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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 15.07.2013<br />

wishniki“. In der Kritik: Belinski in der letzt[en] Periode. Tschern[yschewski], Dobroljubow. Tschern[yschewski]:<br />

Die Kunst muß der Erklärung des Lebens dienen. Aber nicht allein die Fortschrittler lehnen die Theorie der Kunst<br />

für die Kunst ab. Die Konservativen. Bei uns der Roman von [314] Nareshny, „Der russ[ische] Gil Blas“. Sein<br />

Verbot durch Rasumowski. Auszug Nr. I. 1 Nikolaus I. über Ostr[owskis] Stück „Bleib bei deinen Leisten!“: „Ce<br />

n’est pas une pièce.“ [„Das ist gar kein Theaterstück.“] Seine Minister – desgleichen. Schirinski-Schichmatow an<br />

Ostrowski: „Der Autor muß so schreiben, daß man sehen kann, wie das Laster schon auf Erden seine Strafe findet.“<br />

Napoleon I., Nap[oleon] III. De Laprade – „Les muses d’Etat“. Extreme berühren sich häufig.<br />

Welche Lösung der Frage ist die richtige? Die Fragestellung ist falsch. Von einem „muß“ darf nicht die Rede sein.<br />

Die richtige Fragestellung ist die: Welches sind die wichtigsten gesellsch[aftlichen] Bedingungen, dank denen sich<br />

bei den Künstlern die Neigung zur Kunst für die Kunst zeigt? Die Lösung dieser Frage läßt die 2. Frage in hellem<br />

Lichte erscheinen: Welches sind die wichtigsten Bedingungen, dank denen diese Neigung verschwindet?<br />

Kehren wir zu Puschkin zurück. Er war nicht immer Anhänger der K[unst] für die K[unst]. Die Epoche der Regierung<br />

Alexanders. Die Katastrophe vom 14. Dezember. Veränderung der gesellsch[aftlichen] Einst[ellung], gedrückte seelische<br />

Stimmung Puschkins. Klagen über das öde Leben und die Plattheit der beiden Hauptstädte. Aber nicht nur dies:<br />

die Haltung der Regierung ihm gegenüber. Benckendorff: er ist ein rechter Taugenichts, aber es wird von Vorteil sein,<br />

wenn man seine Feder und seine Reden im richtigen Sinne lenkt. Shukowski – das Talent ist nichts, die Hauptsache<br />

ist sittliche Größe. Es war ganz natürlich: hinweg mit euch... „Grundgedanke“ der Gedichte „Der Dichter und die<br />

Menge“ und „Einem Dichter“: „Ihr seid mir widerlicher als ein bitterer Rettich mit eurer Gönnerschaft und eurer<br />

sittl[ichen] Größe.“ Es war für Puschkin in seiner damaligen Lage etwas Natürliches, Anh[änger] der K[unst] für die<br />

K[unst] zu werden. Neigung, wo ein Zwiespalt zwischen dem Künstler und der Gesellschaft ist.<br />

Notwendigkeit der Überprüfung. Frankreich. Gautier. Vorwort zu „Mad[emoiselle] de Maupin“. „Kretins“. Verzicht<br />

auf die polit[ischen] Rechte. Gautier – Anh[änger] der Theorie der K[unst] für die [Kunst]. Einst[ellung]<br />

der Romantiker. Nochmals Gautier. Théodore de Banville. Kommentare zu den „Odes funambulesques“.<br />

Schlußfolgerung: überall, wo Zwiespalt, dort Theorie der Kunst] für die K[unst]. Genauere Charakteristik des<br />

Zwiespalts. David und seine Freunde. Bei ihnen ebenfalls Zwiespalt. Aber ein anderer. Dort – Hoffnung. Gefühl<br />

des Zwiespalts wird ergänzt durch Gefühl der Einheit – durch das Gefühl der Zusammengehörigkeit, wie Andrej<br />

Bely sagen würde. Aber bei den Romantikern und den Parnassiens ist ein hoffnungsloser Zwiespalt. Ihr Pessimismus.<br />

Bestätigung: das Jahr 1848. Baudelaire: die K[unst] für die K[unst] ist puérile. Gibt „Le salut public“<br />

heraus. Leconte [315] de Lisle – Emissaire du club des clubs (Klub der Klubs). L. Maynard – Gedichte für „Le<br />

Peuple“. Welche von den beiden Lös[ungen] der Frage ist für die K[unst] die günst[igste]? Es gibt ebenfalls<br />

keine unbedingte Lösung. Benckendorff und Puschkin. Die Romantiker und die Menschen mit dem 5-Fr[anc]-<br />

Stück. Noch schlimmer, wenn sie für das 5-Fr[anc]-Stück schreiben würden. Und die „Kämpfe“? Sie „kämpften“<br />

ebenfalls gegen das öde Leben und die Plattheit des bürgerl[ichen] Das[eins]; aber sie stellten der bürgerl[ichen]<br />

Gesellschaft nichts entgegen. Sie hatten keine eigene Idee. Dieses Fehlen der Begeisterung für eine<br />

Idee konnte die Form verbessern. Ein Realismus besonderer Art. Flaubert.<br />

Endg[ültige] Schlußfolgerung der ersten Stunde: die Neig[ung] zur Theorie der Kunst für die Kunst war in Frankreich<br />

eine Zeitlang günst[ig] für erfolgreiches künstl[erisches] Schaff[en].<br />

2. Stunde<br />

Wiederholung der ersten Schlußfolgerung. Aber es gibt nichts Unbedingtes. Alles fließt, alles verändert sich –<br />

Vernunft wird Unsinn. So war es auch mit dem Einfluß der Theorie der K[unst] für die K[unst] in Fr[ankreich].<br />

Sie begann eine schädliche Wirkung auf die Kunst auszuüben. Weshalb? Die Erklärung hierfür ist in der Haltung<br />

der Künstler zu suchen.<br />

Führ mich hinweg zu denen, die schätzen•<br />

Zu sterben für Liebesglut.<br />

1 Wir bringen den Auszug, überschrieben:<br />

Nr. 1. Graf Rasumowski<br />

„Unter den neuerdings herausgegebenen Romanen gibt es viele, die zwar nicht Stellen enthalten, die eindeutig<br />

gegen einen Artikel der Zensurverordnung verstoßen, wegen ihres Zweckes, wegen der zweideutigen Ausdrucksweise<br />

und wegen der falschen Grundsätze jedoch ganz allgemein als der Moral zuwiderlaufend angesehen werden<br />

können. Es kommt häufig vor, daß Romanautoren, die scheinbar gegen die Laster zu Felde ziehen, diese Laster<br />

doch in Farben darstellen oder mit einer Ausführlichkeit beschreiben, die junge Menschen zu etwas verleitet, das<br />

überhaupt nicht zu erwähnen viel nützlicher wäre. Wie groß der literarische Wert solcher Romane auch sein mag,<br />

im Druck können sie doch nur erscheinen, wenn sie ein wahrhaft sittliches Ziel haben.“ Red. L. N.<br />

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