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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 13.07.2013<br />

dieser Gedanke weder bei Meunier noch bei irgendeinem anderen Künstler zum Ausdruck<br />

gekommen? Wenn sich jemand einen Begriff hätte machen wollen von den großen gesellschaftlichen<br />

Strömungen unserer Zeit und wenn er das lediglich dadurch hätte tun können,<br />

daß er die Kunstwerke kennenlernte, die sich auf der sechsten internationalen Ausstellung in<br />

Venedig befinden, dann hätte er auch nicht die leiseste Ahnung davon bekommen können,<br />

daß unsere historische Periode so etwas wie die „Idee des vierten Standes“ aufgestellt hat und<br />

daß diese Idee die erstaunliche Eigenschaft hat, aus den „weißen Sklaven“ andere Menschen<br />

zu machen, indem sie in ihren Herzen die Kampflust entfacht und in ihren Köpfen das Licht<br />

der Erkenntnis entzündet. Indes, „Das gelobte Land“ von Laermans hätte ihm vielleicht eine<br />

Andeutung dessen geben können, daß die Menschen, die grobe Schuhe tragen und geflicktes<br />

Zeug am Leibe haben, ihren Blick auf das Glück in weiter Ferne gerichtet halten, aber es wäre<br />

eine nur undeutliche, fast doppelsinnige Andeutung geblieben.<br />

Wir sehen, wie unglaublich einseitig unsere heutige Kunst, wie taub sie gegen die Bestrebungen<br />

der Arbeiterklasse ist. Das Sein bestimmt das Bewußtsein und nicht das Bewußtsein das<br />

Sein. Die höheren Klassen gehen nicht über Mitleid und Erbarmen mit den Erniedrigten und<br />

Beleidigten hinaus und können nicht darüber hinausgehen. Vom Mitleid sprechen und zum<br />

Mitleid rufen auf die Bilder von Munkácsy, Bilbao und Rotta; vom Mitleid sprechen, zum<br />

Mitleid rufen auf die Statuen von Bisbroek, Breek und Meunier. Die besten dieser Vertreter<br />

der höheren Klassen, die nicht vermocht haben, endgültig auf die Seite des Proletariats überzugehen,<br />

sind nur fähig, den Enterbten und Geknechteten „gute Nacht“ zu wünschen. Habt<br />

Dank, ihr guten Leute! Aber eure Uhr ist stehengeblieben: die Nacht ist schon vorbei, ein<br />

„neuer Tag“ bricht an...<br />

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