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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 18.07.2013<br />

Dieselbe Geschmacksrichtung in der Malerei. Charles Lebrun, vice-roi de la peinture [Vizekönig der Malerei].<br />

Seine Gemälde. Im Musée Rath, im Arian. Die gleiche dignité, majesté, froideur [Würde, Majestät, Kälte].<br />

Louis XIV ist der Hauptheld seiner Werke, wenn er auch zum Beispiel in der Gestalt Alex[anders] von Makedonien<br />

auftritt. Ein gleichsam klassisches Bild, aber es hat monarchischen Charakter. Das gleiche in der Architektur:<br />

colonnade du Louvre. Die Gärten von Le Nôtre. Die zugestutzten Gärten von Le Nôtre. Die Einstellung<br />

der Romantiker zu ihnen. Wichtige Bemerkung Taines. Auszug. 1<br />

[383]<br />

ZWEITER VORTRAG<br />

Disposition<br />

Vortrag „Die französische dramatische Literatur<br />

und die französische Malerei des 18. Jahrhunderts<br />

vom Standpunkt der Soziologie“<br />

2. Abend, 1. Hälfte<br />

Die Tragödie – 17. Jahrhundert. [Im] 18. Jahrhundert erscheint das Bürgerdrama (le drame<br />

bourgeois), sonst auch weinerliche Komödie (comédie larmoyante) genannt. Es ist eine gemischte<br />

Gattung, ein Mittelding zwischen Komödie und Tragödie. Woher stammte dieses<br />

literarische Genre? Hören wir, was die Historiker sagen. Brunetière. Auszug. 2 Somit wurde,<br />

nach den Worten Brunetières, die bürgerliche Tragödie dadurch geschaffen, daß als aktives<br />

1 Wir bringen die Notiz, die G. W. Plechanow auf einem besonderen Blatte gemacht und überschrieben hat:<br />

Taine<br />

Aus „Voyage aux Pyrénées“: que les choses nous plaisent par contraste, et que pour les âmes différentes les<br />

choses belles sont différentes. [daß uns die Dinge durch den Kontrast gefallen und daß die schönen Dinge von<br />

unterschiedlichen Gemütern verschieden bewertet werden.] Wer immer gerade stehen muß, der findet, die sitzende<br />

Lage sei die beste. Wie bringt er diesen Gedanken zur Anwendung? Uns gefällt die ungeschminkte und<br />

nicht zurechtgestutzte Natur, weil wir Kinder der Städte und der Städte überdrüssig geworden sind. Wir lieben<br />

die Natur wegen des Kontrastes. Sie aber haben eben erst ihre feudalen Schlösser verlassen, haben eben erst die<br />

mittelalterliche Barbarei abgelegt und haben eben erst aufgehört, die durch die fortwährenden Bürgerkriege<br />

verursachten Entbehrungen zu erleiden. Sie mußten die ungeschminkte Natur ganz uninteressant finden. Mit der<br />

Vorstellung von ihr war die Vorstellung von Not und Entbehrungen verbunden. Und dabei war kein einziger<br />

Garten besser geeignet als der von Le Nôtre, „um darin in der prunkvollen höfischen Kleidung zu promenieren,<br />

sich in vornehmem Ton zu unterhalten und eine Liebes- oder Geschäftsintrige zu spinnen“. Mit einem Wort, ich<br />

will von mir aus sagen, es ist der Garten der aristokratischen Gesellschaft, die ihrer selbst noch nicht überdrüssig<br />

geworden ist. Es ist bemerkenswert, daß auch der Malerei der damaligen Zeit die Landschaftsmalerei unbekannt<br />

ist, und wenn sie schon vertreten ist, wie bei Claude Lorrain, so ist das eine Landschaft, die der Gartenanlage<br />

von Le Nôtre gleicht. Red. L. N.<br />

2 Wir bringen den Auszug, den G. W. Plechanow auf zwei mit Ziffer 1 und 2 numerierten Blättern gemacht und<br />

überschrieben hat:<br />

Bürgerdrama. Brunetière<br />

„... seit dem Bankrott der Law-Bank – um nicht weiter zurückzugreifen – verliert die Aristokratie, wie Sie wissen,<br />

von Tag zu Tag an Boden. Was eine Klasse nur tun kann, um sich zu diskreditieren, das beeilt sie sich zu<br />

tun... Aber sie ruiniert sich überhaupt; und die Bourgeoisie, der dritte Stand, bereichert sich nach und nach,<br />

wächst an Einfluß, gewinnt ein neues Bewußtsein seiner Rechte. Die Ungleichheiten erscheinen erschreckender,<br />

die Mißbräuche unerträglicher. Die Herzen sind ‚voller Haß‘, wie bald ein Dichter sagen wird, und ‚gieren nach<br />

Gerechtigkeit‘ oder, besser gesagt, nach Gleichheit... Wäre es möglich, daß man, wenn man über ein solches<br />

Mittel der Propaganda und der Einflußnahme verfügt wie das Theater, sich dessen nicht bedient, daß man die<br />

Ungleichheiten, über die sich der Autor von ‚Bourgeois gentilhomme‘ und von ‚Georges Dandin‘ nur lustig<br />

macht, ernst, ja, beinahe tragisch nimmt? Und wäre es überhaupt möglich, daß sich die schon triumphierende<br />

Bourgeoisie darin schickte, auf der Bühne immer nur Kaiser und Könige dargestellt zu sehen, und daß sie ihre<br />

Ersparnisse nicht zuerst dazu gebrauchte, wenn ich so sagen darf, ihr eigenes Portrait zu bestellen?“ Red. L. N.<br />

G. W. Plechanow: Kunst und Literatur, Dietz Verlag Berlin 1955 – 40

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