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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 18.07.2013<br />

römischen Akademie der Künste ausgeschlossen. Im Jahre 1767 wird über einen anderen<br />

Studierenden, den Baumeister Adrien Mouton, aus dem gleichen Grunde dieselbe Strafe<br />

verhängt. An Mouton schließt sich der Bildhauer Claude Monot an – er wird ebenfalls ausgeschlossen.<br />

Die „Gesellschaft“ ergreift leidenschaftlich Partei für Mouton. Mouton klagt<br />

bei Gericht. Das Gericht Châtelet erklärt, daß er im Recht sei. Der Direktor der römischen<br />

Akademie wird verurteilt, Mouton 20.000 Lire zu zahlen. Im Jahre 1774 wird der Direktor<br />

abgesetzt.<br />

Schon im Jahre 1753 urteilt Grimm streng über Boucher in seiner Correspondance littéraire:<br />

„Boucher n’est pas fort sur le masculin.“ [„Boucher ist nicht stark im Männlichen“] Und das<br />

ist wirklich so. Masculin, das sind bei ihm vorzugsweise die Amoretten, welche Diderot so<br />

sehr getadelt hat.<br />

[360]<br />

Über die Kunst 1<br />

Zwei Vorträge aus einem Vortragszyklus,<br />

gehalten im Jahre 1904 in Brüssel, Lüttich und Paris<br />

ERSTER VORTRAG<br />

(1. Fassung)<br />

1. Abend, 1. Hälfte<br />

Einführung. Ich will über die Kunst vom Standpunkt der materialist[ischen] Geschichtsauffassung<br />

sprechen. Was ist die Kunst? Was ist materialistische Geschichtsauffassung?<br />

Bei jeder genaueren Unters[uchung] muß man sich an eine streng festgelegte Terminologie<br />

halten. Zugleich ist das aber fast unmöglich, weil wir mit einem Gegenst[and], wenn wir an<br />

ihn herangehen, schlechter vertraut sind als nach Abschluß der Untersuchung. Deshalb verleiht<br />

die Untersuchung selbst und muß sie der Terminologie einen neuen, präziseren und darum<br />

klareren Sinn verleihen. Wir beginnen also mit einer vorläufigen, einstweiligen Terminologie,<br />

die wir dann durch eine endgültige ersetzen werden.<br />

Welches soll nun unsere einstweilige Definition der Kunst sein? Graf Tolstoi führt in seinem<br />

bek[annten] Buch „Was ist die Kunst“. wie Sie sich erinnern werden, eine Menge, wie er<br />

glaubt, widersprechendster Defin[itionen] der Kunst an und findet sie alle unbefriedigend. In<br />

Wirklichkeit sind die von ihm angeführten Definitionen durchaus nicht so weit voneinander<br />

entfernt und durchaus nicht so fehlerhaft, wie Tolstoi meint. Aber wir wollen annehmen, seine<br />

Ansicht sei völl[ig] richtig, und sehen, was für eine Definition er selbst gegeben hat.<br />

Sie erinnern sich ihrer, m[eine] H[erren].<br />

Tolstois Definition<br />

Wie das Wort ... als Mittel zur Einigung der Menschen dient, so wirkt auch die Kunst. Die<br />

Eigentümlichkeit aber dieses Mittels der Gemeinschaft, die es [von der Gemeinschaft] durch<br />

das Wort unterscheidet, [361] besteht darin, daß durch das Wort ein Mensch dem anderen<br />

seine Gedanken (hervorgehoben von mir) mitteilt, durch die Kunst aber teilen die Menschen<br />

einander ihre Gefühle mit [S. 65/66].<br />

Die Tätigkeit der Kunst ist darauf begründet, daß der Mensch, indem er durch das Gehör oder<br />

das Auge die Gefühlsäußerungen eines anderen Menschen empfängt, fähig ist, dasselbe Gefühl,<br />

d[as] der Mensch, der sein Gefühl äußert, empfand, nachzuempfinden [S. 66]. Eben auf<br />

1 Titel und die Untertitel stammen von G. W. Plechanow. Die Red.<br />

G. W. Plechanow: Kunst und Literatur, Dietz Verlag Berlin 1955 – 22

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