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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 11.07.2013<br />

dieser Hinsicht nicht den Tieren zu gleichen. 1 Variante zu S. 65 2<br />

‹Sodann: die Gesetze des künstlerischen Schaffens. Sie laufen im Grunde alle auf ein einziges hinaus: die Form<br />

muß dem Inhalt entsprechen. Aber dieses Gesetz ist für alle Schulen wichtig: sowohl für die Klassiker als auch<br />

für die Romantiker usw. Natürlich, damit die Form dem Inhalt entspreche, ist eine „Technik“ notwendig: künstlerische<br />

Geschicklichkeit. Sie sammelt sich an; in der Malerei des Jagdmenschen war weniger Technik als bei<br />

einem Maler der Schule Lebruns. Diese Technik wird ebenso angesammelt wie die Technik überhaupt. Aber<br />

auch hier gibt es sehr interessante Ausnahmen, und hier ist die Technik sogar direkt von der Ökonomik abhängig.<br />

Ein Beispiel: das Pflanzenornament fehlt bei den Jägerstämmen. Das Urteil Raoul Alliers (Vorwort zu<br />

Fréd[éric Christol]) über die Buschmänner: sie kannten keinen Ackerbau, sie waren immer Jäger. Weshalb? Sie<br />

können sehr schön Tiere malen, sehr schlecht aber Pflanzen. Das ist schon ein untrügliches Merkmal von...›<br />

Variante zu S. 70<br />

... führt in seiner Ornamentik, wie wir bereits wissen, zur Herrschaft von Motiven, die aus dem Tierleben entlehnt<br />

worden sind, und das veranlaßt den primitiven Künstler, schon von frühester Jugend an das Symmetriegesetz<br />

zu beachten. 3 Sicherlich werden Sie in diesen meinen Worten eine schreckliche Übertreibung sehen. Aber<br />

[165] ich bitte Sie, folgende bemerkenswerte und völlig unbestreitbare Tatsache zu beachten. In ihrer Ornamentik<br />

lieben die „Wilden“ (und nicht nur die „Wilden“) weit mehr die horizontale Symmetrie als die vertikale.<br />

Woher kommt das? Betrachten Sie sich mal den ersten besten Menschen – vorausgesetzt, daß er keine Mißgeburt<br />

ist –‚ und Sie werden sehen, daß seinem Körper gerade die horizontale und nicht die vertikale Symmetrie<br />

eigen ist. Die gleiche Symmetrie findet sich auch am Körper der Tiere.<br />

Wir wissen jedoch bereits, welch überragende Bedeutung in der Ornamentik der Naturvölker die Muster haben,<br />

die aus dem Tierreich entlehnt wurden. Deshalb sind wir vollauf berechtigt zu sagen, das Jägerleben des primitiven<br />

Menschen habe bei ihm das ihm eigene Symmetriegefühl tief ausgeprägt.<br />

Variante zu S. 71/72<br />

Die wissenschaftliche Ästhetik macht der Kunst keine solchen Vorschriften, wie sie ihr Hegel in so großer Zahl<br />

gemacht hat. Sie sagt zu ihr nicht: „Du mußt so und so verfahren, du darfst das und das tun, aber das darfst du<br />

nicht tun, weil es deiner Würde abträglich ist und dich in Widerspruch zu deinen eigenen Gesetzen bringt.“ Die<br />

1 Vgl. Du Chaillu, 1. c., p. 170.<br />

2 Die angeführte Stelle ist nur zum Teil eine Variante zu S. 24-25, Bd. XIV. Die darin entwickelten Gedanken<br />

decken sich zum Teil mit den auf den angeführten Seiten des veröffentlichten ersten Briefes dargelegten Gedanken,<br />

stehen aber hier in einem anderen Zusammenhang. Diese Variante bildete, wie man aus der auf dem Manuskript<br />

angegebenen Ziffer „3“ schließen kann, den Anfang einer Fassung, die nicht erhalten ist. Der ganze angeführte<br />

Text ist von G. W. Plechanow durchgestrichen. Red. L. N.<br />

3 Ich sage: von frühester Kindheit an, weil die Spiele der Kinder bei den Naturvölkern zugleich als Schule dienen,<br />

in der ihre künstlerischen Talente ausgebildet werden. So stellen sich zum Beispiel die Kinder des Stammes<br />

Basuto selber Spielzeuge aus Ton her: Stiere, Pferde usw. Selbstverständlich läßt diese Kinderskulptur viel zu<br />

wünschen übrig. Aber ich bezweifle doch sehr, daß es die Kinder der zivilisierten Völker in dieser Beziehung<br />

mit den jungen „Wilden“ Afrikas aufnehmen könnten (siehe hierüber bei Christol, „Au sud de l’Afrique“, p. 95<br />

ff.).<br />

In der Urgesellschaft stehen die Spiele der Kinder überhaupt in engstem Zusammenhang mit den produktiven<br />

Beschäftigungen der Erwachsenen. „... der Zeitvertreib der [Neger-]Mädchen besteht in der Nachahmung der<br />

ernsten Arbeit ihrer Mütter... Die Knaben spielen mit Speeren von Rohr, die mit hölzernen Spitzen versehen<br />

sind, und kleinen Schilden, oder mit Bogen und Pfeilen; oder sie vertreiben sich die Zeit damit, daß sie kleine<br />

Viehhürden verfertigen oder Vieh in Ton. nach-[165]bilden; sie zeigen großen Scharfsinn in der Nachahmung<br />

mannigfaltig gestalteter Hörner.“ („Exploration du Zambèze et de ses affluents“ par David et Charles Livingstone;<br />

Paris 1886, p. 272. [David und Charles Livingstone, „Neue Missionsreisen in Südafrika. Forschungen am<br />

Sambesi und seinen Nebenflüssen“, Jena und Leipzig 1866, Erster Band, S. 328.]) „... und ihre [der Kinder]<br />

Vergnügungen bestehen darin, daß sie die Arbeiten der Erwachsenen nachahmen...“ („Dernier Journal du docteur<br />

D. Livingstone“, Paris 1876, II, p. 267. [„Letzte Reise von David Livingstone in Centralafrika von 1865 bis<br />

1873“, Hamburg 1875, Zweiter Band, S. 272.]) „Die Spiele der [kleinen] Eingeborenen sind verschieden, stehen<br />

aber im allgemeinen in Beziehung zu ihren künftigen Berufen und Beschäftigungen.“ (E. J. Eyre in „Journals of<br />

Expeditions of Discovery into Central Australia and Overland [in the years 1840-1]“, London 1847, t. II, p.<br />

226.)<br />

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