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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 18.07.2013<br />

der Koketterie, darauf berechnet, den von der Wollust Entnervten und Übersättigten einen<br />

Anreiz zu bieten. Die „elegante Vulgarität“ Bouchers. Fragonard. Es war die Kunst des, wie<br />

Hettner sagt, verfallenen, verwilderten Adels. Das Aufkommen des dritten Standes kam zum<br />

Ausdruck in der Reaktion gegen diese Schule. Diderot spricht in seinen Salons ein vernichtendes<br />

Urteil über Boucher. Und sehen Sie nun, wie [387] er ihn in Grund und Boden verdammt.<br />

Auszug. 1 Er stellt Boucher Grenze gegenüber: (er äußert sich lobend über<br />

L’Accordée du village). Greuze ist mein Maler: er ist der erste unter uns, dem es eingefallen<br />

ist, der Kunst Sitten zu geben. Die Bilder von Greuze sind das gleiche wie die weinerliche<br />

Komödie (zum Beispiel L’Accordée du village).<br />

Also, die Malerei Bouchers ist die Kunst des ablebenden Adels; die Malerei Greuzes ist die<br />

durch die bürgerliche Reaktion gegen die adlige Sittenverderbnis ins Leben gerufene Kunst.<br />

Von diesem Gesichtspunkt aus werden wir wohl auch die Malerei Davids verstehen. 2 Wir<br />

wollen sehen. Schluß.<br />

Die Kunst 3<br />

2. Abend, 2. Hälfte<br />

Die weinerliche Komödie und die Genremalerei eines Greuze waren nur die ersten Schritte<br />

der Bourgeoisie. Hier ist sie immer noch nur tugendhaft und sentimental. Noch einen Schritt<br />

weiter, und sie wird revolutionär. Sowie in ihrer Mitte revolutionäre Bestrebungen aufkamen,<br />

mußte notwendigerweise auch die Sympathie für die Revolutionäre anderer Länder und anderer<br />

Zeiten und ihre Nachahmung aufkommen. Die leuchtendsten Beispiele heldischen Opferwillens<br />

zum Wohle des Vaterlandes brachte damals die antike Literatur. Und die führenden<br />

Menschen des dritten Standes begeistern sich für die antike Literatur gerade in [388] dieser<br />

Hinsicht. Begeistertes Interesse für Plutarch (Mad[ame] Roland 4 ). Es ist danach nicht verwunderlich,<br />

daß David den Brutus darstellt, wie er seine Söhne wegen des Verrates an der<br />

Republik hinrichtete. ‹Was verwunderlich ist – Auftrag von offizieller Seite. Erklärung hier-<br />

Goncourt über Boucher<br />

Als auf das Jahrhundert Ludwigs XIV. das Ludwigs XV. folgt,... steigt dieses Ideal der Kunst zum lauten Treiben<br />

der Freude und des Vergnügens herunter. Überall sprießt ein Raffinement in der Eleganz, ein parfümiertes<br />

Zartgefühl in jeder Art von Lust hervor (135/136). [Goncourt, „Die Kunst des 18. Jahrhunderts“, Leipzig 1908,<br />

S. 103.] Da erscheint Boucher. Die Sinnenlust ist Bouchers ganzes Ideal: sie ist alles, was seine Malerei an Seele<br />

besitzt (145). [Zit. Werk, S. 111.] Die Venus, die Boucher hervorzaubert und malt, ist nur die körperliche<br />

Venus (145). [Zit. Werk, S. 111.] Red. L. N.<br />

1 Wir bringen den Auszug G. W. Plechanows mit der Überschrift:<br />

Diderot über Raucher<br />

(aus den Salons)<br />

„Herabgewürdigter Geschmack in Farbe, in Komposition, in Charakteren, im Ausdruck, ist bei ihm Schritt vor<br />

Schritt auf sein Sittenverderbnis gefolgt.“ 1765. [Diderot, „Versuche über die Malerei“, Sämtl. Werke, Erster<br />

Teil, Riga 1797, S. 221.] Boucher hatte, nach Ansicht Diderots, aufgehört, ein Künstler zu sein; „und nun... wird<br />

er zum peintre du roi [Hofmaler] ernannt“ [S. 223]. Besonders heftige Angriffe richtet Diderot gegen die Amoretten<br />

Bouchers, und bezeichnend ist der Gesichtspunkt, unter dem er sie betrachtet: „... in ihrer ganzen unzählbaren<br />

Familie werden Sie nicht eins finden, das Sie zu einer reellen Handlung des Lebens gebrauchen könnten,<br />

als seine Lektion auswendig zu lernen, zu lesen, zu schreiben, Hanf zu raufen... Es gab eine Zeit, wo er von der<br />

Wut besessen war, Madonnen zu verfertigen. Und diese Madonnen?... Waren hübsche kleine Hürchen! Und<br />

seine Engel? ... Kleine geile Satyren.“ 1765. [Zit. Werk, S. 225.] Red. L. N.<br />

2 Wir bringen die von G. W. Plechanow ausgestrichenen Zeilen: „Aber das ist die erste Etappe. Diderot wirft<br />

Boucher vor, daß keine einzige seiner Gestalten sich für das Basrelief eigne.“ Red. L. N.<br />

3 Die Überschriften stammen von G. W. Plechanow. Die Red.<br />

4 Madame Manon Jeanne Roland ist Girondistin, Verfasserin von Memoiren über die französische Revolution.<br />

Die Red.<br />

G. W. Plechanow: Kunst und Literatur, Dietz Verlag Berlin 1955 – 43

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