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Der Schwabentanz Volksmusik in Baden-Württemberg Zum Tode von Reinhold Fink

Ganzes Heft - Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz - Volkstanz.com

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Volkstanz<br />

Dass der <strong>Schwabentanz</strong> im 18. Jahrhundert bekannt war, zeigt<br />

auch der bekannte Musiktitel „<strong>Schwabentanz</strong>“ <strong>von</strong> Leopold Mozart<br />

(1719–1787). Doch fehlt hier jeglicher H<strong>in</strong>weis auf die Tanzform.<br />

Ebenso fehlen bei den <strong>Schwabentanz</strong>-Melodien, die <strong>in</strong> der<br />

Bayrischen Staatsbibliothek München s<strong>in</strong>d und die u.a. auch <strong>von</strong><br />

Hermann <strong>Der</strong>schmidt erwähnt wurden, die Tanzbeschreibungen.<br />

Da es leider ke<strong>in</strong>e gesicherten Überlieferungen zum <strong>Schwabentanz</strong><br />

<strong>in</strong> Deutschland gibt, ist es schwierig, denselben dem<br />

Schwerttanz oder Reiftanz zuzuordnen. Das Ausdrehen des Führungspaares<br />

mit anschließendem Durchziehen der Mittanzenden<br />

beim <strong>Schwabentanz</strong>, entspricht durchaus e<strong>in</strong>er sehr gängigen<br />

Figur beim Schwert- und Reiftanz. Ob diese Tanzfigur zufällig ist<br />

oder <strong>von</strong> den beiden anderen Tänzen übernommen wurde, lässt<br />

sich derzeit nicht nachweisen.<br />

Ob der <strong>Schwabentanz</strong> mit deutschen Auswanderern die Donau<br />

abwärts mitgewandert ist, konnte nicht bestätigt werden. Albert<br />

Reich, der sich außerordentlich gut über die deutschen Auswanderer<br />

und deren Ansiedlungen entlang der Donau auskennt,<br />

konnte nicht bestätigen, dass es <strong>in</strong> den österreichischen Orten,<br />

<strong>in</strong> denen der <strong>Schwabentanz</strong> aufgezeichnet wurde, deutsche Ausbzw.<br />

E<strong>in</strong>wanderer gab. 35 Er me<strong>in</strong>te, dass es vielleicht Fuhrleute,<br />

e<strong>in</strong> bis zwei Generationen vor den deutschen Auswanderern waren,<br />

die den Tanz nach den Orten <strong>in</strong> Österreich brachten. Dies<br />

müsste allerd<strong>in</strong>gs noch näher erforscht werden.<br />

<strong>Der</strong> Gedankengang, dass der <strong>Schwabentanz</strong> <strong>in</strong> Deutschland sich<br />

heute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>dertanz versteckt, kann derzeit nicht mit Sicherheit<br />

nachvollzogen werden. Tänze zum Anhängen werden<br />

durchaus noch <strong>von</strong> K<strong>in</strong>dern getanzt. „Ei Bauer, was kost’ dei<br />

Heu?“, „Ist die schwarze Köch<strong>in</strong> da?“ oder „Die Reise geht nach<br />

Hopp-hopp-hopp“. Ei Bauer, was kost’ dei Heu? hat am Ende des<br />

Tanzes denselben Ausgang wie der <strong>Schwabentanz</strong> aus Altött<strong>in</strong>g.<br />

Doch wird dieser K<strong>in</strong>dertanz nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kette, sondern paarweise<br />

oder zwei und zwei h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander getanzt. Bei „Ist die<br />

schwarze Köch<strong>in</strong> da?“ wird zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kette getanzt, aber das<br />

zuletzt übrig bleibende K<strong>in</strong>d steht außerhalb der tanzenden Kette.<br />

„Die Reise geht nach Hopp-hopp-hopp“ wird <strong>in</strong> 2 Versionen<br />

getanzt. Die folgende Version kommt dem <strong>Schwabentanz</strong> am ähnlichsten:<br />

Es wird der Text: „Die Reise geht nach Hopp-hopp-hopp<br />

<strong>von</strong> Hopp-hopp-hopp nach Bremen, der Letzte soll sich schämen<br />

oder der Letzte soll sich nehmen“, gesungen. Die K<strong>in</strong>der bilden<br />

e<strong>in</strong>en Kreis und gehen s<strong>in</strong>gend herum. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes K<strong>in</strong>d geht <strong>in</strong><br />

entgegengesetzter Richtung und klopft bei „schämen“ e<strong>in</strong>em<br />

K<strong>in</strong>d des Kreises auf den Rücken (siehe „<strong>Der</strong> <strong>Schwabentanz</strong>“ bei<br />

August Hermann), das ihm nun folgt. Dies wiederholt sich, bis<br />

Ausschnitt aus: Julius Exner (1825-1910): „Slutn<strong>in</strong>g på Gildet“ (1860). Reproduktion<br />

e<strong>in</strong>es Bildes aus dem Staatsmuseum <strong>in</strong> Kopenhagen<br />

„<strong>Der</strong> Tanz“ aus e<strong>in</strong>em Stich nach James Stella<br />

der Kreis aufgelöst ist. Jedoch könnte der letzte Satzteil auch<br />

lauten: Den Letzten muss (werd’) ich nehmen 36 . Soweit ich mich<br />

er<strong>in</strong>nern kann, hat man schon früher dafür gesorgt, dass abwechslungsweise<br />

e<strong>in</strong> Junge und e<strong>in</strong> Mädchen <strong>in</strong> die sich bildende<br />

Schlange genommen wurde. Aber auch bei diesem Tanz stehen<br />

die Letzten außerhalb des Kreises, weil die Schlange zu groß<br />

wurde. In den noch aktuellen Schwabentänzen aus Österreich,<br />

wird das E<strong>in</strong>zelstehen nicht erwähnt und wird auch sicher nicht<br />

vorkommen, weil der Tanz dort mit e<strong>in</strong>em allgeme<strong>in</strong>en Walzer<br />

schließt. Ob das volkstümliche Spiellied „Als ich e<strong>in</strong>mal reiste“<br />

bereits auf den Paartanz am Schluss h<strong>in</strong>weist, ist nicht bestätigt.<br />

Leider liegen außer der Melodie und dem Text nichts weiter vor 37 .<br />

1/2009 11

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