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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 15.07.2013<br />

Nochmals die Romantiker, nochmals Gautier: Mein Gott, wie dumm... usw. Konservatives Element in seiner<br />

Theorie, was dazu führt, daß Gautier alles auf den Kopf stellt. David ist Revolutionär, der 3. Stand war damals<br />

revolut[ionär]. Gautier ist Konservativer, der 3. Stand ist konserv[ativ]. Noch konservativer die Parnassiens –<br />

Baudelaire. Seine Sympathien für die Aristokratie. Drei Arten achtenswerter Menschen: Priester, Soldat und Dichter.<br />

Renan. Flaubert. Barbey d’Aurevilly. Jan Kasprowicz. Zuerst wandten sie sich gegen die Bourgeoisie, aber<br />

bald begannen sie für diese einzutreten, und schließlich wurden sie zu Apologeten des Kapitalismus. Zuerst wandten<br />

sie sich gegen den Ideengehalt, und schließlich wurden sie zu ideellen Verteidigern der bürgerlichen Ordnung.<br />

Sie sagten, daß sie gegen jeden Kampf seien, und jetzt rufen sie zum Kampf. Welcher Ideengehalt? Was für Kämpfe?<br />

Ecclesiastes: Der Weise wird dumm, wenn er andere bedrückt.<br />

Ich sage: Der Weise gewinnt auch dann nichts, wenn er für die Bedrücker eintritt.<br />

Ergebnis. Man kann nicht künstlerisch für eine sinnlose Idee eintreten. Hamsun, Bourget. Ohne Ideengehalt geht es<br />

nicht, aber die Ideen sind verschieden. Ruskin. Die Kunst bringt das zum Ausdruck, was die Menschen vereinigt.<br />

Entwicklung: Aufstieg und Niedergang der Klasse. Beim Niedergang nähern sich ihre Ideen der Idee des Wucherers,<br />

der seinen goldenen Schatz beweint. Das ist eine Umschreibung der Meinung Wagners.<br />

Aber das ist noch nicht alles. Es treten für die Bourgeoisie immerhin diejenigen ein, die ges[ellschaftliches] Empfinden<br />

besitzen. Der extreme Individualismus des heutigen westlichen Intellektuellen. Barrès. Junius Mauritius an<br />

Ausonius: Du bist allem untr[eu geworden] 1 . Hippius. Es ist nicht gut für den Menschen, allein zu [316] sein. Das<br />

geistige Leben des Subjekts stützt sich nicht auf den objektiven Gang der Ereign[isse]. Resultat – Phantasterei. Das<br />

Irrationale, das Unbegreifliche. Dann wieder Hippius: Ich will das, was es nicht gibt. Barrès. „C’est nous qui<br />

créons l’univers.“ [„Wir sind’s, die das Weltall erschaffen.“] Alle Kubismen kommen von da. Subj[ektiver] Idealismus.<br />

Goethe: Alle reaktionären Epochen sind subjektiv. 2* Und sie sind auch irrational. Erich Falk bei<br />

Przybyszewski. Junius Mauritius. Sie begannen mit dem Kult des Schönen und brachten es schließlich dazu, daß<br />

das Schöne in den Werken der „größten Meister“ unserer Zeit gänzlich fehlt. Salon de printemps. Akademismus;<br />

Salon d’automne [Frühjahrssalon, Herbstsalon (Bezeichnungen berühmter Pariser Kunstausstellungen] – wo bleibt<br />

das Schöne?<br />

Über den kleinbürgerlichen Charakter des Sozialismus. Wagner. Meine endgültige Schlußfolgerung.<br />

Ich sage nicht: die Künstler müssen sich für die Freih[eits]bestrebungen des Proletariats begeistern. Nein, auf einer<br />

Weide müssen nicht Äpfel wachsen. Ich sage nur: die ablehnende Haltung oder die Indifferenz gegenüber diesen<br />

Bestrebungen in der gegenwärtigen Zeit setzt das Niveau der Kunstwerke herab.<br />

Ich sage nicht: müssen zum Proletariat übergehen. Sie müssen überhaupt nicht. Wenn ein Künstler aber übertritt,<br />

dann zieht er daraus großen Gewinn.<br />

Bedenken Sie die Worte des Ecclesiastes:<br />

Der Weise wird dumm, wenn er andere bedruckt.<br />

Niederschrift von Debatten, Gedanken, Notizen 3*<br />

Lunatscharski<br />

Verbreitung des Gerüchts von künftigen Einwendungen Lunatscharskis. Eine Seite der Sache nicht genügend entwickelt,<br />

ungenügende Klarheit der Sache.<br />

1 [„Er ist allem untreu geworden, hat alles abgeschworen und hält große Stücke auf einen guten Stil“: Zitat aus<br />

dem Roman „Julian der Abtrünnige“ von D. Mereschkowsky.]<br />

2* Plechanow deutet offenbar folgende Stelle aus „Goethes Gesprächen mit Eckermann“ an: „Er (Goethe) stand<br />

einen Augenblick am Ofen, dann aber, wie einer, der etwas bedacht hat, trat er zu mir heran, und den Finger an<br />

den Mund gelegt, sagte er folgendes:<br />

Ich will Ihnen etwas entdecken, und Sie werden es in Ihrem Leben vielfach bestätigt finden. Alle im Rückschreiten<br />

und in der Auflösung begriffenen Epochen sind subjektiv, dagegen aber haben alle vorschreitenden<br />

Epochen eine objektive Richtung. Unsere ganze jetzige Zeit ist eine rückschreitende, denn sie ist eine subjektive.<br />

Dieses sehen Sie nicht bloß an der Poesie, sondern auch an der Malerei und vielem andern. Jedes tüchtige<br />

Bestreben dagegen wendet sich aus dem Innern hinaus auf die Welt, wie Sie an allen großen Epochen sehen, die<br />

wirklich im Streben und im Vorschreiten begriffen und alle objektiver Natur waren.“ (Goethes Gespräche, herausgegeben<br />

von F. W. v. Biedermann, Leipzig 1910, Dritter Band, Januar 29. Eckermann. S. 254.)<br />

3* Nach Ansicht der Redaktion des „Literarischen Nachlasses“ (Bd. III, S. 212) stellt diese Seite offensichtlich<br />

einen Entwurf der Erwiderungen an Lunatscharski dar, der bei dem Vortrag als Opponent auftrat. Die Erwiderungen<br />

sind in dem gedruckten Aufsatz in allen Einzelheiten entwickelt.<br />

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