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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 18.07.2013<br />

Frau, den Mann nachzuahmen. Antwort eines Stammeshäuptlings an David und Charles Livingstone bezüglich<br />

des Pelelé, des Lippenpflocks: man will damit den Schnurrbart ersetzen. Kapitän Speke strich einem Dieb (am<br />

oberen Nil) das Gesicht mit weißer Farbe an.<br />

Dichtkunst<br />

Dichtkunst: Sprachlicher Ausdruck von äußeren oder inneren Erscheinungen in ästhetisch wirksamer<br />

Form zu ästhetischem Zwecke.<br />

Lied der Botokuden: Heute haben wir gute Jagd; wir töteten ein Tier; jetzt haben wir zu essen; Fleisch ist<br />

gut; Branntwein gut (mitgeteilt von Ehrenreich). Oder auch: der Anführer ist furchtlos! Der Anführer kennt<br />

keine Furcht! usw.<br />

Die Australier. Singen immer. Beispiel:<br />

Australisches Jägerlied:<br />

[379]<br />

Kampflied:<br />

Die Narrinyeri kommen,<br />

Die Narrinyeri kommen,<br />

Bald sind sie da!<br />

Sie tragen ein Känguruh,<br />

Und schnell gehen sie.<br />

Die Narrinyeri kommen,<br />

Die Narrinyeri kommen.<br />

Das Känguruh lief rasch,<br />

Ich aber noch rascher.<br />

Das Känguruh war fett:<br />

Ich hab‘s verspeist.<br />

O Känguruh, Känguruh!<br />

Stich ihn in die Stirn,<br />

Stich ihn in die Brust,<br />

Stich ihn in den Bauch,<br />

Stich ihn ins Herz,<br />

Stich ihn in die Schulter,<br />

usw.<br />

Manchmal verspotten sie ihre Feinde:<br />

Solche Beine!<br />

Solche Beine!<br />

Du langbeiniges Känguruh!<br />

Grablied, gesungen bei dem Begräbnis eines der Mitglieder eines der südwestaustralischen Stämme:<br />

Junge Frauen singen:<br />

O, mein junger Bruder!<br />

Alte Frauen:<br />

O, mein junger Sohn!<br />

Zusammen:<br />

Niemals, niemals sehen wir dich wieder!<br />

Ihre Lieder kommen aus dem Magen und nicht aus dem Herzen.<br />

Bei uns ist in der Lyrik viel von der Liebe die Rede. Uns ist bis jetzt nicht ein einziges Liebeslied der Jägerstämme<br />

bekannt. Ebenso kommt auch die Liebe zur Natur nicht vor. Wir kennen nur ein einziges Eskimolied,<br />

das die Wolken besingt, die sich um den Berggipfel gelegt haben. Aber auch hier fehlt das eigentlich Poetische,<br />

die Liebe zur Natur: ich sehe einen großen Berg, umgeben von Wolken, er ist groß, er ist von Wolken umgeben<br />

usw. Der Inhalt ist derart dürftig, daß ein Stamm oft ein Lied singt, dessen Worte er nicht versteht. Es ist klar,<br />

daß hier Melodie und Rhythmus die Hauptsache sind. Oberhaupt hat die Lyrik auf dieser Stufe mehr musikalische<br />

als poetische Bedeutung.<br />

G. W. Plechanow: Kunst und Literatur, Dietz Verlag Berlin 1955 – 37

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