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Der Schwabentanz Volksmusik in Baden-Württemberg Zum Tode von Reinhold Fink

Ganzes Heft - Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz - Volkstanz.com

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Volkstanz<br />

mehr und mehr der Umstehenden <strong>in</strong> den Tanz h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gezogen werden,<br />

wie es beim <strong>Schwabentanz</strong> eben tatsächlich geschieht.“ 12<br />

Leider kann dies nicht mit Bildmaterial verstärkt werden. Die Illustration<br />

e<strong>in</strong>er späteren Ausgabe der K<strong>in</strong>der- und Hausmärchen<br />

der Gebrüder Grimm, bestätigt Zoders Gedankengang, aber die<br />

nachstehende Abbildung zeigt, dass alle alle<strong>in</strong> Tanzen und nicht<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kettentanzform. (Siehe Bild S. 3).<br />

In summa kann man bei Zoder da<strong>von</strong> ausgehen, dass der <strong>Schwabentanz</strong><br />

als aktiver Tanz nur im heutigen Österreich <strong>in</strong> den letzten<br />

200 Jahren bekannt war. Leider hat auch er ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf<br />

e<strong>in</strong>e Tanzversion <strong>in</strong> der Bundesrepublik Deutschland. Er verweist<br />

jedoch auf verschiedene Tanzweisen mit dem Titel <strong>Schwabentanz</strong>.<br />

Otto Schneider, Tanzlexikon 13 : Unter dem Stichwort <strong>Schwabentanz</strong><br />

f<strong>in</strong>det man dort: <strong>Schwabentanz</strong>. Österreichischer Volkstanz,<br />

der <strong>in</strong> der Steiermark, <strong>in</strong> Niederösterreich und vor allem <strong>in</strong> der Hallstätter<br />

Gegend (Oberösterreich) heute noch lebendig ist. <strong>Der</strong><br />

<strong>Schwabentanz</strong> ist der e<strong>in</strong>zige S<strong>in</strong>g- und Kettentanz mittelalterlichen<br />

Charakters, der bei uns im Volk heute noch zu f<strong>in</strong>den ist. Se<strong>in</strong>e ersten<br />

Erwähnungen gehen bis <strong>in</strong> das frühe 17. Jh. zurück und die älteste<br />

Bildquelle, die diesen Tanz zeigt, f<strong>in</strong>det sich auf e<strong>in</strong>em Fresko<br />

des Schlosses Runkelste<strong>in</strong> bei Bozen, das aus der Zeit um 1400<br />

stammt. Se<strong>in</strong>er Form nach ist der <strong>Schwabentanz</strong>, bei dem als Tanzbegleitung<br />

nur gesungen wird, zweiteilig, und zwar besteht er aus<br />

e<strong>in</strong>em geradtaktigen Vortanz und e<strong>in</strong>em anschließenden ungeradtaktigen<br />

Nachtanz. Als e<strong>in</strong> Vorläufer des <strong>Schwabentanz</strong>es kann der<br />

Firlefanz bezeichnet werden. (siehe auch: Glocke <strong>von</strong> Dünkirchen).<br />

Die vorliegenden Unterlagen zu verschiedenen Aufzeichnungen<br />

des <strong>Schwabentanz</strong>es zeigen aber, dass zum Tanz immer Musikanten<br />

aufspielten und dazu nicht nur gesungen wurde. Musikanten<br />

s<strong>in</strong>d sogar im Fresko auf Schloss Runkelste<strong>in</strong> zu sehen.<br />

Folgt man den Veröffentlichungen zum <strong>Schwabentanz</strong>, so wird<br />

man an dem Komponisten Melchior Franck nicht vorbei kommen.<br />

1622 14 wird <strong>von</strong> ihm e<strong>in</strong>e Zusammenfassung <strong>von</strong> bereits komponierten<br />

Quodlibets gedruckt und unter dem Namen „Musicalischer<br />

Grillenvertreiber“ veröffentlicht: „In welchem alle Quodlibets so<br />

biszehero vnterschiedlich <strong>in</strong> Truck auszgangen/ zusamen gebracht/.....“.<br />

In dem Quodlibet, das mit dem Text: „Compania, du<br />

edle Compani“ beg<strong>in</strong>nt, folgt ab Takt 9: „Tanzen wir den Firlefanz<br />

<strong>von</strong> Schwaben; sie s<strong>in</strong>d nicht all an diesem Reihn, die wir haben<br />

sollen: Stephan Leipeltz, ......“ Es folgen bis Takt 24 noch weitere<br />

sechs Männernamen, die teilweise später <strong>in</strong> erzählender Weise<br />

nochmals auftreten. Die Stelle im Quodlibet Campania, erstmals<br />

1603 erschienen, „Tanzen wir den Firlefanz <strong>von</strong> Schwaben;“ wird<br />

oft als historische Quelle zum <strong>Schwabentanz</strong> benannt. Die Bezeichnung<br />

Firlefanz steht zwar als Tanzbezeichnung e<strong>in</strong>es Tanzes<br />

im 16. Jahrhundert 15 , ob aber damit die heute bekannten (österreichischen)<br />

Tanzformen des <strong>Schwabentanz</strong>es geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d, bedarf<br />

noch der Klärung. 1602 war Melchior Franck e<strong>in</strong> Jahr Schüler<br />

bei Hans Leo Haßler <strong>in</strong> Nürnberg. Dort veröffentlichte Franck<br />

auch se<strong>in</strong> erstes Quodlibet. Ob Franck das 1603 erschienene Campania,<br />

das er zum ersten Mal <strong>in</strong> Coburg, wo er Hofkapellmeister<br />

war, aus der Er<strong>in</strong>nerung se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>drücke <strong>von</strong> Nürnberg geschrieben<br />

hat, ist leider nicht bekannt. Es ist deshalb auch ganz vage zu<br />

behaupten, dass die im Text aufgezählten Namen diejenigen s<strong>in</strong>d,<br />

die man beim Tanzen des Firlefanz <strong>von</strong> Schwaben zum Mittanzen<br />

aufgerufen hat oder ob es Namen e<strong>in</strong>er närrischen Zecherrunde<br />

s<strong>in</strong>d. Nach neuesten Erkenntnissen s<strong>in</strong>d dies wahrsche<strong>in</strong>lich die<br />

Namen der Mitglieder der Schauspielgruppe e<strong>in</strong>er Rüpelkomödie,<br />

für die Franck verschiedene Melodien geschrieben hat 16 . Dies würde<br />

bedeuten, dass Melchior Franck se<strong>in</strong>e Tanzversion als Parodie<br />

auf den <strong>Schwabentanz</strong> verwendete. Außerdem steht nirgendwo,<br />

dass der <strong>Schwabentanz</strong> nur <strong>von</strong> Männern getanzt wurde. Bildliche<br />

Darstellungen derartiger Tänze zeigen immer sowohl Tänzer als<br />

auch Tänzer<strong>in</strong>nen.<br />

August Hartmann veröffentlichte 1880 e<strong>in</strong> Buch mit dem Titel<br />

„Volksschauspiele“ <strong>in</strong> Bayern und Österreich – Ungarn. Im Abschnitt<br />

XIII „Drischellegspiele“ 17 , die besonders um Altött<strong>in</strong>g bekannt<br />

waren, wird unter 6. „<strong>Der</strong> <strong>Schwabentanz</strong>“ 18 beschrieben.<br />

Neben dem bekannten Text wird aber ganz deutlich darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />

dass der Tanz auch unter dem Namen „Schwållå-Tanz“<br />

bekannt ist. In der ersten S<strong>in</strong>gzeile wird auch nicht, wie sonst<br />

üblich der <strong>Schwabentanz</strong>, sondern der Schwållå-Tànz genannt.<br />

<strong>Der</strong> S<strong>in</strong>gtext wird dort wie folgt wiedergegeben:<br />

<strong>Der</strong> <strong>Schwabentanz</strong> (auch Schwållå-Tànz)<br />

Zwei begannen denselben, <strong>in</strong>dem sie sangen:<br />

Toa~mặ ge~ den Schwållåtànz<br />

Und tànzen wia die Schwåben!<br />

Hán üns jå eascht Zwoa bonànd,<br />

Nemmặ~ mặ den Dritten bo dặ Hànd.<br />

Didl dai då!<br />

Schwåbentànzặ hán då,<br />

Und wànn ‘s wiedặr ặmål kemmặ~,<br />

so klopfặ~ mặ s’å!<br />

E<strong>in</strong>e Übersetzung <strong>in</strong>s Hochdeutsche stammt <strong>von</strong> dem Volkstanzmeister<br />

Eugen Lex. Sie wurde mir <strong>von</strong> Frau Maria Parreiter aus<br />

Engelsberg (Engelsberg ist die nördlichste Geme<strong>in</strong>de des Landkreises<br />

Traunste<strong>in</strong>) zugesandt.<br />

4<br />

1/2009

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