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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 08.07.2013<br />

Tänze dieser Art gibt es auch bei den Menschen: das sind die Liebestänze. Ihr Charakter verändert<br />

sich gemeinsam mit der Entwicklung der Sitten. Neben diesen Tänzen tauchen auch<br />

andere auf, deren Bedeutung eine völlig andere ist.<br />

Jagdtanz. Er besteht in der Nachahmung der Bewegungen und Gebärden des Tieres, dem der<br />

Stamm hauptsächlich nachstellt. So versuchen zum Beispiel die Australier die Bewegungen<br />

des Känguruhs und des Emus nachzuahmen, weil die Jagd auf diese Tiere und ihr Fang die<br />

Hauptbeschäftigung ihres Lebens ist. Desgleichen kopiert der Tanz der Kamtschadalen die<br />

plumpen Bewegungen des Bären. Bei den Rothäuten ging der Büffeltanz, in entsprechendem<br />

Aufputz ausgeführt, der Jagd auf dieses Tier voraus. Ich könnte die Reihe der Beispiele dieser<br />

Art noch fortsetzen, doch ich nehme an, die angeführten Beispiele genügen, und ziehe es vor,<br />

zu den Frauentänzen überzugehen.<br />

Ernste Tänze. Diese Tänze stellen, gewöhnlich durch Mimik, diese oder jene Erscheinungen<br />

ihres Daseinskampfes, ihrer Arbeit dar. So zum Beispiel stellt die australische Frau dar, wie<br />

sie ins Wasser taucht, um Muscheln zu suchen, wie sie eßbare Wurzeln als Nahrung für ihre<br />

Kinder ausgräbt, wie sie auf die Bäume klettert, um das Opossum zu fangen usw.<br />

Wir fügen noch hinzu, daß die Spiele der Kinder eine Nachahmung der Arbeit der Erwachsenen<br />

sind.<br />

Was stellen alle diese Tänze vor? Eine Wiedergabe der Arbeitstätigkeit der Menschen zum<br />

Zwecke der Zerstreuung in einer primitiven Kunst. Die Kunst ist das unmittelbare Abbild des<br />

Produktionsprozesses.<br />

[37] Kriegstänze. Der Krieg ist nur eine andere Art der Jagd, in der der Mensch als Wild des<br />

Menschen dient; auch er hat seine Tänze. Diese Tänze reproduzieren Kampfszenen. Zuweilen<br />

sind sie von dramatischen Dialogen begleitet. So tanzten die Bewohner Neu-Kaledoniens und<br />

führten mit ihren Häuptlingen folgenden Dialog:<br />

Greifen wir unsere Feinde an?<br />

Ja.<br />

Sind sie stark?<br />

Nein.<br />

Sind sie tapfer?<br />

Nein.<br />

Werden wir sie schlagen?<br />

Ja.<br />

Werden wir sie essen?<br />

Ja.<br />

usw.<br />

Manchmal ist der Tanz von Gesang begleitet, dann wird er ein richtiges Kunstwerk, wie jener<br />

Phalangentanz, den Stanley in seinem Buch „Dans les ténèbres de l’Afrique“ 1 beschreibt.<br />

Siehe Zitat. 2<br />

1 S. 407.<br />

2 „Dans les ténèbres de l’Afrique“, t. I, pp. 405-407. [In der autorisierten deutschen Ausgabe lautet die ganze<br />

zit. Stelle: „... stellten Katto und sein Vetter Kalenge, mit prächtigen weißen Hahnenfedern geschmückt, 33<br />

Linien von je 33 Mann auf, und zwar so genau wie möglich in der Form eines vollkommenen, soliden, geschlossenen<br />

Vierecks. Die meisten Krieger hatten nur einen Speer, doch besaßen einige auch zwei außer den<br />

Schilden und Köchern, welche um den Hals am Rücken herabhingen.<br />

Die Phalanx stand mit auf der Erde ruhenden Speeren still, bis auf ein mit den Trommeln gegebenes Zeichen<br />

Katto mit tiefer Stimme einen wilden Triumphgesang oder ein Lied begann und bei einem besonders hohen Ton<br />

den Speer erhob; sofort stieg ein Wald von Speeren über den Köpfen auf, in mächtigem Chor antworteten die<br />

Stimmen, die Phalanx bewegte sich vorwärts, und obwohl ich mich etwa 45 Meter entfernt befand, erdröhnte<br />

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