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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 16.07.2013<br />

kunst dürfe nicht nur nichts „beweisen“, sondern auch nichts „aussagen“. Die Anhänger der<br />

utilitaristischen Kunstauffassung erzürnen ihn noch mehr, als sie Puschkin in der Epoche der<br />

Gedichte „Der Dichter und die Menge“ und „Einem Dichter“ erzürnt haben...<br />

*<br />

... [be]weist, daß der Begriff der „Kunst für den Fortschritt“ bei weitem nicht alle Ansichten<br />

über die Aufgaben des künstlerischen Schaffens in sich schließt, die der Theorie der Kunst<br />

für die Kunst entgegengestellt werden können. Wirklich, welche Beziehung zum Fortschritt<br />

hatten die „Staatsmusen“ Napoleons III. oder Nikolaus’ I.? Nur eine ablehnende. Deshalb<br />

werden wir der Theorie der Kunst für die Kunst nicht „die Kunst für den Fortschritt“ gegenüberstellen,<br />

wie Hugo es getan hat, sondern allgemein die „nützliche Kunst“ – l’art utile, wie<br />

sich etliche andere französische Schriftsteller ausgedrückt haben. Mit diesem Ausdruck werden<br />

wir eine Kunst bezeichnen, die gesellschaftlichen Zwecken dient, gleichgültig, welche es<br />

sind: fortschrittliche, konservative oder reaktionäre Zwecke. Und dann erhält die uns heute<br />

interessierende Frage folgende Formulierung:<br />

Welches sind die wichtigsten jener gesellschaftlichen Verhältnisse, dank denen bei den<br />

Künstlern die Neigung zur Kunst für die Kunst sowohl entsteht als auch sich festigt?<br />

Und die Lösung dieser Frage wird auch über die andere, ihr direkt entgegengesetzte, aber uns<br />

nicht weniger interessierende Frage Licht verbreiten:<br />

Unter welchen gesellschaftlichen Verhältnissen entsteht und verbreitet sich in der Gesellschaft<br />

die Neigung zur „nützlichen Kunst“?...<br />

*<br />

‹Und wenn dem so ist; wenn die Hinneigung Puschkins zur „freien“ Kunst und seine Abneigung<br />

gegen die utilit[aristische] Kunst unter den erwähnten Bedingungen durchaus verständlich<br />

sind, so wird für uns im vorliegenden Falle die häufige Frage völlig bedeutungslos, woher<br />

denn unser Dichter die theoretischen Argumente für die Unabhängigkeit der Kunst vom<br />

gesellschaftlichen Leben genommen habe: aus Deutschland [323] oder aus Frankreich. Der<br />

ganze Verlauf unserer geschichtlichen Entwicklung war so, daß die denkenden Menschen bei<br />

uns ausländische Quellen zu Rate ziehen mußten: zuerst byzantinische und später westeuropäische<br />

Quellen. Aber auch das ist völlig verständlich: bei uns konnten nur solche Ideen Eingang<br />

finden, die, in den fortschrittlichen Ländern ausgearbeitet, mehr oder weniger unserer<br />

eigenen Situation entsprachen. So war es auch mit der Theorie der Kunst für die Kunst. Nicht<br />

Puschkin und nicht der Wenewitinow-Zirkel haben sie ausgearbeitet. Aber sowohl Puschkin<br />

als auch der Wenewitinow-Zirkel haben sie sich zu eigen gemacht – in einer Zeit, da die russische<br />

Intelligenz in eine Lage geraten war, gleich jener, in der sich die denkenden Menschen<br />

Westeuropas gezwungen fühlten, die Freiheit des künstlerischen Schaffens zu verteidigen.<br />

Das genügt uns. Auf Grund dessen, was wir jetzt bereits wissen, sind wir berechtigt, folgendes<br />

zu behaupten›:<br />

Die Neigung zur Kunst für die Kunst entsteht da, wo ein Zwiespalt zwischen den Künstlern<br />

und dem sie umgebenden gesellschaftlichen Milieu vorhanden ist.<br />

‹Ich hoffe, daß das auch ohne weitere Erklärungen verständlich ist. Allenfalls will ich noch<br />

folgendes hinzufügen›: 1<br />

1 Mit spitzen Klammern sind die Seiten ‹› 14 und ‹› 15 der ursprünglichen Fassung gekennzeichnet, die bei ihrer<br />

Übertragung in den Pariser Vortrag von G. W. Plechanow mit Ausnahme eines einzigen Satzes durchgestrichen<br />

worden sind. An ihre Stelle ist ein anderer, bedeutend kürzerer Text getreten, den wir an der entsprechenden<br />

3

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