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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 18.07.2013<br />

für von Ernest Chesneau. Auszug. 1 D’Angivillier hatte dem Druck der öffentlichen Meinung<br />

nachgegeben, aber die Richtung der öffentlichen Meinung wurde bestimmt durch die damaligen›<br />

gesellschaftliche Verhältnisse, die ihrerseits durch die Entwicklung der Ökonomie, der<br />

Produktivkräfte Frankreichs geschaffen worden waren. Wiederum Chesneau. 2 Ein gewaltiger<br />

Umschwung von den „kleinen geilen Satyren“ bis zum Brutus ist ein weiter Weg. Dieser<br />

Umschwung ist nur durch den Klassenkampf zu erklären. Aber nicht nur die Auswahl der<br />

Stoffe für die Bilder ist eine andere, geändert hat sich auch die Beziehung des Künstlers zu<br />

seinem Werk. Die Manieriertheit der alten Schule, ihre Süßlichkeit und ihr schnörkelhaftes<br />

Wesen. Van Loo. Reaktion: strengste Einfachheit. Die Vorbilder dazu suchte man wiederum<br />

in der Antike. Die vorwaltende Kunst des klass[ischen] Altertums ist die Skulptur (Gemälde<br />

sind nicht erhalten). Es gibt wunderbar geformte Statuen von David, und er ist stolz darauf.<br />

Später warf man David mangelnde Phantasie vor. Er ist ein Raisoneur in der Kunst. Aber das<br />

ist es gerade, was damals erforderlich war. Das forderte schon Diderot in seinen Salons. Hier<br />

steht die Kunst im [389] Dienste der gesellschaftlichen Idee. Dasselbe forderten unsere Aufklärer.<br />

Die Gemälde Davids sind chefs-d’œuvre de fierté républicaine [Meisterwerke des republikanischen<br />

Stolzes]. Während der Revolution. Hier entwickelt sich noch mehr die Neigung<br />

zur tendenziösen Kunst. Der gleiche David spricht im Jahre 1793 in seinem Bericht an<br />

den Konvent über die Akademie, die man damals als Zunft behandelte. Die Jury zur Zuerkennung<br />

von Preisen. Fleuriot: Auszug. 3 Moden. Tracht. Griechische Tracht sehr modern.<br />

Rédicule (Reticula). Folgerungen. Die Kunst für die Kunst. Die Theorie der Kunst für die<br />

Kunst betrachten wir vom Gesichtspunkt der theoretischen Vernunft. Wir sagen nicht, was sie<br />

sein muß, sondern was sie war. Was war sie denn? In der Epoche Ludwigs XIV. diente sie<br />

der gesellschaftlichen Idee. In der Epoche Bouchers existierte die Kunst für die Kunst. In der<br />

Epoche Davids dient sie der gesellschaftlichen Idee. In der Epoche der Romantik – wiederum<br />

Kunst für die Kunst. Und die Sozialisten (zum Beisp[iel]. die Saint-Simonisten) verlangen<br />

von der Kunst den Dienst an der Gesellschaft. Puschkin bei uns. Hinweg! Allgemeine Regel:<br />

in revolutionären Epochen dient die Kunst einer Idee. Aber wir sagen nicht: die Kunst muß<br />

sein usw. Wir können uns von unserem Standpunkt aus mit einer Analyse begnügen. Die<br />

klassenmäßige Entstehung einer Kunstgattung aufzeigen heißt das Klassenbewußtsein der<br />

Klasse entwickeln, die sich, nach einem Ausdruck von Marx, nicht aufrichten, nicht in Bewegung<br />

setzen kann, ohne die ganze bestehende Ordnung ins Wanken zu bringen. Großer<br />

Vorteil unseres Standpunktes: wir können völlig objektiv sein, d. h. unbedingt wahrhaftig,<br />

wahrhaftig wie die Naturalisten, und gleichzeitig müssen unsere Reden ganz naturnotwendig<br />

anspornend auf alle die wirken, die von der bestehenden Ordnung unterdrückt werden.<br />

1 Dieser Auszug ist nicht erhalten. In dem Exemplar des Buches von Chesneau „Les chefs d’école“ aus der<br />

persönlichen Bibliothek G. W. Plechanows sind auf Seite 10 die Zeilen angestrichen, die hierauf Bezug haben:<br />

„In den letzten Jahren der Regierung Ludwigs XVI. erweckte die gemeine Begeisterung für die Republiken der<br />

alten Welt in der offiziellen Welt ein lebhaftes Interesse für die künstlerische Darstellung der Taten der griechischen<br />

und besonders der römischen Helden in der Plastik, Malerei und Literatur. Dieser Richtung des französischen<br />

Geschmacks Rechnung tragend, erteilte Monsieur d’Angivillier, der Direktor aller Gebäude des Königs,<br />

David den Auftrag, zwei Bilder zu malen, die seinen Ruf endgültig festigten: „Der Schwur der Horatier“ und<br />

„Die Liktoren, die Brutus die Leichen seiner Söhne bringen“. Die Red.<br />

2 Wir bringen den Auszug G. W. Plechanows, überschrieben:<br />

Ernest Chesneau<br />

„David hat genau die Stimmung der Nation wiedergegeben, die, indem sie seine Bilder bejubelte, ihre eigene<br />

Darstellung bejubelt hat. Er malte genau die Helden, die sich das Publikum zum Vorbild genommen hatte; indem<br />

es sich an seinen Gemälden entzückte, bekräftigte es seine eigene Begeisterung für diese Helden. Daher<br />

jene Leichtigkeit, mit der sich in der Kunst der Umschwung vollzog, ähnlich dem Umschwung, der damals in<br />

den Sitten und in der gesellschaftlichen Ordnung stattfand.“ Red. L. N.<br />

3 Siehe den Auszug G. W. Plechanows, betitelt: Fleuriot und Hassenfratz (in der Jury), weiter oben im fünften<br />

Vortrag des ersten Zyklus, S. 349. Die Red.<br />

G. W. Plechanow: Kunst und Literatur, Dietz Verlag Berlin 1955 – 44

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