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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 15.07.2013<br />

Baudelaire – mit einem Wort, die Romantiker und Parnassiens – sich mit dem sie umgebenden<br />

bürgerlichen Milieu ausgesöhnt hätten und die romantische Muse zur Dienerin jener Herren<br />

geworden wäre, w[el]che, wie Banville sich ausgedrückt hat, das 5-Franc-Stück vor allem<br />

und über alles schätzten. Was wäre dann gewesen? Das ist wiederum nicht schwer zu beantworten.<br />

Die Muse der Romantiker und der Parnassiens wäre sehr tief gesunken.<br />

Ihre Werke wären viel weniger kraftvoll, viel weniger wahrhaftig und viel weniger reizvoll<br />

geworden. Das kann wohl kaum einem Zweifel unterliegen. Und wenn dem so ist, so kann<br />

die Schlußfolgerung, mit der ich den ersten Teil meiner heutigen Plauderei mit Ihnen beenden<br />

kann, folgendermaßen formuliert werden:<br />

Es gibt gesellschaftliche Bedingungen, es gibt gesellschaftliche Verhältnisse, unter denen die<br />

Kunst sehr viel gewinnt, wenn die Künstler – wenigstens die feinfühligsten unter ihnen – der<br />

Theorie der Kunst für die Kunst huldigen. 1<br />

[306]<br />

Zum Schluß der 1. Stunde<br />

Es ist von sehr großem Vorteil für ein Kunstwerk, wenn der Künstler gänzlich in seiner Sache<br />

aufgeht. Wenn er „um des Gewinns willen“ arbeitet, steht es sehr schlimm. Die Romantiker<br />

arbeiteten nicht um des Gewinns willen, und das war sehr gut so. Was aber die „Kämpfe“<br />

anlangt, so ist das hier anders.<br />

M[eine] H[erren!]<br />

2. Stunde<br />

Ich hatte gesagt: es gibt usw. (siehe oben, am Schluß der 1. Stunde). Allein, wie ich Ihnen<br />

schon mehr als einmal auseinandergesetzt habe: es gibt bei derlei Fragen nichts Unbedingtes,<br />

und alles hängt von den zeitlichen und örtlichen Umständen ab. Deshalb läßt sich natürlicherweise<br />

annehmen, daß es solche gesellsch[aftliche] Bedingungen gibt, unter d[en]en ein<br />

Verfall der Kunst eintritt, wenn die Künstler sie als Selbstzweck betrachten. Und so ist es in<br />

der Tat. 2<br />

Um meinen Gedanken ganz klarzumachen, will ich wiederum mit den franz[ösischen] Romantikern<br />

beginnen und Gautier als den konsequentesten und typischsten darunter herausgreifen.<br />

In seinen Angriffen auf die Anhänger der utilitaristischen Kunstauffassung finden sich unter<br />

anderem folgende Zeilen:<br />

„Mein Gott usw.“, s. Auszug Nr. 1. 3<br />

1 Der ganze weitere Text ist durchgestrichen. Wir bringen ihn:<br />

„Es gibt gesellschaftliche Bedingungen und Verhältnisse, unter denen die Künstler gut daran tun, die Kunst zum<br />

Selbstzweck zu erklären und es abzulehnen, sie zu einem Mittel zur Erreichung gesellschaftlicher Zwecke zu<br />

machen.“<br />

Unten auf der Seite ist nur ein einziger Satz ausgestrichen: „(Siehe zweite Stunde)“. Anscheinend hat<br />

Plechanow diese Seite durch eine andere ersetzt mit der Überschrift: „Zum Schluß der 1. Stunde“, und zwar<br />

ohne Numerierung. Darauf sind die ersten drei Zeilen nach der Überschrift ausgestrichen. Wir führen sie an: „In<br />

den Augen des Künstlers darf nichts höher als sein Werk stehen.“ Red. L. N.<br />

2 Im Manuskript ist folgendes durchgestrichen:<br />

„Ich bin überzeugt, daß es in der gegenwärtigen Zeit für die Künstler von sehr großem Vorteil wäre, wenn sie<br />

sich von der Kunst für die Kunst lossagen könnten.“ Red. L. N.<br />

3 Wir bringen den darauf bezüglichen Auszug Nr. 1:<br />

„Mein Gott! Wie dumm ist doch diese angebliche Selbstvervollkommnungsfähigkeit des Menschengeschlechts,<br />

mit der man uns andauernd in den Ohren liegt! Man möchte geradezu meinen, der Mensch sei eine Maschine, an<br />

7

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