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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 18.07.2013<br />

Bevölkerung. Ja, aber abstrakte Gesetze der Vermehrung gelten nur für Pflanzen und Tiere. 1<br />

Beispiel aus den beiden Livingstones. 2<br />

[356] Somit bestimmt der Zustand der Prod[uktiv]kräfte die Ökonomik; die Ökonomik bestimmt<br />

die soziale Struktur. Die soz[iale] Struktur die ganze Psychologie des gesellschaftlichen<br />

Menschen überhaupt. Die Bedeutung der Ideen wird nicht bestritten. Erläuterung: Lehre<br />

von der Umwandlung der Energie.<br />

Der Marxismus als „praktische Vernunft“ ist ganz und gar idealistisch. Beweis: unsere Aufgabe<br />

– die Entwicklung des Klassenbewußtseins. Man ist der Ansicht, daß En[gels] später<br />

seine Anschauung „berichtigt“ habe. Unsinn: Beweis. Rolle der Persönlichkeit. Teilung in<br />

Klassen.<br />

Jetzt müssen wir von diesem Gesichtspunkt aus die Kunst betrachten. Es ist schon längst gesagt<br />

worden, daß die Literatur der Spiegel des gesellschaftlichen Lebens ist. Beispiele. Petit<br />

de Juleville. 3<br />

Das gleiche sagt man auch von der Kunst. Also wird der Einfluß der gesellschaftlichen Verhältnisse<br />

auf das Schicksal der Kunst jetzt von allen anerkannt. Die Frage ist nur die, wodurch<br />

die Entwicklung der gesellschaftlichen Verhältnisse bedingt wird. Wenn es uns gelingt<br />

zu beweisen, daß sie sich im Anschluß an die Entwicklung der Ökonomik entwickeln, dann<br />

haben wir gewonnen, dann ist unsere These bewiesen. Aber jeder neue Standpunkt läßt den<br />

Gegenstand in einem neuen Lichte erscheinen. Und deshalb will ich gerade über die Kunst<br />

reden. Welches mein Plan sein wird? Ich will die Gesellschaft in ihrem Anf[angs]stadium der<br />

Entwicklung, d. h. in dem allererst[en] uns bekannten Stadium nehmen – die Gesellschaft der<br />

Jäger auf der untersten Stufe. Hierher gehören: 1. die Buschmänner; 2. die Australier; 3. die<br />

Feuerländer; 4. die sog[enannten] Negritos auf den Philippinen; 5. die Minkopies auf den<br />

Andamanen; 6. die Weddas und 7. die Hyperboreer auf der Insel Ceylon. Außerdem [357]<br />

werden wir eine Exkursion in das Gebiet der prähistorischen Archäologie unternehmen müssen,<br />

denn manche unserer Vorfahren haben so deutliche Spuren ihrer Existenz hinterlassen,<br />

daß wir uns danach eine Vorstellung nicht nur von ihrem Leben überhaupt, sondern auch von<br />

ihrer Kunst machen können. Schließlich werde ich mich manchmal auch auf die wilden<br />

Stämme berufen, die etwas höher stehen.<br />

Dann werde ich die in Klassen geteilte Gesellschaft nehmen. Beispiel: Frankreich im 18.<br />

Jahrhundert, d. h. am Vorabend der Revolution.<br />

Definition eines anderen Terminus: Kunst. Was ist Kunst? Tolstoi. Seine Definition der<br />

1 [Worte sind ein Zitat aus dem „Kapital“ von Marx, zit. Ausgabe‚ I. Band, S. 666: „Ein abstraktes Populationsgesetz<br />

existiert nur für Pflanze und Tier, soweit der Mensch nicht geschichtlich eingreift.“]<br />

2 Das Beispiel aus den beiden Livingstones wird von Plechanow selbst in der An-[356]merkung zum fünften<br />

„Brief ohne Adresse“ angeführt (siehe oben, S. 139/40.) Die Red.<br />

3 Wir bringen den Auszug, überschrieben:<br />

Petit de Juleville<br />

(Possen) La comédie etc.<br />

Die Posse, für das Volk geschrieben und vor dem Volk gespielt, diente fast immer als Ausdruck der Unzufriedenheit<br />

und der Vorurteile des Volkes. In keinem Genre kam der Unwille des Mittelstandes gegen die privilegierten<br />

Stände mit größerer Stärke zum Ausdruck. Heiterkeit vermischt sich darin mit Zorn, aber häufig überwiegt<br />

der Zorn (die Posse: Eglise, Noblesse et Pauvreti [Kirche, Adel und Armut]).<br />

Seit der Reg[ierung] Ludwigs XIII. geht die Posse dem Verfall entgegen. Dieses Genre war der Tradition, wenn<br />

nicht denn Wesen nach, roh. In dem Maße, wie sich Sitten und Sprache verfeinerten, hörte die alte Zügellosigkeit<br />

auf, den gebildeten und feinfühligen Menschen zu gefallen; nun wurde die Posse zu den Vergnügungen<br />

gerechnet, die sich nur für Lakaien schickten: „réprouvés des gens sages“ [„von vernünftigen Leuten verabscheut“],<br />

wie ein französischer Schriftsteller im Jahre 1625 sagt. Dann – die Tragödie. Red. L. N.<br />

G. W. Plechanow: Kunst und Literatur, Dietz Verlag Berlin 1955 – 19

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