erschien nennen menschenähnlichen
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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 18.07.2013 Marmontel. Auszug. 1 [345] Stoffwahl: Könige. Molière. Nachahmung der Bourgeoisie. Also, die Tragödie ist eine Schöpfung der Klasse: der Aristokratie. Anwachsen der Bourgeoisie. Auszug aus Brunetière. Woher stammte das Bürgerdrama? Aus England. Blackmore – Autor des Dramas Prince Arthur (1695). Die Komödie muß eines Christen würdig sein. Die Bourgeoisie predigt ihre eigene Moral. Lillo: The London merchant (38 Aufführungen im Londoner Drury-Lane-Theater). Vorläufer in Frankreich: Destouches (Le Glorieux en 1732). Piron (L’école des Pères, 1728). Eigentlicher Schöpfer: Nivelle (La fausse antipathie; le préjugé). Le préjugé à la mode. [Das modische Vorurteil] D’Alembert über Nivelle de La Chaussée. 2 Le préjugé.. joué le 3 février 1735. Mélanie, L’école des amis. Reaktion. Schwärmen für Plutarch. Wiedergeburt des Klassizismus. Voltaire über Hamlet Dieses Stück ist voll Anachronismen und Albernheiten; in ihm wird Ophelia auf der Bühne begraben, und das ist ein so ungeheuerliches Schauspiel, daß der berühmte Garrick die Szene auf dem Kirchhof gestrichen hatte... Dieses Stück wimmelt gleich von Anfang an von schrecklichen vulgären Dingen. So sagt der Wachtposten in der ersten Szene: „Keine Maus hat sich geregt.“ Kann man sich ein so unangebrachtes Zeug erlauben? Ohne Zweifel kann sich ein Soldat in seiner Kaserne so ausdrücken, aber er darf sich nicht so auf der Bühne ausdrükken vor auserlesenen Personen der Nation, vor Personen, die vornehm sprechen und in deren Gegenwart man sich nicht weniger vornehm auszudrücken hat. Stellen Sie sich, meine Herren, Ludwig XIV. in seinem Spiegelsaale vor, umgeben von dem glänzenden Hof, und stellen Sie sich weiter vor, ein in Lumpen gehüllten Hanswurst zwängt sich durch die Menge von Helden hindurch, durch all diese großen Männer und schönen Frauen, die die Hofgesellschaft bilden; er macht ihnen den Vorschlag, Corneille, Racine und Molière fahrenzulassen für den Hanswurst, der einen Schimmer von Talent hat, aber Faxen macht. Was meinen Sie? Wie würde man einen solchen Hanswurst empfangen? Red. L. N. 1 Wir bringen den Auszug, der auf einem Blatt gemacht ist, das mit Ziffer VI numeriert und überschrieben ist: Marmontel Eine sowohl friedliche als auch wohlerzogene Nation, in der sich jeden für verpflichtet hält, seine Ideen und Gefühle den Sitten und Gewohnheiten der Gesellschaft anzupassen, eine Nation, in der die Anstandsrücksichten als Gesetze dienen, eine solche Nation kann nur solche Charaktere dulden, die durch Rücksicht auf ihre Umgebung gemildert, und nur solche Laster, die durch feinen Anstand abgeschwächt sind. Red. L. N. 2 Wir bringen den Auszug, den von Plechanow auf einem Blatt gemacht wurde, das mit Ziffer IX numeriert und überschrieben ist: D’Alembert über Nivelle de La Chaussée Il avait pour maxime dans la conduite littéraire comme dans tout sa vie que l’homme sage est celui dont les désirs et effonts sont en proportion avec les moyens. [In seinem literarischen Auftreten wie in seinem ganzen Leben ließ er sich von dem Grundsatz leiten, daß weise der Mann ist, dessen Wünsche und Bemühungen seinen Mitteln angepaßt sind.] Daher die Reaktion, die Rückkehr zum Klassizismus. Das Schwärmen für Plutarch. Die Red. G. W. Plechanow: Kunst und Literatur, Dietz Verlag Berlin 1955 – 10
OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 18.07.2013 IV Vortrag IV 1 Malerei. Louis XIV. Charles Lebrun 2 : Sein Held: Konstantin. Les Batailles d’Alexandre nach der campagne des Flandres im Jahre 1667. C’est Louis XIV qu’on acclame devant Alexandre. [Die Schlachten Alexanders nach dem Flandrischen Feldzuge ... 1667. Der Alexander gezollte Beifall gilt Ludwig XIV.] Schlacht bei Arbela in der Art des Alexander in Babylon. – Verherrlichung des Sonnenkönigs. Malerei der damaligen Zeit. 3 Le sublime fait de dignité [Das auf Würde begründete Erhabene.]: „Weg mit dieser Sudelei.“ [346] Kunst unter Louis XV – La France galante. La majesté descend à1’agrément. [Das galante Frankreich. Die Majestät läßt sich zum Vergnügen herab.] Boucher. 4 Schon im Jahre 1 Die Numerierung des Vortrags stammt von G. W. Plechanow. Auf dem Heftumschlag steht: „Vortrag IV und Auszüge. Entwurf.“ Die Red. 2 Wir bringen den Auszug, überschrieben: Charakter der Malerei von Lebrun Le sublime fait de dignité. Als Les Batailles erschienen, entsprachen sie nur zu sehr der Stimmung der Geister, die nach dem Erhabenen, nach Macht, nach Ruhm strebten, als daß die öffentliche Meinung nicht vollends unter ihrem Bann gestanden hätte. Les Batailles wurden nach Beendigung des Feldzugs in Flandern gemalt: Belagerung von Tournai – 2 Tage; von Furnes, Courtrai, Douai, Armentières – fast ebensoviel. Belagerung von Lilie – 9 Tage. usw. Red. L. N. 3 Wir bringen einen Auszug, überschrieben: Lebrun in Versailles Salon de guerre An der Decke ist Frankreich dargestellt. Die Gestalt ist angetan mit einem Panzer [346] und in Purpur gehüllt. Neben ihr steht die Siegesgöttin. Ihr zur Seite bringen Spanien, Holland und Deutschland ihre Unterwürfigkeit zum Ausdruck. Andere Salons sind in gleicher Art ausgemalt. Red. L. N. 4 Wir bringen einen Auszug, überschrieben: Goncourt über Boucher La volupté, c’est tout l’idéal de Boucher, c’est ce que la peinture a d’âme. [Die Sinnenlust ist Bouchers ganzes Ideal: sie ist alles, was seine Malerei an Seele besitzt.] Im Jahre 1746 sagt Piron über ihn: Je ne recherche, pour tout dire, Qu’élégance, grâces, beauté, Douceur, gentillesse et gaieté; En un mot, ce qui respire Ou badinage ou volupté. Le tout sans trop de liberté, Drapé du voile que désire La scrupuleuse honnêteté. Red. L. N. [Ich suche, um es offen zu gestehen, Nur Anmut, Eleganz und Augenfreud, Nur Liebreiz, Gentillesse und Fröhlichkeit – Mit einem Wort: worin wir immer sehen Bald heitre Scherze, bald auch Sinnlichkeit. Doch all das nicht gelöst von Zucht und Zeit; Vielmehr mit jenem leichten Flor versehen, Den strenger Wohlanstand gebeut.] G. W. Plechanow: Kunst und Literatur, Dietz Verlag Berlin 1955 – 11
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IV<br />
Vortrag IV 1<br />
Malerei. Louis XIV. Charles Lebrun 2 : Sein Held: Konstantin. Les Batailles d’Alexandre<br />
nach der campagne des Flandres im Jahre 1667. C’est Louis XIV qu’on acclame devant<br />
Alexandre. [Die Schlachten Alexanders nach dem Flandrischen Feldzuge ... 1667. Der Alexander<br />
gezollte Beifall gilt Ludwig XIV.]<br />
Schlacht bei Arbela in der Art des Alexander in Babylon. – Verherrlichung des Sonnenkönigs.<br />
Malerei der damaligen Zeit. 3 Le sublime fait de dignité [Das auf Würde begründete Erhabene.]:<br />
„Weg mit dieser Sudelei.“<br />
[346] Kunst unter Louis XV – La France galante. La majesté descend à1’agrément. [Das galante<br />
Frankreich. Die Majestät läßt sich zum Vergnügen herab.] Boucher. 4 Schon im Jahre<br />
1 Die Numerierung des Vortrags stammt von G. W. Plechanow. Auf dem Heftumschlag steht: „Vortrag IV und<br />
Auszüge. Entwurf.“ Die Red.<br />
2 Wir bringen den Auszug, überschrieben:<br />
Charakter der Malerei von Lebrun<br />
Le sublime fait de dignité. Als Les Batailles <strong>erschien</strong>en, entsprachen sie nur zu sehr der Stimmung der Geister,<br />
die nach dem Erhabenen, nach Macht, nach Ruhm strebten, als daß die öffentliche Meinung nicht vollends unter<br />
ihrem Bann gestanden hätte. Les Batailles wurden nach Beendigung des Feldzugs in Flandern gemalt: Belagerung<br />
von Tournai – 2 Tage; von Furnes, Courtrai, Douai, Armentières – fast ebensoviel. Belagerung von Lilie –<br />
9 Tage. usw. Red. L. N.<br />
3 Wir bringen einen Auszug, überschrieben:<br />
Lebrun in Versailles<br />
Salon de guerre<br />
An der Decke ist Frankreich dargestellt. Die Gestalt ist angetan mit einem Panzer [346] und in Purpur gehüllt.<br />
Neben ihr steht die Siegesgöttin. Ihr zur Seite bringen Spanien, Holland und Deutschland ihre Unterwürfigkeit<br />
zum Ausdruck. Andere Salons sind in gleicher Art ausgemalt. Red. L. N.<br />
4 Wir bringen einen Auszug, überschrieben:<br />
Goncourt über Boucher<br />
La volupté, c’est tout l’idéal de Boucher, c’est ce que la peinture a d’âme. [Die Sinnenlust ist Bouchers ganzes<br />
Ideal: sie ist alles, was seine Malerei an Seele besitzt.]<br />
Im Jahre 1746 sagt Piron über ihn:<br />
Je ne recherche, pour tout dire,<br />
Qu’élégance, grâces, beauté,<br />
Douceur, gentillesse et gaieté;<br />
En un mot, ce qui respire<br />
Ou badinage ou volupté.<br />
Le tout sans trop de liberté,<br />
Drapé du voile que désire<br />
La scrupuleuse honnêteté.<br />
Red. L. N.<br />
[Ich suche, um es offen zu gestehen,<br />
Nur Anmut, Eleganz und Augenfreud,<br />
Nur Liebreiz, Gentillesse und Fröhlichkeit –<br />
Mit einem Wort: worin wir immer sehen<br />
Bald heitre Scherze, bald auch Sinnlichkeit.<br />
Doch all das nicht gelöst von Zucht und Zeit;<br />
Vielmehr mit jenem leichten Flor versehen,<br />
Den strenger Wohlanstand gebeut.]<br />
G. W. Plechanow: Kunst und Literatur, Dietz Verlag Berlin 1955 – 11