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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 18.07.2013<br />

druckerkunst. Ihre vorherrschende Stellung erlangte sie durch Gutenberg. Bei den Jägern sind von größter<br />

Bedeutung als Kunst die<br />

Tänze<br />

Die Tänze sind die wichtigste Kunst der Wilden. Heutzutage wird niemand einen guten Tänzer einen großen<br />

Künstler <strong>nennen</strong>. Aber in unserer Zeit ist der Tanz eine rudimentäre Kunst, ähnlich wie es rudimentäre Organe<br />

gibt. Heutzutage kommt in den Tänzen hauptsächlich Grazie zum Ausdruck. Aber die Grazie hat keine große<br />

Bedeutung für die Gesellschaft als Bedingung ihrer Existenz. Die Deutschen können ausgezeichnet auch ohne<br />

Grazie existieren; das Fehlen der Grazie hat sie nicht daran gehindert, die graziösen Franzosen zu schlagen. Bei<br />

den Wilden bringen die Tänze durchaus nicht einzig und allein die Grazie zum Ausdruck. In ihnen wird entschieden<br />

alles zum Ausdruck gebracht, alle für die Gesellschaft wichtigen Eigenschaften sowohl des Mannes<br />

wie auch der Frau.<br />

Tänze der Frauen<br />

Die Frau stellt dar, wie sie auf den Baum klettert, um das Opossum zu fangen; wie sie Muscheln sammelt; wie<br />

sie die Wurzeln mancher Nährpflanzen ausreißt, wie sie das Kind nährt; wie sie ihre Liebeserklärung macht und<br />

sogar wie sie sich mit dem Manne zankt.<br />

Tänze der Männer<br />

Tanz der Ruderer; Tanz der Känguruhjäger; Tanz, der darstellt, wie man bei den Weißen Vieh raubt; Tanz,<br />

durch den die Zeit des Sammelns der Früchte der wildwachsenden Pflanzen gefeiert wird; Tanz, durch den eine<br />

erfolgreiche Jagd gefeiert wird. Es gibt noch andere Tänze: Nachahmung verschiedener wilder Tiere. Alle diese<br />

Tänze zeigen und entwickeln solche Eigenschaften des Wilden, ohne die er nicht existieren kann. Es besteht ein<br />

direkter Zusammenhang zwischen diesen Tänzen und der Ökonomik. Hier gibt die Kunst zum Teil nur die Bewegungen<br />

wieder, die ein Mensch macht, wenn er sich mit ökonom[ischer] Tätigkeit befaßt; zum Teil kultiviert<br />

sie die Eigenschaften des Jägers; wer ein Tier gut nachahmen kann, der ist mit dessen Gewohnheiten wohl vertraut;<br />

wer mit dessen Gewohnheiten wohl vertraut ist, aus dem wird ein guter Jäger. Das sind die mimischen<br />

Tänze. Es gibt auch noch die sogenannten gymnastischen Tänze (alle unsere Tänze). Liebestänze. Corroboris.<br />

Ein ausgezeichneter Tänzer ist gewöhnlich auch ein tüchtiger Krieger. Es gibt schließlich:<br />

Beschwörungstänze<br />

Man nimmt an, der Geist habe ebenso seine Freude daran, einen schönen Tanz zu sehen, wie der Jäger selbst.<br />

Indirekte Beziehung zur Ökonomik. Aber diese Tänze sind sehr selten. Bemerkung zu Tolstoi.<br />

In den Tänzen der Jäger kommen die Ansichten der Menschen darüber zum Ausdruck, was gut und was schlecht<br />

ist, aber das ist kein religiöses Bewußtsein. Später bekommen alle gesellschaftlichen Anschauungen der Menschen<br />

einen bewußt [378] religiösen Anstrich. Aber dies kommt erst viel später, wenn die Priesterschaft zur<br />

herrsch[enden] Klasse wird. Das ist nun die erste Berichtigung zur Anschauung Tolstois.<br />

Ornamentik<br />

Motive der Ornamentik: 1. die Natur; . die Technik.<br />

Die Natur. Jetzt wird anerkannt, daß die Zeichnungen, mit denen die Australier und die afrikanischen Neger ihre<br />

Waffe verzieren, eine Nachahmung der äußeren Bedeckung der Tiere: der Wolle des Känguruhs, der Haut der<br />

Schlange, der Eidechse usw. ist. Manchmal ganze Pläne einer Umgebung. Kennzeichnung des Eigentums. Individuelles<br />

Eigentum wenig entwickelt – Stammes(Sippen-)eigentum. Jeder Stamm hat sein eigenes Kennzeichen.<br />

1 ... gefällt das, was einen Krieger furchterregend und geschickt macht. Zähne! Zuspitzen. In Afrika zieht<br />

man sich die oberen Schneidezähne aus. Welchen Rat man dem Doktor Becker gab: seiner Frau die oberen<br />

Schneidezähne auszuziehen. Weshalb? Antwort Schweinfurths: weil das die Menschen den Tieren ähnlich<br />

macht, die diese Stämme direkt als Gottheiten verehren. Haartracht: man will ein tierähnliches Aussehen erhalten.<br />

Teilung der gesellschaftlichen Arbeit zwischen Mann und Frau. Erstes Auftreten eines Antagonismus. Bei den<br />

Dinkas tätowieren sich nur die Männer – den Frauen ist es verboten. Keine Kleidung bei den Männern. Die<br />

Frauen tragen eine Art Röcke. Schweinfurth ist – Türkin. Möglicherweise zeigt sich hier auch das Bestreben der<br />

1 Hier ist im Text eine Lücke. Die Red.<br />

G. W. Plechanow: Kunst und Literatur, Dietz Verlag Berlin 1955 – 36

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