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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 18.07.2013<br />

Epoche der Revolution. Befr[eiungs]bewegung der Bourgeoisie. Das widerspiegelt sich in der<br />

Literatur durch das Aufkommen eines neuen literarischen Genres, des Bürgerdramas, das,<br />

nach einem Ausdruck Brunetières, das Porträt ist, das die Bourgeoisie von sich selbst entwirft.<br />

Wir wollen das auf seine Richtigkeit prüfen. Das Bürgerdrama wurde aus England nach<br />

Frankreich gebracht. Unter welchen Bedingungen hatte es sich dort entwickelt?<br />

Die Restauration in England. Eine schreckliche, beispiellose Sittenverwilderung des Adels.<br />

Sie fand ihre Nachbildung auch im Theater (Komödie). In der Bourgeoisie macht sich eine<br />

Reaktion gegen diese Zügellosigkeit geltend. Sie findet ebenfalls ihre Widerspiegelung im<br />

Theater. Der Anstoß zu dieser Bewegung auf dem Gebiete des Theaters wurde von Blackmore<br />

gegeben, dem Verfasser des Dramas Prince Arthur 1* (1695). Die Komödie wird der „Christen<br />

würdig“. Die Bourgeoisie predigt ihre eigene Moral (The conscious lovers [„Die wissenden<br />

Liebenden“ (Romantitel)] gegen das Duell). 2 Colley Cibber: Careless husband. Lillo.<br />

Moore und andere. Die französische Bourgeoisie übernahm, was in ihre Lage paßte.<br />

Meine Anschauung wird durch eine ganze Reihe von Forschem bestätigt. Zum Beispiel Hermann<br />

Hettner: Geschichte der französischen Literatur im 18. Jahrhundert. Braunschweig<br />

1865. Auszug. 3<br />

[386] Werfen wir einen Blick auf die Malerei. Ich fragte, welche Beziehung die Malerei Bouchers<br />

zu den Produktionsmitteln habe. Wir wollen sehen, wessen und namentlich welche<br />

Neigungen sie zum Ausdruck brachte. Und dann wollen wir auch noch sehen, was vor uns<br />

Forscher gesagt haben, denen man nicht nachsagen kann, sie seien Marxisten gewesen. Goncourt.<br />

Auszug. 4 Ich möchte dazu sagen: Das ist nicht alles; diese Kunst ist eine Anhäufung<br />

1* Die Dichtung Blackmores in 10 Gesängen „Prince Arthur“ (1695) bezeichnete Plechanow irrtümlich als Drama.<br />

Lillo George (1693-1739) ist Dramatiker, Verfasser der Tragödie „John Barnwell, oder der Kaufmann von<br />

London“. Edward Moore (1712-1757) ist Dichter und Dramatiker, Verfasser der bürgerlichen Tragödie „Der<br />

Spieler“.<br />

2 [Komödie von Richard Steele (1672-1 729).]<br />

3 Wir bringen den Auszug von G. W. Plechanow, der auf drei Blättern geschrieben ist und die Überschrift trägt:<br />

Hettner über die Kunst des 18. Jahrhunderts<br />

Ein einziger Satz spricht den innersten Nerv der Zeit aus. Der Adel verfällt und verwildert; das Bürgertum erstarkt<br />

und erhält eine vorher noch nie geahnte Macht und Bedeutung (S. 66). Und neben den entsittlichten Adel<br />

stellt sich unversehens ein jugendkräftiger Mittelstand, dessen Leistungen und Forderungen täglich wichtiger<br />

und unabweislicher werden (S. 72). Mit dem Aufkommen dieses dritten Standes ist der alte Staat (d. h. die ständische<br />

Monarchie mit der Vorherrschaft der Aristokratie [Einfügung von Plechanow.]) in seiner innersten Wurzel<br />

angegriffen. Das geltende [386] Recht und die geltende Staatsform hat keine Handhabe für diese neuerstandene<br />

Macht, und deshalb tauchen revolutionäre Theorien auf dem Gebiete des Rechts und der Politik auf.<br />

III. Kapitel: „Die gesellschaftlichen Gegensätze in Kunst und Dichtung.“<br />

Das Bürgertum, das bisher kaum anders Zutritt erhalten, als um von der hoffähigen Gesellschaft verlacht und<br />

verspottet zu werden, kämpft im Reich der dichterischen Darstellungsgegenstände um das Recht der Ebenbürtigkeit<br />

und erreicht es. Und wie die Stoffe, so erweitern sich auch die engen Formen des überlieferten Klassizismus<br />

(S. 97/98). Die Gegensätze und Kämpfe der Zeit spiegeln sich daher in diesen Romanen und Lustspielen<br />

in greifbarster Deutlichkeit. Ist die Bedeutung aller jener gewaltsamen staatlichen Gärungen unter der Regentschaft<br />

hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß der Adel verwildert und herabkommt und dagegen ein rühriger<br />

Mittelstand sich zu Achtung und gewichtiger Geltung aufschwingt, so tritt auch in diesen dichterischen Zeitund<br />

Sittengemälden ganz entsprechend diese gedoppelte Richtung auf (S. 99).<br />

Das bürgerliche Drama ist die naturnotwendige Folge der großen gesellschaftlichen Umwälzungen (S. 109).<br />

Dasselbe ist in der Bildhauerei und Malerei der Fall. Malerei: Chardin – peintre des amusements de la vie privée.<br />

[Maler der Annehmlichkeiten des Privatlebens]<br />

Das weinerliche Lustspiel und die... Genremalerei waren eine Folge der Erstarkung des französischen Bürgertums.<br />

234. Die weinerliche Komödie Diderots ist die Genremalerei auf der Bühne. S. 336. Red. L. N.<br />

4 Wir bringen den Auszug G. W. Plechanows, der die Überschrift trägt:<br />

G. W. Plechanow: Kunst und Literatur, Dietz Verlag Berlin 1955 – 42

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