Der Schwabentanz Volksmusik in Baden-Württemberg Zum Tode von Reinhold Fink
Ganzes Heft - Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz - Volkstanz.com
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Volkstanz<br />
Im Oktober 1908 erschien <strong>in</strong> „Deutsche Heimat“ 23 e<strong>in</strong> Beitrag unter<br />
dem Titel „Pottschacher Volksleben“. Dar<strong>in</strong> werden verschiedene<br />
Kraftspiele und Tänze erwähnt. Als erster Tanz wird der<br />
„Schwobntonz“ angeführt, der mit 6 Tänzern und 6 Tänzer<strong>in</strong>nen<br />
getanzt wurde. Wenn auch <strong>in</strong> der nebenstehenden Abbildung<br />
(l<strong>in</strong>ks) der 6. Tänzer nicht zu sehen ist, so kann man doch deutlich<br />
erkennen, wie der Tanz getanzt wurde. Wichtig ist dabei,<br />
dass die angehängte Kette durch das erste Tor, also durch das Tor<br />
des Vortänzers und dessen Tänzer<strong>in</strong> h<strong>in</strong>durch tanzt. Die Aufforderung<br />
zum Tanz ist wie folgt:<br />
Hiaz tonzen mir an Schwobntonz,<br />
an Schwobntonz, an Schwobn.<br />
Mir san jo no nit oll beisomm, mir missen no wen hobn.<br />
Das letzte Dirndl (Birschl), das umi kommt,<br />
Dos nimmt dos Birschl (Dirndl) bei da Hond.<br />
Tanz:<br />
Bali und balo, d’ Schwobentonza san do<br />
Wons wieder amol kema, so pledarn mas o.<br />
Im gleichen Jahrgang 24 wird <strong>von</strong> Tänzen um Taufkirchen berichtet.<br />
Dort f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong> Lied zum <strong>Schwabentanz</strong>, das sich etwas<br />
<strong>von</strong> den anderen österreichischen Versionen unterscheidet.<br />
„Jetzt tanzen wir den <strong>Schwabentanz</strong>,<br />
Sogleich als wie die Schwaben.<br />
D’ Abraham hat fünf Söhn.<br />
Er wisset’s gern wias taten.<br />
Sie taten hoalt a so, a so.<br />
A so taten sie.<br />
Dös and’re das h<strong>in</strong>t’ noacht geht,<br />
dös nimmt das and’re bei der Hand!<br />
Falit und Faloa,<br />
d’ <strong>Schwabentanz</strong>er sand doa.<br />
Und wanns wieder a mal kemman,<br />
dann klopf mas brav oa“.<br />
Im Jahre 1909 wird <strong>in</strong> der Ethnographischen Chronik aus Österreich<br />
25 <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Alt-Innviertler Trachtentreffen berichtet, das<br />
<strong>in</strong> Taufkirchen stattfand. Am Pf<strong>in</strong>gstmontagnachmittag wurden<br />
auf der Festwiese verschiedene Tänze, u.a. auch der gemütliche<br />
„<strong>Schwabentanz</strong>“ getanzt.<br />
Bauer Regi beim <strong>Schwabentanz</strong> 1977 <strong>in</strong> Aschbach bei Mariazell<br />
Die Beschreibung zum <strong>Schwabentanz</strong> <strong>in</strong> Aschbach (s. o.) bei Mariazell/Österreich<br />
stammt <strong>von</strong> Herbert Lager. Lager war <strong>in</strong> der<br />
glücklichen Situation, den <strong>Schwabentanz</strong> sowohl im November<br />
1977 als auch im Januar 1978 <strong>in</strong> Aschbach bei Mariazell aufzeichnen<br />
zu können. Diese wurde <strong>in</strong> 2 verschiedenen Veröffentlichungen<br />
abgedruckt 26 . In se<strong>in</strong>en Beschreibungen weist Lager darauf<br />
h<strong>in</strong>, dass es im Januar 1978 leichte Verschiebungen <strong>in</strong> der<br />
Aussprache im <strong>Schwabentanz</strong>text gab. Im November 1977 wurden<br />
die ersten 6 Verszeilen nahezu Hochdeutsch gesungen. 1978<br />
wurde der ganze Text im Dialekt gesungen. <strong>Der</strong> Text zur Aufzeichnung<br />
<strong>von</strong> 1978 lautet wie folgt:<br />
So tanzen wir den Schwåbentanz.<br />
Wir tanzen wie die Schwåbén.<br />
Wir s<strong>in</strong>d noch nicht beisamm, beisamm –<br />
wir müaßn no e<strong>in</strong>s håbén.<br />
Das e<strong>in</strong>e, was h<strong>in</strong>t nåchitanzt<br />
das nimmt das andre bei der Hand.<br />
/: Beidrí und beidró,<br />
d’Schwåbntånza san då<br />
Wånns wiedr amål kemman,<br />
so klöpfa ma’s å :/<br />
Herbert Lager bezeichnet den <strong>Schwabentanz</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en „Volkstanzstudien<br />
<strong>in</strong> der Steiermark“ als Schwellform 27 . Dort wird auch e<strong>in</strong><br />
ähnlicher Text gesungen, was ja der Bezeichnung aus Altött<strong>in</strong>g nahe<br />
käme, wo der Tanz auch als „Schwållå-Tanz“ bezeichnet wird,<br />
allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> der ersten Zeile statt Schwallatanz – <strong>Schwabentanz</strong>.<br />
Im Bayrischen Wörterbuch II, Aalen 1973 bzw. München 1877<br />
<strong>von</strong> J.A. Schmaller, ist <strong>in</strong> der Spalte 629 folgende Erklärung zum<br />
Thema „Schwall“ zu f<strong>in</strong>den:<br />
<strong>Der</strong> Schwall wie Hochdeutsch angeschwollener Fluss, figürlich:<br />
Menge. Demnach wäre der Schwallatanz e<strong>in</strong> angeschwollener<br />
oder vielleicht e<strong>in</strong> anschwellender Tanz.<br />
1/2009 7