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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 08.07.2013<br />

Gesang. Bei den primitiven Völkern begleitet der Gesang stets die Arbeit. Die Melodie spielt<br />

dabei ebenso wie der Text eine ausgesprochen zweitrangige Rolle. Die Hauptsache ist der<br />

Rhythmus. Der Rhythmus des Liedes wiederholt genau den Rhythmus der Arbeit. Die Musik<br />

entsteht aus der Arbeit. Je nachdem, ob die Arbeit von einer Person oder von einer Gruppe<br />

von Menschen durchgeführt wird, gibt es Lieder für eine Stimme oder für eine Gruppe von<br />

Stimmen.<br />

Die Schlußfolgerungen Büchers:<br />

„Meine Untersuchungen brachten mich zu der Schlußfolgerung, daß Arbeit, Musik und Poesie<br />

auf das engste miteinander verbunden sind. Man kann deshalb also folgende Frage stellen:<br />

Waren diese drei Elemente zuerst voneinander unabhängig oder entstanden sie gleichzeitig<br />

und haben sich nur in der Folge, nach einem langen Prozeß allmählicher Differenzierung,<br />

voneinander gelöst? Wenn dem so ist: Welches dieser drei Elemente bildete dann den Kern,<br />

zu dem dann die anderen kamen? Antwort. Die Arbeit war das Element, das den Kern bildete,<br />

und zu ihm kamen dann die zwei anderen Elemente: Musik und Poesie.“ 1<br />

der Erdboden rund um mich her wie bei einem Erdbeben. Die Männer stampften alle mit Gewalt auf den Boden<br />

und machten nur ganz kurze, 15 Zentimeter lange Schritte. In dieser Weise bewegte die Phalanx sich langsam,<br />

aber unwiderstehlich vorwärts; die Stimmen hoben und senkten sich in rauschenden Schallwellen, die Speere<br />

stiegen in die Höhe und sanken wieder herab und die zahllosen blanken eisernen Spitzen blitzten, wenn sie nach<br />

dem Takt des dumpfen, aufregenden Geräusches der Trommeln empor und wieder abwärts stiegen. Die Stimmen<br />

und das Getöse der Trommeln hielten sich genau im Takt, das Heben und Senken der beständig in wirbelnder<br />

Bewegung gehaltenen Speerspitzen erfolgte gleichzeitig und unter gleichmäßigen Körperbewegungen, und<br />

der harte, feste Boden widerhallte zitternd von dem Getöse, als das enorme Gewicht von 70 Tonnen Menschenfleisch<br />

mit regelmäßigem stampfenden Schritt zugleich die Erde berührte. Entsprechend diesen Bewegungen<br />

hoben und senkten sich die tausend Köpfe, sich aufrichtend bei den kraftvollen, wuchtigen Schallwellen, herabsinkend<br />

bei dem gedämpften, klagenden Murmeln der Menge. Als sie, um der zunehmenden Wucht der Stimmen<br />

die größte Wirkung zu geben, das Gesicht in die Höhe gerichtet und den Kopf zurückgebeugt, ihr Geschrei<br />

ausstießen, das unauslöschliche Wut, Haß und vernichtenden Krieg andeuten sollte, schien jede Seele von der<br />

Leidenschaft der todbringenden Schlacht ergriffen zu sein, die Augen der Zuschauer erglänzten und die Menge<br />

erhob drohend die geballten Fäuste, als ob ihr Inneres von den kriegerischen Tönen erbebte. Und als die Krieger<br />

die Köpfe senkten und zur Erde beugten, schien man den Todeskampf, den Jammer und das Elend des Krieges<br />

zu fühlen, an die Tränen und das Wehklagen der Witwen, das Weinen der vaterlosen Waisen, an zerstörte<br />

Heimstätten und vernichtete Ländereien zu denken... Es war jedenfalls eins der schönsten und aufregendsten<br />

Schauspiele, welche ich in Afrika gesehen habe.“ (Stanley, „Im dunkelsten Afrika“, Leipzig 1890, 1. Bd., S. 408<br />

-410.)] – Weitere 8 Zeilen sind im Text gestrichen, deren Fortsetzung, ebenfalls gestrichen, sich auf der Rückseite<br />

von Seite 44 des Manuskripts, numeriert mit Ziffer 19, befindet (siehe die doppelte Numerierung von Seite<br />

25). Wir führen diese Stelle an: „Die Kriegstänze der Naturvölker sind eine wahre Schule des Kriegswesens.<br />

Und obgleich der Krieg der Naturvölker sich sehr nahe mit der Jagd der Naturvölker berührt, kann der Krieg<br />

doch nicht eine produktive Betätigung genannt werden. Deshalb, geehrter Herr, ist es nicht ganz unbegründet,<br />

wenn Sie mir sagen, daß in diesem Falle sowohl die Entstehung des Tanzes als auch sein Charakter außerhalb<br />

jedes ursächlichen Zusammenhanges mit den Produktivkräften der Urgesellschaft stehe und auch mit ihrer Ökonomik.<br />

Ist es aber wirklich so? Es wäre so, wenn der Krieg selbst sich nicht in ursächlichem Zusammenhang mit der<br />

Ökonomik befände; in Wirklichkeit unterliegt dieser Zusammenhang jedoch nicht dem geringsten Zweifel, und<br />

deshalb...<br />

Jeder Krieg ist ein feindlicher Zusammenstoß zweier nicht voneinander abhängiger politischer Organismen.<br />

Manchmal...“ Red. L. N. [= Redaktion des Literarischen Nachlasses]<br />

1 [Das Zitat ist sinngemäß wiedergegeben aus der im Herbst 1896 im XVII. Bande der Abhandlungen der Königl.<br />

Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften <strong>erschien</strong>enen Schrift „Arbeit und Rhythmus“ von Karl Bücher.<br />

In der vierten Auflage (Leipzig und Berlin 1909) lautet die Stelle wie folgt:<br />

„Unsere Untersuchung hat uns Körperbewegung; Musik und Dichtung in engster [38] wechselseitiger Verbindung<br />

gezeigt. Wie sind sie ursprünglich zusammengekommen? Waren diese drei Elemente vorher, jedes für sich<br />

unabhängig vom anderen sein Sonderdasein führend, wie in unserer heutigen Kulturwelt, bereits vorhanden und<br />

erscheinen hier nur zufällig miteinander verbunden? Oder sind sie etwa alle drei zusammen entstanden und nur<br />

später durch einen langsamen Differenzierungsprozeß voneinander getrennt worden? Und wenn dies der Fall ist,<br />

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