurde vor den bekannten bedeutenden Aufsätzen G.<br />

W. Plechanows über die Kunst geschrieben. Aus den Vorträgen kann man ersehen, wie<br />

Plechanow das ungeheure Material über die Frage der materialistischen Erklärung der Entstehung<br />

und Entwicklung der Kunst angehäuft und zusammengetragen hat. Viele Gedanken<br />

aus den Entwürfen dieser Vorträge wurden später von Plechanow herausgenommen und in<br />

den „Briefen ohne Adresse“ dargelegt; die größten Übereinstimmungen beobachten wir im<br />

fünften und sechsten „Brief ohne Adresse“ (1901). Die Entwürfe dienten Plechanow als Material<br />

zur Abfassung des Aufsatzes über die französische dramatische Literatur des 18. Jahrhunderts<br />

und des Aufsatzes „Die Kunst und das gesellschaftliche Leben“ (1912).<br />

In den Dispositionen begegnen wir Gedanken, die später nicht verwandt wurden: zum Beispiel<br />

die Überlegungen über den engen Zusammenhang von Theorie und Praxis, über die<br />

Wechselbeziehung von Philosophie und Praxis (unter letzterer verstand Plechanow die sozialdemokratische<br />

Praxis).<br />

Die Entwürfe von drei Vorträgen (1, 2 und 5) werden von der Redaktion des „Literarischen<br />

Nachlasses“, die diese Entwürfe erstmals veröffentlicht hat, richtig mit 1903 datiert (siehe<br />

Bd. III des „Literarischen Nachlasses G. W. Plechanows“, S. 106-116).<br />

Die Redaktion des „Literarischen Nachlasses“ beweist überzeugend sowohl die Begründungen<br />

inneren – dem Inhalt nach –‚ als auch äußeren – archäographischen – Charakters, gemäß<br />

denen sie diese drei Vorträge (1, 2 und 5) zu einem Ganzen vereinigte. Obgleich der fünfte<br />

Vortrag hinsichtlich seines Inhalts („Die französische Literatur und Malerei im 18. Jahrhundert“)<br />

mit den ersten beiden Vorträgen nicht unmittelbar in Zusammenhang steht, ist trotzdem<br />

klar, daß in dem allgemeinen Plan des Aufbaus des Vortragszyklus über die Kunst in der<br />

primitiven Gesellschaft und dann, in der zivilisierten Klassengesellschaft der fünfte Vortrag,<br />

der die Fragen der Kunst des 18. Jahrhunderts behandelt, organisch mit den ersten beiden<br />

verbunden ist und vermuten läßt, daß die beiden Vorträge 3 und 4, die vor ihm kamen, verschwunden<br />

sind.<br />

G. W. Plechanow: Kunst und Literatur, Dietz Verlag Berlin 1955 – 45

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!