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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 11.07.2013<br />

wenden, tragen hier nur die Frauen der Reichen, und die Armen nehmen mit Armreifen aus<br />

Baumrinde vorlieb. Schließlich begnügt man sich hier – statt der Metalldrähte, mit denen die<br />

benachbarten Stämme ihre Haarfrisur befestigen – mit Gras. Wie hängt nun all das mit den<br />

Produktivkräften der Bewohner der Insel Ubwari zusammen? Warum bemalen sie ihre Mäntel<br />

wie die Felle des Leoparden? Weil auf ihrer Insel Leoparden nicht vorkommen, die Felle<br />

dieser Tiere aber auch dort als bester Schmuck des Kriegers gelten. Die Besonderheiten des<br />

geographischen Milieus haben also zu einer Änderung des Materials geführt, aus dem die<br />

Mäntel hergestellt werden, aber sie konnten nicht die ästhetischen Gefühle ändern, nach denen<br />

dieses Material bearbeitet wird. 1 Dasselbe Milieu hat durch andere Besonderheiten –<br />

durch das Fehlen von Metallen auf der Insel Ubwari – die Verbreitung metallischer<br />

Schmuckgegenstände unter den Bewohnern dieser Insel verzögert, aber es konnte das Aufkommen<br />

der Vorliebe für sie nicht verhindern: die Frauen der Reichen tragen sie auch dort<br />

schon. Was sich in anderen Gegenden schneller vollzieht, geht hier – infolge der angegebenen<br />

Besonderheiten des geographischen Milieus – allmählicher vor sich, aber sowohl hier<br />

wie dort geht die Entwicklung der ästhetischen Empfindungen einher mit der Entwicklung<br />

der Produktivkräfte, und deshalb dient hier wie dort der Zustand der einen als richtiger Hinweis<br />

auf den Zustand der anderen.<br />

[146] Ich habe schon mehr als einmal gesagt, daß auch in der urgesellschaftlichen Lebensweise<br />

der Menschen als Jäger Technik und Ökonomik nicht immer unmittelbar den ästhetischen<br />

Geschmack bestimmen. Nicht selten sind hier recht zahlreiche und verschiedenartige<br />

Zwischen,,faktoren“ wirksam. Aber ein indirekter Kausalzusammenhang ist deshalb doch<br />

noch ein Kausalzusammenhang. Wenn A in dem einen Fall C direkt, in einem anderen aber<br />

mittels eines von ihm vorher hervorgebrachten B erzeugt, folgt daraus vielleicht, daß C seine<br />

Herkunft nicht A verdanke? Wenn eine gegebene Sitte hervorgerufen wurde, sagen wir,<br />

durch Aberglauben oder Eitelkeit oder durch das Verlangen, seinen Gegner zu erschrecken,<br />

so gibt dieser Umstand noch keine abschließende Antwort auf die Frage nach der Herkunft<br />

der Sitte. Wir müssen trotzdem fragen, ob nicht der Aberglaube, der sie hervorgerufen hat,<br />

ein Aberglaube war, der, eben der gegebenen Lebensweise eigen war – zum Beispiel der Lebensweise<br />

als Jäger – und ob nicht vom Stand der Produktivkräfte der Gesellschaft und ihrer<br />

Ökonomik die Art und Weise abhing, vermittels deren der Mensch seine Eitelkeit befriedigte<br />

oder seine Feinde einschüchterte?<br />

Es genügt schon, sich diese Frage zu stellen, damit die unabweisbare Logik der Tatsachen sie<br />

uns bejahen läßt.<br />

Die Schmuckgegenstände, die von dem urgesellschaftlichen Menschen mit seiner Waffe, mit<br />

seinen Arbeitswerkzeugen und mit ... hergestellt werden... 2<br />

1 Eine Frage, die nicht ohne Interesse ist: Sind diese Gefühle von den Vorfahren übernommen, die in solchen<br />

Gegenden wohnten, wo Raubtiere vorkamen, oder haben sich die Bewohner der Insel Ubwari in dieser Beziehung<br />

dem Einfluß der Nachbarn unterworfen, die sich noch jetzt mit Jagd beschäftigen? Ich weiß nicht, welche<br />

von diesen beiden Annahmen wahrscheinlicher ist, aber ich weiß, daß keine von ihnen dem widerspricht, was<br />

ich sage.<br />

2 Hier bricht das Manuskript ab. Die Red.<br />

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