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Der Schwabentanz Volksmusik in Baden-Württemberg Zum Tode von Reinhold Fink

Ganzes Heft - Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz - Volkstanz.com

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Persönliches<br />

noch die Landesehrennadel und nicht zu vergessen die Kurt-<br />

Wager-Medaille. Verzeiht bitte, wenn die Aufzählung unvollständig<br />

ist. Neben den genannten hatte er längerfristige Aufgaben<br />

noch als Tanzleiter bei der Landjugend <strong>in</strong> Echterd<strong>in</strong>gen<br />

und als Referent für Süddeutschland <strong>in</strong> der Deutschen Gesellschaft<br />

für Volkstanz.<br />

Dies alles drückt aber vor allem e<strong>in</strong>es aus – er war sehr vielseitig<br />

tätig, überall engagiert und mit Rat und Tat zur Seite. Viele große<br />

und kle<strong>in</strong>e Lehrgänge <strong>in</strong> den entlegensten W<strong>in</strong>keln des<br />

Schwarzwalds oder der Schwäbischen Alb oder auch über die<br />

Grenzen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s und Deutschlands h<strong>in</strong>aus zeugen<br />

da<strong>von</strong>. Oft mussten da auch Familienleben und Beruf h<strong>in</strong>ten anstehen.<br />

Das wurde dadurch erleichtert, dass der Großteil se<strong>in</strong>er<br />

Familie selbst tanzte und se<strong>in</strong> Schwager als Chef im Stuttgarter<br />

Holzbau-Betrieb Wörz ihm da sehr entgegenkam. Bei diesen<br />

Lehrgängen stand für ihn immer der Spaß am Tanzen im Vordergrund<br />

– wobei er aber immer auch Wert darauf legte, dass man<br />

den H<strong>in</strong>tergrund zu den Tänzen kannte. So konnte er sehr viel<br />

Freude am Tanzen vermitteln und begeisterte Unzählige für dieses<br />

Hobby. Viele hätten ohne se<strong>in</strong>e Begeisterungsfähigkeit nie oder<br />

nicht <strong>in</strong> diesem Maße zum Volkstanz gefunden.<br />

Die Tat ist alles, nichts der Ruhm. Aber genau diese Begeisterung<br />

war es, die ihn <strong>in</strong> vielen Orten <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> selbst Nichttänzern<br />

bekannt machte. In se<strong>in</strong>em Wohnort Leonberg oder auch<br />

se<strong>in</strong>er Geburtsstadt Tüb<strong>in</strong>gen kennen ihn dagegen nur wenige.<br />

Besonders am Herzen lagen ihm dabei immer die e<strong>in</strong>fachen Tänze<br />

aus dem Ländle und aus den Vertreibungsgebieten – er arbeitete<br />

immer an der Verbreitung dieser Tänze. Auch wenn er genauso<br />

gerne die komplizierteren Tänze der Jugendbewegung oder<br />

z.B. aus Schweden tanzte.<br />

<strong>Der</strong> andere Schwerpunkt waren die K<strong>in</strong>der. Er sammelte K<strong>in</strong>dertänze<br />

und leitete e<strong>in</strong> Umdenken zu mehr altersgerechten Tänzen<br />

für die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>. K<strong>in</strong>dertanzleiterlehrgänge, K<strong>in</strong>der- und Jugendtanzhefte<br />

(geme<strong>in</strong>sam mit der DJO) und K<strong>in</strong>dertanzfeste<br />

brachte er <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> auf. Mit dem Landesmusikrat<br />

brachte er das Heft <strong>Volksmusik</strong> und Volkstanz für die Schule heraus.<br />

Auch Volkstanzleiterlehrgänge, Fachtagungen oder die<br />

Sammlung „Unsere Tanzblätter“ der AG wurden <strong>von</strong> ihm <strong>in</strong>itiiert.<br />

Auch im organisatorischen Bereich hat er sich e<strong>in</strong>gebracht – im<br />

Vorstand der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft als zweiter Vorsitzender oder<br />

als Vizepräsident der Heimatzunft Hüf<strong>in</strong>gen. Aber die aktive Arbeit<br />

als Tanzleiter war immer die Hauptsache für ihn.<br />

Die Tat ist alles, nichts der Ruhm – und auch was das F<strong>in</strong>anzielle<br />

angeht, sah er se<strong>in</strong>e Berufung immer sehr idealistisch. Aufwandsentschädigungen<br />

wurden oftmals direkt zurückgespendet – wenn<br />

er denn überhaupt e<strong>in</strong>e verlangte. Andere Tanzleiter beschwerten<br />

sich, dass er die Preise drücken würde. Dabei hätte die klamme<br />

Haushaltskasse oft e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Unterstützung gebrauchen können.<br />

Nachdem er alle Ämter viel länger ausgefüllt hatte, als er ursprünglich<br />

wollte – er litt an dem, <strong>in</strong> diesen Kreisen üblichen<br />

Sprachfehler und konnte nicht „Ne<strong>in</strong>“ sagen – zog er sich zur<br />

Jahrtausendwende aus vielen Ämtern zurück, und übernahm<br />

dann neue. Er sorgte dafür, dass es <strong>in</strong> den jeweiligen Gruppen<br />

und Verbänden weiterg<strong>in</strong>g und brachte sich <strong>in</strong> anderen, die tänzerisch<br />

noch nicht so weit waren, e<strong>in</strong>. In dem Zusammenhang<br />

kündigte er auch zahlreiche Mitgliedschaften bei Verbänden im<br />

In- und Ausland, um sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em „Dritten Lebensabschnitt“<br />

vermehrt anderen D<strong>in</strong>gen wie Konzerten, Theater oder Reisen<br />

zuzuwenden.<br />

Zurückgezogen hatte er sich hier auch <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Familie und unternahm<br />

das meiste mit se<strong>in</strong>er Freund<strong>in</strong>. Mit ihr tanzte er bis zuletzt<br />

auch noch im Albvere<strong>in</strong> Stuttgart-Vaih<strong>in</strong>gen mit.<br />

Aber ganz kam er <strong>von</strong> der Tanzleiterei nicht los – im Frühjahr<br />

2007 erst hielt er beim Trachtengau Schwarzwald se<strong>in</strong>en letzten<br />

Lehrgang.<br />

Als zu Beg<strong>in</strong>n des letzten Jahres Krebs diagnostiziert wurde,<br />

konnte niemand ahnen, wie aggressiv die Krankheit se<strong>in</strong> und wie<br />

schnell es zu Ende gehen würde. So traf se<strong>in</strong> Tod die meisten se<strong>in</strong>er<br />

Freunde und Bekannten sehr plötzlich und unerwartet.<br />

Er lebt <strong>in</strong> den Herzen aller, die ihn als Tanzleiter erleben durften,<br />

weiter. Spuren hat er jedenfalls <strong>in</strong> wohl allen tanztreibenden Verbänden<br />

im Land h<strong>in</strong>terlassen. Uns bleibt se<strong>in</strong> Vermächtnis: In<br />

den Verbänden im Land näher zusammenzurücken und sich mite<strong>in</strong>ander<br />

für die geme<strong>in</strong>same Sache e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Und wer weiß – womöglich lehrt er nun denen im Himmel das<br />

Tanzen, die es im irdischen Leben versäumten. Denn wie heißt es<br />

bei August<strong>in</strong>us – „Oh Mensch, lerne Tanzen, sonst wissen die Engel<br />

im Himmel mit Dir nichts anzufangen!“<br />

◆<br />

Trauerrede <strong>von</strong> Klaus F<strong>in</strong>k,<br />

gehalten bei der Trauerfeier <strong>in</strong> Leonberg.<br />

1/2009 23

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