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Der Schwabentanz Volksmusik in Baden-Württemberg Zum Tode von Reinhold Fink

Ganzes Heft - Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz - Volkstanz.com

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Volkstanz<br />

<strong>Der</strong> <strong>Schwabentanz</strong><br />

und se<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Deutschland<br />

unergründliche Vergangenheit<br />

<strong>von</strong> Hans-Jörg Brenner<br />

W<br />

ar der Firlefanz derselbe Tanz, den die Schwaben vor<br />

etwa 500 Jahren kreierten und selbst mit Begeisterung<br />

tanzten, den Außenstehende aber <strong>Schwabentanz</strong><br />

nannten? Warum wurden der Firlefanz und der <strong>Schwabentanz</strong><br />

<strong>in</strong> der eigentlichen Heimat der Schwaben vergessen,<br />

obwohl 1560 aus Königsberg berichtet wird, dass der Firlefanz<br />

der große Favorit der Saison sei? Warum blieb der<br />

<strong>Schwabentanz</strong> im Salzkammergut, <strong>in</strong> der Steiermark, <strong>in</strong> Niederösterreich<br />

und <strong>in</strong> Böhmen unvergessen, ja, warum wurde<br />

er dort vere<strong>in</strong>zelt noch vor ca. drei Generationen getanzt? Warum<br />

blieb der <strong>Schwabentanz</strong> dort, <strong>in</strong> verschiedenen Beschreibungen,<br />

mit nahezu gleicher Melodie und stark ähnelnden<br />

S<strong>in</strong>gtexten so lange erhalten? „Mir tanzn wia de Schwobn“,<br />

„Hali und Halo, die Schwabentänzer san do!“ 1 . Warum ist e<strong>in</strong><br />

ähnlich aufgebauter Tanz <strong>in</strong> Schwaben und Deutschland<br />

nicht erhalten geblieben? Warum wusste Hans <strong>von</strong> der Au <strong>von</strong><br />

e<strong>in</strong>em <strong>Schwabentanz</strong> im Nassauischen und hat dennoch ke<strong>in</strong>e<br />

Aufzeichnung dieses Tanzes? 2 Gibt es zu den verschiedenen<br />

Fragen heute wirklich ke<strong>in</strong>e Antwort mehr?<br />

Die deutsche Textstelle <strong>von</strong> Melchior Franck (* ca. 1580 <strong>in</strong> Zittau<br />

(Zorne?); † 1. Juni 1639 <strong>in</strong> Coburg) „Tanzen wir den Firlefanz <strong>von</strong><br />

Schwaben“ 3 <strong>von</strong> 1622, ist fast jedem bekannt, der schon e<strong>in</strong>mal<br />

etwas vom Firlefanz oder <strong>Schwabentanz</strong> gehört oder sich mit ihm<br />

beschäftigt hat. Aber ist mit dem Ausruf „Tanzen wir den Firlefanz<br />

<strong>von</strong> Schwaben“ hier tatsächlich der <strong>Schwabentanz</strong> geme<strong>in</strong>t?<br />

Auch mit den heute modernen Kommunikationsmöglichkeiten<br />

lassen die unterschiedlichen Interpretationen der beiden Tanznamen<br />

und den damit verbundenen S<strong>in</strong>gtexten, ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>wandfreie<br />

Lösung mehr zu. Die Überlieferungskette, die e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>wandfreie<br />

Problemlösung zulassen würde, sche<strong>in</strong>t irgendwann abgerissen<br />

zu se<strong>in</strong>.<br />

Firlefanz: Versucht man im Handbuch des Tanzes <strong>von</strong> Victor Junk<br />

unter Firlefanz e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis zu f<strong>in</strong>den, so ist dieses Schlagwort<br />

nicht enthalten. Firlefei, Firleifei 4 ist jedoch enthalten und dazu<br />

gibt es folgende Information: „Alte, bei den schwäbischen M<strong>in</strong>nesängern<br />

gebräuchliche Bezeichnung für e<strong>in</strong>en fröhlichen Bauerntanz.<br />

<strong>Der</strong> Tanz ist wahrsche<strong>in</strong>lich identisch mit dem raschen schwäbischen<br />

Firlefanz des 16. Jahrhunderts.“ E<strong>in</strong> weiterer H<strong>in</strong>weis führt zu<br />

dem Schlagwort „Hopelrei“, dem Hüpelrei, Hoppaldei und Heierlei.<br />

Es wird aber e<strong>in</strong>deutig erklärt, dass diese Tänze zwar alle alte Reigentänze<br />

s<strong>in</strong>d, aber paarweise und nicht im Kreis getanzt wurden.<br />

Somit kann da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass der Firlefanz ke<strong>in</strong>e<br />

zweite Bezeichnung des <strong>Schwabentanz</strong>es ist.<br />

Weitere Information über den Firlefanz, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er besonderen<br />

Abhandlung zu f<strong>in</strong>den.<br />

<strong>Schwabentanz</strong>: Im o.g. Handbuch des Tanzes <strong>von</strong> Victor Junk<br />

f<strong>in</strong>det man unter <strong>Schwabentanz</strong> den folgenden E<strong>in</strong>trag: „<strong>Schwabentanz</strong><br />

(<strong>Der</strong>)“, e<strong>in</strong> Österreichischer Volkstanz mit Gesang, am<br />

Hallstätter See noch heute lebendig, zweiteilig, aus e<strong>in</strong>em geradtaktigen<br />

Vortanz und e<strong>in</strong>em Walzer als Nachtanz bestehend. E<strong>in</strong><br />

Fresko im Schloss Runkelste<strong>in</strong>/Bozen, Reigen mit Musikanten am Schluss, ca. 1390<br />

2<br />

1/2009

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