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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 18.07.2013<br />

des goûts intellectuels aux passions et aux jouissances brutales. Les gens de lettres aidèrent<br />

les dames à parfaire leur œuvre. La condition des une et des autres en devenait meilleure ...<br />

C’est un contre-sens d’y (in den Romanen) chercher la peinture du monde réel: ce sont des<br />

manuels de civilité etc., p. 376, éd. 1896. [(Lanson:) „Es ist kaum zu sagen, welchen Grad die<br />

Unwissenheit, die Grobheit, die Roheit nach vierzig Jahren Bürgerkrieg erreicht hatten, am<br />

Hof und beim Adel. Damen wie die Marquise von Rambouillet waren die Lehrmeister der<br />

großen Gesellschaft; sie legten dem Temperament die Zügel der Galanterie und Höflichkeit<br />

an; nach und nach setzten sie geistige Freuden und Genüsse an die Stelle der rohen Leidenschaften<br />

und Freuden. Die Literaten halfen diesen Damen ihr Werk verrichten. So stärkten sie<br />

ihre Stellung gegenseitig... Es ist widersinnig, hier [in den Romanen] das Bild der wirklichen<br />

Welt zu suchen: es sind Handbücher des guten Tons“ etc.]<br />

Wie Sie sehen, ist diese Literatur eine Klassenliteratur; die Literatur einer bestimmten Klasse<br />

auf einer bestimmten Stufe ihrer Entwicklung und unter bestimmten historischen Verhältnissen.<br />

Die préciosité konnte nicht von langer Dauer sein. Sie haftete nur am Äußerlichen. Sie<br />

war Gegenstand des Spottes bei Boileau und Molière. Aber die Literatur, die die Romane<br />

d’Urfés und Scudérys verdrängte, war ebenfalls eine Klassenliteratur. Nehmen wir die Tragödie.<br />

Corneille, Racine.<br />

[372] Auswahl der Stoffe.<br />

Hauptpersonen der Handlung: Könige und Helden. Es war ein Abbild der Ständemonarchie.<br />

Überdies spielte die Bourgeoisie damals eine untergeordnete Rolle, nicht von ihr hingen die<br />

Geschicke des Staates ab, aber diese Geschicke sind gerade von großem gesellschaftlichem<br />

Interesse.<br />

Psychologie des Helden. Große Willenskraft. Woraus erklärt sich das? Aus der Psychologie<br />

der damaligen höheren Klasse. „Sogar an den Frauen der damaligen Zeit fanden sich wenig<br />

weibliche Züge“, sagt Lanson, „sie lebten mehr mit dem Kopf als mit dem Herzen.“ Hier<br />

zeigte sich ebenfalls wieder der Einfluß der vorangehenden Epoche: „Kampf und Unruhen<br />

führen zur Verrohung der Sitten, aber sie stählen auch den Charakter.“ Derselbe Lanson sagt<br />

weiter an einer anderen Stelle: „das Geschlecht, das inmitten der Erschütterungen der von<br />

Unruhen erfüllten Gegenwart aufgewachsen war, die Menschen der Epoche des Dreißigjährigen<br />

Krieges und der Verschwörungen gegen Richelieu zeichneten sich durch eine starke und<br />

sogar rohe Natur aus ... ihr romantisches Heldentum entsprach dem unüberwindlichen Bedürfnis<br />

an Kraft und Tätigkeit.“ In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, als die Monarchie<br />

Ludwigs XIV. den endgültigen Sieg davongetragen hatte, ändert sich der Charakter der Helden:<br />

wichtige Stelle bei Racine: „dans cette vie de cour, après le soin de plaire au roi, la seule<br />

affaire est l’amour, dont le monarque donne l’exemple... Cet amour s’empare de la tragédie“<br />

[„... in diesem Hofleben ist die einzige Sorge, neben der, dem König zu gefallen, die Liebe,<br />

wofür der König selbst das Beispiel gibt... Diese Liebe bemächtigt sich der Tragödie.“]. Die<br />

Tragödie Racines ist die Tragödie der echten Leidenschaft. Folglich spiegelte sich darin die<br />

Psychologie der höheren Klasse wider.<br />

Ist das richtig? Ist es möglich, die Richtigkeit dessen, was ich sage, nachzuprüfen? Ja, und<br />

zwar sehr zuverlässig. 1 Nämlich die Einstellung zu Shakespeare im damaligen England und<br />

Frankreich.<br />

Nach der Restauration in England beginnt die Aristokratie eine ablehnende Haltung gegenüber<br />

Shakespeare einzunehmen und bringt der französischen Tragödie große Sympathie entgegen.<br />

Das gewöhnliche Volk ist auf seiten Shakespeares.<br />

1 Im Manuskript gehen diesem Satz einige durchgestrichene Worte voran: „Ich gebe zwei Methoden zur Überprüfung<br />

der Richtigkeit an.“ Red. L .N.<br />

G. W. Plechanow: Kunst und Literatur, Dietz Verlag Berlin 1955 – 31

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