18.09.2015 Views

erschien nennen menschenähnlichen

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

SHOW MORE
SHOW LESS
  • No tags were found...

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 15.07.2013<br />

Im Herzen pflege treu, was groß und wahr und schön,<br />

Und fordre keinen Lohn, der dein Verdienst erhübe... (A)<br />

An irgendeinen Kampf war gar nicht zu denken, es blieb nichts anderes übrig, als sich abzuwenden.<br />

Und das hat Puschkin denn auch getan. Und in seinen Ged[ichten] „Der Dichter und<br />

die Menge“ und „Einem Dichter“ ist das zum Ausdruck gekommen.<br />

Schlußfolgerung: es ergibt sich für uns nun etwa folgendes:<br />

Die Neigung zur Kunst für die Kunst entsteht dort, wo ein Zwiespalt zwischen den Künstlern<br />

und dem sie umgebenden gesellschaftlichen Milieu vorhanden ist.<br />

Man wird mir vielleicht entgegenhalten, daß ein einziges Beispiel zu einer festen Begründung<br />

dieser Schlußfolgerung nicht genüge. Ich gebe das gern zu. Ich will ein zweites Beispiel bringen.<br />

Die fr[anzösischen] Romantiker-Zeitgen[ossen] Puschkins waren ebenfalls, mit wenigen<br />

Ausnahmen, Anhänger der Kunst für die Kunst. Theophile Gautier. Vorwort zu „Mademoiselle<br />

de Maupin“ . Siehe Auszug Nr. 3. 1<br />

[302] Dann S. 16 bis. „Für den Anblick eines echten Bildes von Raffael oder einer schönen<br />

nackten Frau... auf meine Rechte als Franzose und als Bürger [verzichten].“ Weiter kann man<br />

nicht gehen. Und dabei würden alle Parnassiens mit Gautier übereinstimmen, wenn auch<br />

manch einer von ihnen möglicherweise einige Einschränkungen wegen der allzu paradoxen<br />

Form machen würde, in der bei ihm die Anschauung über die Beziehung der Kunst zum gesellschaftlichen<br />

Leben zum Ausdruck gebracht ist.<br />

Jetzt wollen wir uns an das erinnern, was uns über die Einstellung der Romantiker und Parnassiens<br />

und über die Ursachen dieser Einstellung bekannt ist. Hier wollen wir uns wiederum<br />

vor allem Théophile Gautier zuwenden.<br />

Im Dezember 1857 kam er in einem anläßlich der Wiederaufführung des bekannten Stückes<br />

„Chatterton“ von Alfred de Vigny auf der Bühne des Théâtre français geschriebenen Artikel<br />

auf die erste Aufführung zurück, die am 12. Februar 1835 stattgefunden hatte, und er sagte<br />

folgendes:<br />

„Das Parterre, vor dem Chatterton auftrat, war voll besetzt mit bleichen langhaarigen Jünglingen,<br />

die der festen Meinung waren, daß es auf der Welt keine andere annehmbare Beschäftigung<br />

gebe, als Verse zu machen oder Bilder zu malen – Kunst, wie man sagte – und die auf<br />

die ‚Bourgeois‘ mit einer Verachtung herabsahen, wie sie von den Heidelberger und Jenenser<br />

Füchsen gegenüber den Philistern wohl kaum erreicht wird.“ 2<br />

Wer waren nun diese verächtlichen Bourgeois? Gautier antwortet folgendermaßen: „...das<br />

war fast die ganze Welt: die Bankiers, die Börsenmakler, die Notare, Kaufleute, Krämer und<br />

andere, alle, die nicht zu dem geheimnisvollen cénacle (d. h. zu dem romantischen Zirkel. G.<br />

P.) gehörten und ihren Lebensunterhalt auf prosaische Art verdienten.“<br />

Und hier das Zeugnis eines der hervorragendsten Parnassiens, Théodore de Banville. Im<br />

Kommentar zu einer seiner „Odes funambulesques“ erklärt Théodore de Banville, er habe<br />

1 Wir führen Auszug Nr. 3 an: „Nein, ihr Dummköpfe, nein, ihr Kretins und Kropfhälse, ein Buch gibt keine<br />

Gelatinesuppe; ein Roman ist kein Paar Stiefel ohne Naht... Bei den Gedärmen aller Päpste der Vergangenheit,<br />

Gegenwart und Zukunft, nein und zweihunderttausendmal nein... Ich gehöre zu denen, für die das Überflüssige<br />

das Notwendige ist – und ich habe Dinge und Menschen lieber im umgekehrten Verhältnis zu den Diensten, die<br />

sie mir erweisen.“ Nach dem Auszug ist wieder eine Lücke: es fehlt S. 16 bis; S. 17 ist aus der ursprünglichen<br />

Fassung übertragen. Red. L. N.<br />

2 [Th. Gautier,] „Histoire du romantisme“, Paris 1895, S. 153/154.<br />

4

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!