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Der Schwabentanz Volksmusik in Baden-Württemberg Zum Tode von Reinhold Fink

Ganzes Heft - Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz - Volkstanz.com

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Peter Paul Rubens 1635, Bauerntanz im Prado <strong>in</strong> Madrid<br />

Vortänzerpaar geht längs des Tanzkreises umher; die Tänzer<strong>in</strong><br />

wählt aus den Umherstehenden e<strong>in</strong>en zweiten Tänzer, und alle drei<br />

beg<strong>in</strong>nen nun den Walzerteil, mit Drehungen und mit Durchziehen<br />

unter den erhobenen Armen des Vortänzerpaares. Dann vollzieht<br />

sich das gleiche, <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong>e zweite Tänzer<strong>in</strong> der Kette angefügt<br />

wird usf. <strong>Der</strong> <strong>Schwabentanz</strong> ist (nach Zoder) der alte „Firlefanz“<br />

und zeigt im zweiteiligen Aufbau ebenso wie durch die wichtige Rolle<br />

des Vortänzers hohe Altertümlichkeit. E<strong>in</strong>e der ältesten Fresken,<br />

die Runkelste<strong>in</strong>er Fresken (um 1400) zeigt den Tanz im Bilde (Abb.<br />

bei Zoder, II, Fig. 7) 56 .<br />

Raimund Zoder <strong>in</strong>terpretiert das Runkelste<strong>in</strong>er Fresko (siehe Bild<br />

S. 2) und kommt zu dem Schluss, dass der dargestellte Reigen<br />

durchaus e<strong>in</strong> <strong>Schwabentanz</strong> se<strong>in</strong> könnte 7 . Se<strong>in</strong>e Schlussfolgerung<br />

geht <strong>von</strong> der Situation aus, dass die 2. Person eigentlich die erste<br />

Person des Reigens ist. Die dargestellte erste Person, die Tänzer<strong>in</strong>,<br />

eigentlich die zweite Person se<strong>in</strong> müsste. Dadurch werden gedanklich<br />

die beiden ersten Personen zum Vortanzpaar im <strong>Schwabentanz</strong>.<br />

Außerdem könnte man me<strong>in</strong>en, dass sich das Ende des Reigens<br />

e<strong>in</strong>biegt und so das Ende e<strong>in</strong>er Kette darstellen könnte. Dies<br />

würde bedeuten, dass die schwarz gekleidete Person, als Letzte <strong>in</strong><br />

der Kette beg<strong>in</strong>nt, den Reigen <strong>von</strong> h<strong>in</strong>ten nach vorne (<strong>von</strong> rechts<br />

nach l<strong>in</strong>ks) zu ziehen. E<strong>in</strong>e weitere wissenschaftliche Tanz<strong>in</strong>terpretation<br />

dieses besonderen Freskos ist mir nicht bekannt.<br />

Raimund Zoder weist 1932 auf e<strong>in</strong>e Stelle der Grimmschen Hausmärchen<br />

h<strong>in</strong>, die zu dem Märchen „<strong>Der</strong> Jude im Dornbusch“ gehört<br />

8 . Auch <strong>in</strong> „Volkslied, Volkstanz und Volksbrauch <strong>in</strong> Österreich“<br />

weist Raimund Zoder 1950 darauf h<strong>in</strong>, dass der <strong>Schwabentanz</strong><br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em deutschen Märchen erwähnt wird 9 . Im Anschluss<br />

an die Beschreibung e<strong>in</strong>es <strong>Schwabentanz</strong>es gibt es noch e<strong>in</strong>en<br />

Zusatz: Vorkommen des <strong>Schwabentanz</strong>es. Dar<strong>in</strong> wird erwähnt,<br />

dass der <strong>Schwabentanz</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em deutschen Märchen der Gebrüder<br />

Grimm Erwähnung f<strong>in</strong>det.<br />

Bei den Gebrüdern Grimm lautet das Orig<strong>in</strong>al wie folgt:<br />

Die Sage vom Tanzen <strong>in</strong> den Dornen ist sehr verbreitet und greift<br />

<strong>in</strong> das Märchen vom „Liebsten Roland“ (KHM 10 Nr. 36) e<strong>in</strong>. Für<br />

die mündliche Überlieferung wird e<strong>in</strong>e Erzählung <strong>in</strong> Otmar Beckers<br />

„Erholungen“ (1797) wichtig. E<strong>in</strong> auf Tod und Leben gefangener<br />

Zauberer hat e<strong>in</strong>en, nie se<strong>in</strong> Ziel verfehlenden Pfeil und<br />

schießt damit e<strong>in</strong>en Falken aus hoher Luft, der <strong>in</strong> Sumpf und<br />

Dornen fällt. Die Häscher sollen ihn dar<strong>in</strong> suchen. <strong>Der</strong> Zauberer<br />

hebt nun den <strong>Schwabentanz</strong> zu pfeifen an und sie müssen tanzen,<br />

und danach tanzt das ganze Gericht und alles Volk; so wird<br />

er <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er H<strong>in</strong>richtung befreit. 11<br />

Zu dieser Stelle schreibt Zoder: „Es kann ke<strong>in</strong> Zweifel se<strong>in</strong>, dass<br />

unter diesem „<strong>Schwabentanz</strong>“, der auch <strong>in</strong> Österreich bekannte<br />

<strong>Schwabentanz</strong> geme<strong>in</strong>t ist, denn gerade der ist so recht geeignet,<br />

alle Zuschauer zu erfassen, da er sie ja zur Mitwirkung zw<strong>in</strong>gt.<br />

Man kann geradezu <strong>in</strong> der Reihung „… sie müssen tanzen, und<br />

danach tanzt das ganze Gericht und alles Volk;“ sehen, wie immer<br />

Bild zum Märchen der Gebrüder Grimm: <strong>Der</strong> Jude im Dorn (ca. 1850)<br />

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