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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 11.07.2013<br />

schöner als alle anderen auf ihrer Haut hervortreten. 1 Überhaupt kann man nicht daran zweifeln, daß der Vorzug,<br />

den die Naturvölker den Schmuckstücken von dieser oder jener Farbe geben, durch die Farbe ihrer eigenen<br />

Haut bestimmt wird und dem Kontrastgesetz unterliegt. 2 Dieses Kontrastgesetz spielt überhaupt eine äußerst<br />

wichtige Rolle in der Entwicklungsgeschichte der Gewohnheiten, Moden und des Geschmacks. So bringen zum<br />

Beispiel, nach den Worten Du Chaillus, die Neger in Afrika nach dem Tode eines Mannes, der in ihrem Stamm<br />

eine wichtige Stellung eingenommen hat, ihren Schmerz dadurch zum Ausdruck, daß sie schmutzige Kleider<br />

anziehen. 3 David und Charles Livingstone teilen mit, daß die Negerin „nie öffentlich ohne die Pelelé“ erscheint,<br />

„außer in Zeiten der Trauer um Verstorbene“ 4 . Wenn einem Neger des Stammes Niamniam einer seiner nächsten<br />

Angehörigen stirbt, schneidet er sich zum Zeichen der Trauer unverzüglich die Haare ab, auf deren Pflege<br />

sowohl er selbst als auch seine Frauen gemeinhin große Sorgfalt verwenden. 5 Ein noch interessanteres Beispiel<br />

der Wirkung des Kontrastgesetzes finden wir bei Burton: „An gefährlichen Stellen“, sagt er, „... wagen die Wanjamwesi<br />

(ein afrikanischer Stamm) [163] nicht, eine Waffe bei sich zu führen, da sie fürchten, sie könnten damit<br />

ihre Feinde reizen, während sie bei sich zu Hause, wo sie sich einer verhältnismäßigen Sicherheit erfreuen,<br />

niemals ins Freie gehen, ohne wenigstens einen Knüppel mitzunehmen.“ 6 Das erinnert stark an den Ausdruck<br />

der Empfindungen bei Tieren. Darwin bemerkt richtig, wenn ein Hund sich vor seinem Herrn rücklings hinwirft,<br />

ist diese seine Positur „der denkbar möglichst große Gegensatz zur leisesten Regung eines Widerstandes“. Er<br />

erzählt auch, er habe einen großen und furchtlosen Hund gehabt, der beim Zusammentreffen mit einem anderen<br />

Hunde vom Aussehen eines Wolfshundes und Schäferhundes mit eingezogenem Schweife auf diesen zulief und<br />

sich dann vor ihm mit dem Bauch nach oben zu Boden warf, als wollte er damit sagen, daß er sich ihm auf Gnade<br />

und Ungnade ergebe. 7 Das ist das gleiche, was die Wanjamwesi-Neger zum Ausdruck bringen wollen, wenn<br />

sie sich unbewaffnet an gefährliche Orte begeben: ohne Waffe zu gehen, ist der denkbar größte Gegensatz zu<br />

der leisesten Spur feindlicher Absichten. Sowohl hier wie dort sehen wir die Wirkung eines und desselben Prinzips,<br />

das Darwin das Prinzip der Antithese genannt hat und das ich oben als Kontrastgesetz bezeichnet habe.<br />

Ich habe es schon gesagt, dieses Gesetz spielt eine im höchsten Grade wichtige Rolle in der Geschichte der<br />

Gewohnheiten, der Mode und des Geschmacks. Jetzt will ich hinzufügen: obwohl die Wirkung dieses Gesetzes<br />

in der Biologie von Darwin untersucht wurde, haben es Leute, die sich mit der Geschichte der Ideologien befassen,<br />

bisher nur so nebenbei erwähnt. Soviel ich weiß, hat Hippolyte Taine in seinem Werk „Voyage aux<br />

Pyrénées“ seine Wirkung besser als andere beobachtet und klarer als andere dargestellt. Weiter unten will ich<br />

näher auf die geistreichen Betrachtungen eingehen, die er in diesem in vieler Beziehung beachtenswerten Buche<br />

ausgesprochen hat. Jetzt beschränke ich mich auf die Bemerkung, daß...<br />

Variante zu S. 63<br />

Erste Variante<br />

... Ja, antworte ich, gewiß, das ist möglich, und ich will Ihnen selbst eine große Menge davon anführen. Aber<br />

kein einziges davon wird auch nur im geringsten die Richtigkeit dessen erschüttern, was ich gesagt habe.<br />

Nehmen wir meinetwegen folgendes Beispiel. Einige Schriftsteller haben den Gedanken ausgesprochen, am<br />

Menschen erscheine alles das als unschön, was an die niederen Tiere erinnert. In bezug auf die zivilisierten<br />

Menschen ist das in der gewaltigen Mehrzahl der Fälle richtig. Aber bezüglich der Naturvölker ist es völlig<br />

unrichtig. Die einen feilen ihre Zähne so zu, bis sie den Zähnen der Raubtiere gleichen; andere flechten ihre<br />

Haare so, daß daraus Hörnergebilde entstehen, wieder andere reißen sich die oberen Schneidezähne aus, um den<br />

Wiederkäuern zu ähneln usw. usw.<br />

Zweite Variante<br />

... Ja, antworte ich, natürlich, das ist möglich, und ich selbst kann Ihnen, soviel Sie wollen, davon anführen.<br />

Aber nicht ein einziges wird die Stichhaltigkeit dessen erschüttern, was ich gesagt habe.<br />

[162] Nehmen wir meinetwegen folgendes Beispiel. Manche Negerstämme färben ihre Zähne schwarz, um in<br />

1 [Von den Steinen,] „Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens“, Berlin 1894, S. 185.<br />

2 Siehe hierüber bei Grosse, „[Die] Anfänge der Kunst“, Freiburg und Leipzig 1894, S. 58 ff., und bei Ratzel,<br />

„Völkerkunde“, [1. Aufl., 1885] erster Band (Leipzig 1887), S. 69.<br />

3 [Du Chaillu,] „Voyages et aventures dans l’Afrique équatoriale“, Paris 1863, p. 268.<br />

4 „Exploration du Zambèze et de ses affluents“ par David et Charles Livingstone, Paris 1866, p. 109. [David und<br />

Charles Livingstone, „Neue Missionsreisen in Südafrika. Forschungen am Sambesi und seinen Nebenflüssen“,<br />

Jena und Leipzig 1866, Erster Band, S. 125.]<br />

5 Schweinfurth, „Au cœur de l’Afrique“. t. II, p. 33. [„Im Herzen von Afrika“, Zweiter Teil, Leipzig 1874, S. 38.]<br />

6 [Burton,] gen. Werk, S. 610.<br />

7 [Darwin,] „Über den Ausdruck der Gefühle beim Menschen und bei den Tieren“, St. Petersburg 1872, S. 98.<br />

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