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[1] Lenin als Philosoph Inaugural-Dissertation Genehmigt Von der ...

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OCR-Texterkennung Max Stirner Archiv Leipzig – 33<br />

für die verschiedenen Kulturstufen <strong>der</strong> Völker verschiedene Staatsformen, die einan<strong>der</strong> ablösen,<br />

je nachdem, ob das Volk reifer und vollkommener geworden ist o<strong>der</strong> nicht, und außerdem<br />

je nachdem, ob die entsprechende Staatsform korrumpiert, d. h. nicht mehr ihren ursprünglichen<br />

Daseinszweck erfüllt. Das Königtum, <strong>als</strong> die beste Staatsform für primitive Völker, wird<br />

im Verlauf zur Tyrannei und schlägt schließlich in die Aristokratie um, in <strong>der</strong> mehrere Edle das<br />

höher entwickelte Volk beherrschen, bis auch hier Korruption eintritt und aus, <strong>der</strong> Aristokratie<br />

eine Oligarchie wird. Dann dringt die demokratische Staatsform durch, <strong>der</strong>en Korruptionsstadium,<br />

die Ochlokratie [Herrschaft <strong>der</strong> Masse], wie<strong>der</strong>um von <strong>der</strong> Herrschaft eines Einzelnen<br />

abgelöst wird. Wir haben <strong>als</strong>o das Königtum wie<strong>der</strong>, aber nicht in <strong>der</strong>selben Form, son<strong>der</strong>n auf<br />

einer <strong>der</strong> Entwicklung entsprechenden höheren Stufe, bildlich gesprochen nicht in <strong>der</strong> Form<br />

eines in sich selbst zurückkehrenden Kreises, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Form einer Spirale. Man vergleiche<br />

dazu die folgende Stelle aus Engels’ „Antidühring“ (S. 141), um die Ähnlichkeit <strong>der</strong><br />

aristotelischen und <strong>der</strong> marxistischen Anschauung festzustellen. „Alle Kulturvölker fangen an<br />

mit dem Gemeingut am Boden. Bei allen Völkern, die über eine gewisse ursprüngliche Stufe<br />

hinausgehen, wird dies Gemeineigentum im Laufe <strong>der</strong> Entwicklung eine Fessel für die Produktion.<br />

Es wird aufgehoben, negiert, nach kürzeren o<strong>der</strong> längeren Zwischenstufen in Privateigentum<br />

verwandelt. Aber auf höherer, durch das Privateigentum am Boden selbst herbeigeführter<br />

Entwicklungsstufe des Ackerbaues wird umgekehrt das Privateigentum eine Fessel<br />

für die Produktion – wie dies heute <strong>der</strong> Fall ist sowohl mit dem kleinen wie mit dem großen<br />

Grundbesitz. Die For<strong>der</strong>ung, es ebenfalls zu negieren, es wie<strong>der</strong> in Gemeingut zu verwandeln,<br />

tritt mit Notwendigkeit hervor. Aber diese For<strong>der</strong>ung bedeutet nicht die Wie<strong>der</strong>herstellung des<br />

altursprünglichen Gemeineigentums, son<strong>der</strong>n die Herstellung einer weit höheren, entwickelteren<br />

Form von Gemeinbesitz, die, weit entfernt <strong>der</strong> Produktion [39] eine Schranke zu werden,<br />

sie vielmehr erst entfesseln und ihr die volle Ausnutzung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen chemischen Entdekkungen<br />

und mechanischen Erfindungen gestatten wird.“ 75<br />

Die Dialektik ist hier nicht wie bei Hegel die Selbstbewegung des Geistes, son<strong>der</strong>n sie ist<br />

„weiter nichts <strong>als</strong> die Wissenschaft von den allgemeinen Bewegungs- und Entwicklungsgesetzen<br />

<strong>der</strong> Natur, <strong>der</strong> Menschengesellschaft und des Denkens“ (Friedrich Engels, Herrn Eugen<br />

Dührings Umwälzung <strong>der</strong> Wissenschaft, S. 144) 76 . Sie entsteht aus <strong>der</strong> Einsicht in die Verän<strong>der</strong>lichkeit<br />

alles Seienden, eben <strong>der</strong> Natur, <strong>der</strong> Menschengesellschaft und des Denkens 77* . Ist<br />

75 Das Zitat lautet korrekt: „Alle Kulturvölker fangen an mit dem Gemeineigentum am Boden. Bei allen Völkern,<br />

die über eine gewisse ursprüngliche Stufe hinausgehn, wird dies Gemeineigentum im Lauf <strong>der</strong> Entwicklung des<br />

Ackerbaus eine Fessel für die Produktion. Es wird aufgehoben, negiert, nach kürzern o<strong>der</strong> längern Zwischenstufen<br />

in Privateigentum verwandelt. Aber auf höherer, durch das Privateigentum am Boden selbst herbeigeführter<br />

Entwicklungsstufe des Ackerbaus wird umgekehrt das Privateigentum eine Fessel für die Produktion - wie<br />

dies heute <strong>der</strong> Fall ist sowohl mit dem kleinen wie mit dem großen Grundbesitz. Die For<strong>der</strong>ung, es ebenfalls zu<br />

negieren, es wie<strong>der</strong> in Gemeingut zu verwandeln, tritt mit Notwendigkeit hervor. Aber diese For<strong>der</strong>ung bedeutet<br />

nicht die Wie<strong>der</strong>herstellung des altursprünglichen Gemeineigentums, son<strong>der</strong>n die Herstellung einer weit höhern,<br />

entwickeltern Form von Gemeinbesitz, die, weit entfernt <strong>der</strong> Produktion eine Schranke zu werden, sie vielmehr<br />

erst entfesseln und ihr die volle Ausnutzung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen chemischen Entdeckungen und mechanischen Erfindungen<br />

gestatten wird.“ Marx/Engels, Werke, Band 20, S. 128/129.<br />

76 Ebenda, S. 131/132.<br />

77* Ein bezeichnendes Beispiel für die „Dialektik in <strong>der</strong> Natur sei hier angeführt: „Nehmen wir ein Gerstenkorn.<br />

Billionen solcher Gerstenkörner werden vermahlen, verkocht und verbraut, und dann verzehrt. Aber findet solch<br />

ein Gerstenkorn die für es normalen Bedingungen vor. fällt es auf günstigen Boden, so geht unter dem Einfluß <strong>der</strong><br />

Wärme und <strong>der</strong> Feuchtigkeit eine eigene Verän<strong>der</strong>ung mit ihm vor, es keimt; das Korn vergeht <strong>als</strong> solches, wird<br />

negiert, an seine Stelle tritt die aus ihm entstandene Pflanze, die Negation des Korns. Aber was ist <strong>der</strong> normale<br />

Lebenslauf dieser Pflanze? Sie wächst, blüht, wird befruchtet und produziert schließlich wie<strong>der</strong> Gerstenkörner<br />

und sobald diese gereift, stirbt <strong>der</strong> Halm ab, wird seinerseits negiert. Als Resultat dieser Negation <strong>der</strong> Negation<br />

haben wir wie<strong>der</strong> das anfängliche Gerstenkorn, aber nicht einfach, son<strong>der</strong>n in zehn-, zwanzig-, dreißigfacher<br />

Anzahl“ (Engels, Herrn Engen Dührings Umwandlung <strong>der</strong> Wissenschaft, S. 138 [Marx/Engels, Werke, Band 20,<br />

S. 126]).

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